Nach dem Morgenbesuch bin ich ein zweites Mal an der La Siala: Überraschenderweise gab es hier noch immer keine Wartezeiten an der 3er-Sesselbahn, was ich nur selten so erlebt hatte. Dieses Mal war der offizielle Geheimtipp an der Reihe: Die Siala Ost, welche über Grauberg und Startgels, hinunter nach Flims, knapp 1800 Höhenmeter bewältigt. Hier gabs viele interessant trassierte, schmale und weite Abschnitte. Besonders der Abschnitt an der Grauberg-Bahn gefiel mir. Im Übrigen ist dieser als ruhige Ecke ein Geheimtip an Spitzentagen.


auf der Siala Ost, mit neugierigen Blicken zum Cassonsgrat gegenüber


sehr schön trassiert, auch dies eine Hintenrum-Piste


Blick zurück zur Siala Ost


Grauberg - Bahn


Genuss-Piste

Vor der Talabfahrt nach Flims gings nochmals mit der Grauberg-Bahn hinauf, da ich die neue Stretg noch nie befahren hatte und dementsprechend kennenlernen wollte. Naja, von einer neuen Talabfahrt für die Massen kann man (im Nachhinein betrachtet) nicht viel mehr erwarten als eine ziemlich stark planierte Piste. Immerhin einige Kurven, und nicht uniformes Gelände, langweilig war sie schon nicht.


auf der neuen Stretg


Talstation Flims auf 1100 NN


Arena-Express 1. Sektion - die ganze Anlage misst 6 Kilometer


Wechsel zur Liftkette ganz rechts im Gebiet - hier auf der 3KSB Foppa


nächste Sektion: 4KSB Naraus. Leider beides Anlagen mit Skiköcher, das Snowboard hat nur quer auf dem Sessel Platz

Nächstes Ziel war der Cassons-Grat, ein Kultobjekt, das leider LSAP-gefährdet ist. Die kleine Luftseilbahn fährt im Halbstundentakt hinauf auf den Grat, neben mir hatten sich noch zwei andere Mitzwanziger hierhin verirrt, dazu der Kabinenführer. Nichts für den Mainstream, den oben gilt es zuerst, fünf Minuten hinaufzugehen auf den Gipfel, wo man ein tolles Panorama über die Bündner Alpen geniessen kann. Ach ja, Pisten gibts hier keine. Nur drei Abfahrtsrouten, die es allerdings in sich haben. Der Einstieg gestaltete sich etwas heikel, da fast aller Schnee verweht wurde und bloss ein drei Meter breites Schneeband den steilen Abhang hinunterführte.


kurz vor der Bergstation Naraus, rechts die Talstation der Cassonsbahn


Fil de Cassons auf rund 2700 m.ü.M.


Panorama und Bergstation der Luftseilbahn


Gipfel-Pano - unten zu sehen Nagens und Co.

Bald schon macht sich aber der ganze Hang auf, und das ist einiges: einen Kilometer breit, ebensoviel hinunter, und man hat das ganze Areal für sich alleine, denn sonst ist hier niemand zu sichten! Leider war der Schnee etwas schwer und schmierig, so dass es kein richtiges Pulverfahren war und die Abfahrt ziemlich in die Beine ging. Ich wählte die mittlere Route (ehemals triple diamond) hinunter nach Foppa. Minutenlang einen einsamen, kaum endend wollenden hang hinunterkurven. Ein ähnliches Ambiente wie morgens am Vorab Sattel.


mitten auf der Abfahrtsroute - begleitet von der herrlichen Kulisse


weiter unten in Richtung Foppa


Blick zurück auf den breiten Hang, wobei die Steilheit nicht zur Geltung kommt


wieder im Arena-Express I...


... kurz vor Plaun

Mittlerweile war es drei Uhr nachmittags, als ich zurück am Crap Sogn Gion war. Letzte Fahrt zum Crap Masegn etwa um 15.45. So blieb die Wahl zwischen der FIS hinunter nach Laax und der blauen Talabfahrt nach Falera. Da ich noch nie nach Falera gefahren war, entschied ich mich für die zweite Variante. Die erste Hälfte bis nach Curnius ging wie im Nu vorbei. Danach erinnerte mich die blaue Talabfahrt im offenen, sonnenüberfluteten Gelände frappant an die Talabfahrt nach Vella im Skigebiet Obersaxen, das hier gleich gegenüber liegt. In schneearmen Wintern sind beide aufgrund der bescheidenen Höhe und Südhanglage Kuntschneebahnen im Grünen.


4KSB Falera-Curnius, dahinter das Val Lumnezia


Falera


4KSB mit Talabfahrt - ebenfalls eine Anlage mit Skiköchern


weiter oben auf der 4KSB Curnius am Crap Sogn Gion


Strecke der Luftseilbahn zum Crap Masegn, darunter u.a. der Doppellift Ils Plauns


Blick aus der Kabine in Richtung Siala und Mutta Rodunda

Crap Masegn, 15.55, soeben mit der letzten Bahn des Tages oben angekommen. Geniessen der Abendsonne, während sich das Skigebiet nach und nach leert, die Gondeln der Vorabbahn eingaragiert werden. Ein toller Tag neigt sich dem Ende zu. Nicht ganz, den noch steht eine Abfahrt an: Bei genügend Schnee wird vom Crap Masegn aus eine Piste zu den weit entfernten Dörfern Ladir und Ruschein präpariert. An der Abendsonne, mit herrlichem Panorama über die Surselva, zweistellige Kilometerzahl - zweifelslos in der Kategorie "schönste Talabfahrten der Alpen". Und wieder stellte sich das Gefühl ein, alle Zeit der Welt zu haben. Für die paar Leute hier traf stets dasselbe zu: Immer wieder für einen Moment anhalten, um die Atmosphäre zu geniessen. Niemanden störte es, dass ab und zu geschoben werden muss. Einfach weiter und weiter hinunter...


hier wird die Vorab-Bahn bereits eingaragiert


Start zur Talabfahrt nach Ladir und Ruschein


kecke, wellige Abschnitte - gegenüber das schattige Obersaxen


Abendstimmung mit der genialen, kaum enden wollenden Abfahrt


interessante Steilhänge...


... und weiter geht's


Abendstimmung I


Surselva, rechts Waltensburg mit Skigebiet


weiter unten dann vorwiegend Weg

Nach etwa 40 Minuten war ich dann unten in Ruschein angekommen - weit weg vom Skigebiet. Erneut ist der Vergleich mit Obersaxen gegenüber unumgänglich - diese Talabfahrt ist das Pendant zur Abfahrt vom Piz Sezner nach Lumbrein oder Vignogn, wobei mir ehrlicherweise jene Talabfahrt in Obersaxen noch ein wenig mehr angesprochen hat. Nun denn, einen kurzen Marsch durchs Dorf zur Bushaltestelle, 15 Minuten warten, und dann gings direkt nach Hause.


Abendstimmung II


unten angekommen in Ruschein

Fazit: War ein ungemein abwechslungsreicher Besuch. Laax wird mich wiedersehen, auch mit dem Gedanken daran, dass es noch zahlreiche weitere Varianten gäbe, die ich gerne kennenlernen würde, so beispielsweise die Routen Cassons-Segnes, Nagens-Startgels oder Masegn-Falera. Wer das Glas halbleer sieht, der wird in Laax genügend Gründe finden, um sich aufzuregen. Wer es halbvoll sieht, der freut sich schlicht und einfach am abwechlungsreichen Skigebiet.