Während es am Mittwoch ohne grossen Plan spontan der Nase nach ging, wollte ich am Donnerstag zumindest versuchen, die wesentlichen Teile von Verbier und La Tzoumaz abzufahren. Von Martigny aus ist das Einstiegsportal Le Châble bequem zu erreichen. Vor 2 Jahren, beim Besuch von Bruson, war der neue Bahnhof noch in Bau, nun ist der riesige, mit Parkplatz überdachte Bahnhof fertig geworden. Dieses neue Portal wirkte etwas übertrieben und steril, der gewaltige Betonkomplex passt für mich nicht in die Bergwelt.

Offiziell fährt die Gondel nach Verbier ab 8 Uhr 45, geöffnet wurde offensichtlich schon früher. Während in den Skigebiets-Fortsatz Bruson eine neue 8er-Gondel führt, ist die Kapazität der 4er-Gondel nach Verbier eingeschränkt, es gab etwas Wartezeiten. Zu dritt in der Gondel, wegen Corona ein mulmiges Gefühl. Ab der Mittelstation Médran in Verbier war ich rauf nach Ruinettes wieder alleine. Dort mit dem ziemlich vollen Funitel gleich nochmals weiter rauf nach Les Attelas - 1900 Höhenmeter oberhalb von Le Châble.

Ziehweg von der Attelas-Piste rüber in den La Chaux Sektor

erster Blick in die Geländekammer La Chaux

Bergfahrt auf der leeren Kombibahn

Blick nach Westen zum Teilgebiet Bruson

Nach der warmen Nacht waren die Pisten bereits weich, aber zu diesem Zeitpunkt noch gut zu fahren. Zunächst nahm ich je einmal die La Chaux Sesselbahn und die Kombibahn, um die Geländekammer mit ihren zahlreichen kürzeren Pisten kennenzulernen. Dann mit der Jumbo-Luftseilbahn rauf auf den Col des Gentianes. Starker Wind, Mont Fort noch geschlossen, also nahm ich die Piste runter nach La Chaux. Gefiel mir auf Anhieb, mit der reizvollen Trassierung durch das alpine Hochtal. Nur zuunterst muss man bei der "Gentianes"-Variante etwas schieben.

Bergstation Col des Gentianes

Tiefblick auf die landschaftlich tolle rote Piste Cabane

Luftseilbahn von La Chaux zum Col des Gentianes in der Totalen. Die Bahn wurde erst 1987 gebaut, als letzter Teil der Erschliessung des Mont Forts.

Nach einer Fahrt am Chaux-Sessel mit 180°-Einstieg gings wieder rauf zum Col des Gentianes. Eigentlich wollte ich Abfahrtsroute nach Tortin ausprobiern, doch just zu diesem Zeitpunkt ging die Gipfelbahn auf, so erwischte ich die zweite Kabine. Trotz des durchzogenen Wetters war die Stimmung oben auf 3315 m.ü.M. gewaltig, der Ausblick auf die umliegenden Viertausender ist wieder mal eindrücklich. Die nicht präpariert Abfahrt danach ging problemlos, einzig die vereiste Traverse auf der Krete war für mich mit dem alten Snowboard etwas kritisch.

gleich gehts ganz rauf

stützenlos die Gipfelbahn auf den Mont Fort, erschlossen seit 1983

Gipfelpano: mittig die Rosablanche, hinten von links nach rechts: Dent Blanche, Matterhorn, Dent d'Hérens, Pigne d'Arolle, Mont Blanc de Cheillon, Le Pleureur

Gipfelpano: Bishorn, Weisshorn, Dom, Täschhorn, Zinalrothorn, Grand Cornier, Obergabelhorn, Dent Blanche.

Gipfelpano: Mont Blanc de Cheillon, Le Pleureur, rechts in den Wolken der Grand Combin

auf der Gipfelpiste

Zum Verschnaufen zwei Fahrten am Skilift Gentianes, die kurze Piste daneben ist noch ganz nett. Drüben an der Mont Fort Bahn reichte die Warteschlange bereits aus dem Gebäude raus. Da nahm ich lieber die Abfahrtsroute nach Tortin. Zunächst noch gemütlich, aber bald schon ein ewig langer, breiter Steilhang, der auf dem Snowboard ziemlich in die Beine ging. Das minimalistische der Erschliessung fand ich schon faszinierend: riesige hochalpine Geländekammer ohne Pisten, ohne Infrastruktur, abgesehen von den Luftseilbahnstationen. Gibts sonst kaum in Grossraumskigebieten.

Skilift Col des Gentianes

Einfahrt in die Skiroute Tortin

kurze Fahrt auf der 4KSB von Tortin über die flache Ebene

Anfängerpiste Tortin

Unten in Siviez angekommen, fuhr ich nochmals via Tortin rauf auf den Col des Gentianes, da ich die schöne Cabane-Piste nach La Chaux nochmals fahren wollte. Leider zog das Wetter immer mehr zu. Nächste Abfahrt war dann die rote Fontanet in Kombination mit der Hattey. In den 90er Jahren standen hier noch drei Städeli-Sesselbahnen, nun sind es Hintenrum-Abfahrten. Sicht leider sehr schlecht, darum keine Bilder. Unten wars dann sowieso eine mässig interessante Wegpiste zur Talstation Mayentzet.

Blick runter auf die Chaletstadt Verbier, am Gegenhang das Teilgebiet Savoleyres

Talstation der 6KSB Mayentzet oberhalb Verbier

eine durchwegs steile Beschäftigungsanlage

Seitenblick auf das Funitel

Oben auf der Tête des Vaux war ich gespannt auf die nächste der klassischen Quattre Vallées Routen: das Vallon d'Arbi. Nach dem kurzen Startstück gabs bei der berüchtigten Bobbahn vorher und nachher Staus. Die anschliessende Traverse zum Col des Mines war mit dem Snowboard fürchterlich, da viel zu flach. Nach einem weiteren Schiebestück begann dann erst der eigentliche Haupthang runter ins Tal, vielleicht 400 Höhenmeter. Zwar sehr schwerer Schnee, war aber steil und schön zu fahren. Weniger schön die anschliessende Schieberei nach La Tzoumaz: es war derart warm, dass der Schnee auf dem Wanderweg völlig aufgeweicht war.

Einfahrt ins Vallon d'Arbi am Lac des Vaux

zuerst durch eine nette Mulde

nachher die bekannte "Bobbahn"

Haupthang der Vallon d'Arbi Route

letztes Steilstück runter

auf dem Wanderweg nach La Tzoumaz

Während dem ganzen Morgen hatte ich Corona-bedingt ein mulmiges Gefühl und ein schlechtes Gewissen. Nun, alle zwei Stunden wusch ich Hände und Gesicht, auf Restaurantbesuche verzichtete ich gänzlich, bei den Luftseilbahnen wartete ich draussen statt in der Kabine auf die Abfahrt. Vorsicht konnte sicher nicht schaden. Am Nachmittag, im Teilbereich Savoleyeres, sollte das weniger problematisch sein - hier war das Skigebiet wie ausgestorben.