Am Bahnhof in Ilanz hat man die Qual der Wahl: Postautos fahren nach Falera und Laax im Osten, nach Vella und Vals im Süden, nach Waltensburg und Obersaxen im Westen. Alternative ist die Rhätische Bahn nach Tavansa/Brigels und Disentis, heutiges Tagesziel. Bis dorthin hatte der Zug allerdings acht Minuten Verspätung. Ortsbus zur Talstation verpasst, also kurzerhand umsteigen in die Matterhorn-Gotthard-Bahn nach Sedrun und bei der ersten Station (Acla da Fontauna) wieder aussteigen. Von dort noch 10 Minuten Fussmarsch, dann war die Talstation des Skigebiets doch noch erreicht, ohne allzugrossen Zeitverlust.

20 Minuten anstehen an der Talstation San Catrina, dann ging es mit der neuen Luftseilbahn hinauf nach Caischavedra. Die Hauptachse im Skigebiet bilden die beiden 4KSB Gendusas und Lai Alv und der anschliessende Skilift Pez Ault, allesamt an sonnigen Südhängen. Das Skigebiet geht zwar nicht auf 3000 Meter hinauf, wie man wegen des Slogans "Disentis 3000" denken könnte, mit 2800 m.ü.M. ist es aber immer noch spürbar höher als die umliegenden Gebiete Sedrun, Brigels und Obersaxen. Der Himmel war leicht bewölkt, vor allem aber war es spürbar milder als an den Tagen zuvor.


Luftseilbahn Disentis-Caischavedra, 2007 neu gebaut


Förderband auf der Station Caischavedra als Verbindung ins Skigebiet


Talstation der unteren 4KSB. Wegen den Skischulen ordentlich Andrang.


Strecke der unteren 4KSB, Baujahr 1996


zuoberst im Skigebiet auf 2800 m.ü.M.


gemütliche Piste Piz Ault

Die ersten paar Abfahrten verbrachte ich im linken Nebenbereich des Skigebiets: Zum einen am flachen Skilift Dadens, der zwar landschaftlich interessant eine Geländekammer erschliesst, dessen Piste aber wirklich wenig hergibt. Zum anderen an der 3SB Parlets, eine Neuerschliessung von 1987. Die rassige Piste Cuolm da Vi war mir vom bislang einzigen Aufenthalt in Disentis positiv in Erinnerung geblieben, und machte auch diesmal richtig Spass. Schade nur, dass sich die Bergfahrt mit der lahmen Sesselbahn langsam gestaltet.


Skilift Dadens in der Totalen


3SB Parlets. Statt Schranken gibts hier ein nerviges akustisches Signal zum Vorrücken an der Talstation.


Ausblick nach Sedrun und in Richtung Oberalp


Piste Cuolm da Vi


schöne, wellige Trassierung. Im Hintergrund die Surselva in Richtung Chur


im Skilift Dadens


Blick über die recht lange Anlage

Bald ging es wieder zurück zu den Hauptliften. Da jede Anlage nur ein bis zwei Pisten erschliesst, hat man das Skigebiet recht schnell abgefahren. Mir gefielen vor allem die Hänge an der oberen 4KSB, kombiniert mit anderen Pisten sind sie auch genügend lang. Das Gelände lädt hier geradezu ein zum Fahren neben den Pisten, ist allerdings auch dementsprechend verfahren. Trotzdem, die steile Abfahrt durch ein Couloir links der "Lai Alv"-Sesselbahn war toll und sollte sich auch als Einfahren für den Nachmittag erweisen...


Bergstation der zweiten KSB


Station Gendusas mit den beiden Zwillingssesselbahnen


Blick hinüber zur Trassee der 3SB Parlets


einer der steilen Hänge neben den Pisten rund um Lai Alv


die obere KSB in der Totalen - beide KSBs waren ziemlich langsam unterwegs


Piste Pez Ault, eine eher flache Angelegenheit

Disentis ist als klassisches Freeride-Gebiet bekannt, zu nennen wären z.B. das Val Strem und das Val Segnas. Ich hate auch Lust auf mehr und machte mir die Sache einfach: Von der Bergstation am Pez Ault muss man kurz nach rechts hinüberqueren, und schon öffnen sich die beliebten Hänge oberhalb des Val Acletta. Der Schnee war etwas schwer, ähnlich wie einige Wochen zuvor am Cassons. Dass das Gelände grösstenteils schon recht verfahren war, störte kaum - zu schön war die Abfahrt im weitläufigen Hochtal. 1600 Höhenmeter ging es hinunter, für weniger Geübte wie mich ein ziemliches Erlebnis. Ganz unten im Talboden bringt einem schliesslich eine chaotische Buckelpiste zurück zur Talstation San Catrina.


Einfahrt ins Val Acletta


ziemlich verspurt, doch landschaftlich eine Wucht


Blick zurück auf den ersten Steilhang...


... und hier der Zweite


Buckelpiste im Talboden, zurück Richtung Disentis


etwa 2 Kilometer lange Ausfahrt aus dem Val Acletta

Am späteren Nachmittag liess ich es wieder gemütlicher angehen. Zuerst einmal die direkte Talabfahrt ab Caischavedra, dann vor allem Wiederholungsfahrten an der oberen Sesselbahn. Nach und nach leerte sich das Skigebiet. Dann zum Schluss nochmals hinauf zum Pez Ault und ganz hinunter, diesmal auf den Pisten. Zunächst auf einer Hochebene, dann Steilhänge, breite Carving-Autobahnen und unten Waldabfahrt: als Totale war auch die "Standardabfahrt" ganz interessant, besonders (wie immer :) ) im Abendlicht.


in der unteren 4KSB, rechts der kurze Übungsskilift Palius


und wieder in der oberen 4KSB


kurz vor Vier: letzte Bergfahrt am Skilift Piz Ault


breite Carving Piste Gendusas


auch Abends noch schön zu fahren


schwarze Talabfahrt nach Disentis, oben nette Trassierung


Luftseilbahn mit den beiden 90er-Kabinen

Auch dieser Tag ging rasant vorbei. Vom Skigebiet selber hatte ich mir - auch wegen der grossen gesamten Höhendifferenz - insgeheim etwas mehr erwartet, es war mir eine Spur abwechlungsreicher in Erinnerung gewesen. Das mag daran liegen, dass die beiden ähnlichen oberen Skilifte pistenmässig nicht allzuviel hergeben. Umso besser, dass man hier neben den Pisten voll auf die Kosten kommt.