Es war jene Zeit, als die Corona-Krise gerade so begann. Jene Zeit, wo man von Tag zu Tag etwas mehr realisierte, welche Welle da anrollt. In Italien war die Situation bereits eskaliert, in Ischgl ebenfalls. Ich war schon kurz davor, die Sache abzublasen. Zu gross das schlechte Gewissen. Auf der anderen Seite kam ich nicht um den Eindruck herum, dass in der Schweizer Bevölkerung noch eine grosse Arroganz vorherrschte. Das Virus wurde noch nicht ernst genommen, man dachte, das bliebe in China und Italien. Solange die Situation noch zu grossen Teilen verleugnet wurde, würde ich mich nur selber bestrafen, wenn ich zuhause bliebe. Jedenfalls entschloss ich mich, trotzdem mal die Reise zu beginnen und von Tag zu Tag unter grösster Vorsicht weiterzuschauen. Aber alle fünf Tage? Damit rechnete ich nicht.
Um halb fünf stand ich tatsächlich auf, ich nahm die erste Zugverbindung ins Wallis. Unterwegs kaufte ich mir online mal ein Snow-and-Rail-Billet für zwei Tage. Schon praktisch, kann man ja auch direkt auf den Swisspass laden. Beim 6-Uhr-Zug ab Zürich HB hat man in die 4 Vallées anschliessend die beste Verbindung via Veysonnaz. Also sollte ich da ins Skigebiet einsteigen, beim Umsteigen in Sion schloss ich noch rasch das Gepäck ein. In Veysonnaz selber brauchte ich dann noch 5 Minuten, um die Talstation der Gondelbahn zu finden, danach gings um 9 Uhr 20 endlich los auf die erste Bergfahrt.
Oben in Thyon / Combyre angekommen musste ich mich zuerst orientieren. Quer durch den Bergstationsbereich hindurch war eine Boarder- und Skicross-Strecke angelegt und abgesperrt, so dass die Verbindungen zwischen den Liften nur per Ziehwege und Tunnels möglich waren. Ein ziemlich verwirrendes Gewusel, wenn man sich nicht auskennt. Eigentlich wollte ich mit der Piste de l'Ours beginnen, stattdessen landete ich am Skilift Drus. So gabs zum Start je eine Fahrt mit den Schlepper Drus und Inalpe, im gefrorenen Frühlingsschnee.
Die Piste de l'Ours war dann auf den oberen zwei Dritteln noch zugefroren, aber unten, wo es bereits auffirnte, genial. Mit der neuen Gondelbahn (Baujahr 2016, mit Kurve) kommt man die 650 Höhenmeter schnell wieder rauf, also gleich eine Wiederholungsfahrt. Dann wechselte ich wieder auf die andere Seite der Cross-Strecke, einmal Skilift Inalpe und dann die Talabfahrt nach Veysonnaz. Gefiel mir gut, im Gegensatz zur Piste de l'Ours etwas schmaler dafür mehr Übergänge und durchwegs steil. Dazu reizvolle Tiefblicke ins Rhonetal.
Um weiter südlich zu kommen ist der Skilift Cheminée die beste Wahl. Mit seiner Trassierung über die Krete noch speziell, so machte ich eine Wiederholungsfahrt. Anschliessend wagte ich mich ein wenig ins völlig unübersichtliche Schlepperchaos von Les Collons. Hier, an den Osthängen, war wegen der Wärme der Schnee bereits völlig aufgeweicht und triefend nass. Abklappern wollte ich deshalb die Skilifte (noch) nicht, lieber sollte es bald weiter gehen in Richtung Siviez.
Eine Abfahrt an den beiden KSBs ganz aussen machte ich trotzdem noch. Wusste ja nicht, ob ich hier nochmals vorbeikommen würde. Die schwarze Ethérolla war auch schon weich, ging aber noch gut zu fahren. Die Talabfahrt nach Les Collons, zwischen den Feriensiedlungen hindurch war überraschend abwechslungsreich, da gabs mal Kurven mal Steilstücke mal kurze Ziehwege.
Danach machte ich mich definitiv auf den Weg Richtung Combatseline und Siviez. Auch hier wurde ich positiv überrascht: für mich waren das keine Verbidungspisten- und lifte, sondern eher zwei ruhige, abegelegene Geländekammern, die mit eigenen Liften erschlossen sind. Dieses Teilgebiet bekommt durch die Tatsache, dass es nicht "von unten" sondern nur seitlich erreich bar ist, einen zusätzlichen speziellen Charakter. So machte ich zwei Fahrten am Skilift Tsa, ebenfalls zweimal nahm ich den Skilift Chottes und die 2SB in Kombination.
Die 2SB ist zwar kurz aber sehr langsam. Ein Versuch neben den Pisten im Steilhang schlug fehl, der Schnee war bereits zu schwer. Unten war der Skilift Meina bereits in der Sommerpause, also weiter in Richtung Greppon Blanc Doppelschlepper. Der Ziehweg war noch nicht aufgetaut und darum flüssig zu fahren. Auch der Doppelschlepper erschliesst wieder eine neue Geländekammer, schön! Oben würde ja mit der Route Étéygeon ein Highlight der 4 Täler starten, war aber geschlossen und zugesperrt.
Schliesslich erreichte ich den Combatseline-Hang oberhalb Siviez. Hier waren die Hänge gerade aufgefirnt, so dass die Steilhänge super zu fahren waren. Machte ich gleich eine Wiederholungsfahrt, um beide Varianten zu fahren. Von den steilen Pisten kann man schön die Station Siviez im Talschluss überblicken. Bekanntlich der neuralgische Knoten des Skigebiets, wo die drei Achsen aus Verbier, Nendaz und Veysonnaz zusammentreffen.
Danach wechselte ich in Siviez die Seite und stellte mich spontan an der 4KSB an die Warteschlange.
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