Das Skigebiet von Brigels, Waltensburg und Andiast ist nicht gerade der Überflieger. Im Wesentlichen führen von Brigels und von Curtginet aus zwei Liftlinien à je zwei Sesselbahnen den gleichmässigen, schwach geneigten Bergrücken zum Fil da Rubin hinauf. Alles am gleichen Hang in gleicher Ausrichtung, steile Pisten sucht man vergeblich. Schon im Voraus ist klar, dass das nicht mein Lieblingsgebiet sein würde, man kann aber trotzdem mal hinfahren. Wie üblich an Sonntagen im Februar bildete sich eine längere Warteschlange an der Kasse Curtginet, auch da der Angestellte drei Minuten Pause einschaltete.

Bei 2600 Metern Länge und ganzen 750 Höhenmetern war es von Vorteil, dass die 4KSB von Waltensburg zur Alp Dado mit vollen 5 m/s in Betrieb war. An der Talstation wird nur jeder zweite Sessel gefüllt, die andere Hälfte bleibt leer bis zur Mittelstation Canischauna, wo man auch zusteigen kann. Der baugleiche anschliessende zweite Sessellift ist die Hauptbeschäftigungsanlage von Brigels-Waltensburg. Dementsprechend viel war hier los, länger Wartezeiten an der Bahn. Wie angekündigt war das Wetter noch schlecht, oben regnete es bis ganz hinauf, und wegen den Temperaturen um 10 Grad waren die Pisten bereits um 10 Uhr morgens völlig ausgefahren, aufgeweicht und verbuckelt.


auf der Sesselbahn Waltensburg - Alp Dado kurz vor der Mittelstation Canischauna


die untere Sesselbahn beim Skilift Alp Dado


2. Sektion: Sesselbahn Alp Dado - Fil


wieder auf der oberen KSB, rechts hinten der Skilift Miret

Um dem Grossansturm zu entgehen fuhr ich ein paar Mal die lange Talabfahrt ganz nach Waltensburg hinunter oder bis zur Mittelstation. Keineswegs nur ein Ziehweg, wie ich erwartet hatte, sondern immer wieder neue, flache Pistenstücke. Viel interessanter als angenommen, und auch in recht gutem Zustand. Völlig klar, dass das auf 1100 Metern Höhe am prallen Sonnenhang nur mit Kunstschnee geht. Nun verzogen sich die Wolken nach und nach, und es wurde ein Schönwetter-Nachmittag.


Engstelle auf der Talabfahrt


zu sehen sind zwei der zahlreichen Pistenvarianten


Bergstation auf 2400 m.ü.M.


im Skilift Miret - auch hier viel los

Während der Mittagszeit wurden die Wartezeiten spürbar kürzer - Zeit, um die zahlreichen Pistenvarianten an der oberen KSB zu checken. Sehr viel Auswahl, wodurch sich die Leute gut verteilen, aber alles sehr ähnlich. Bei schönem Pulverschnee wären das richtige Carving-Autobahnen. In der oberen Hälfte wird die Sesselbahn rechts vom Skilift Miret verdoppelt, die Pisten dort waren dank geringerer Frequentierung in etwas besserem Zustand. Überall bestand die theoretische Möglichkeit, neben den Pisten im Sulz zu fahren. An manchen Orten machte das Spass, an manchen war aber der Schnee viel zu schwer und zu langsam dafür.


Pisten am Skilift Miret, unten die Surselva mit Ilanz


Blick zum Bifertenstock


auf der roten Piste 8


gegenüber Obersaxen mit den Bergen Stein und Piz Sezner


sulzige Abfahrt zur Mittelstation Canischauna


Alp Dado auf 1850 m.ü.M.

Nach 13 Uhr wechselte ich zur linken Seite und zur Liftkette von Brigels. Die obere 2SB "La Cauma" fährt schleppend langsam, eine Bergfahrt dauert an die 20 Minuten. Da ihre Bergstation etwas unterhalb jener des Sessels von Alp Dado aus steht, ist es besser, wenn man die lahme 2SB über Canischauna aus mit den beiden KSBs der rechten Kette umfährt (der zweite Grund, warum man diese Mittelstation eingebaut hatte). Von mir aus hätte man auch die 2SB ganz aufgeben können, anstatt den Skilift Spinatsch, der früher zwischen den beiden Liftketten stand. Die schwarze Piste 2, die möglicherweise interessant wäre, war leider nicht präpariert oder markiert. Offpiste war der Schnee leider extrem bremsend, in der unteren Hälfte war kaum mehr an ein Vorwärtskommen zu denken.


auf der älteren Sesselbahn von Brigels, die blaue Talabfahrt ist hier bereits grenzwertig


als Verlängerung dient die langsame 2SB La Cauma


macht auf 2000 Metern Länge mehr als 600 Höhenmeter


Offpiste im Bereich der schwarzen Piste 2

Blieben noch die beiden Talabfahrten nach Brigels. Die blaue, nicht beschneite Variante war schon stark ausgeapert, die rote Kunstschneepiste war recht eng für die zahlreichen Leute. Die untere Sesselbahn von Brigels nach Burleun ist eine Poma-4KSB mit Baujahr 1992 und hatte einen ärgerlichen Defekt: Bei jeder Einfahrt eines Sessels in die Talstation wurde eine Nothalt ausgelöst. Sesselbahn-Fahren im Stop-and-Go-Modus. Nerv! Sehr ärgerlich, die Bergfahrt wurde zu einer wahren Geduldsprobe.


Talblick auf Brigels, gegenüber Obersaxen


weiter unten, auf der Talabfahrt nach Brigels


Schlussabschnitt im Lanzenwald


Sommer im Februar


wieder zurück auf der 4KSB von Waltensburg

Die ingesamt drei Fahrten an der linken Liftkette hatten sehr viel Zeit beansprucht, viel Zeit blieb nicht übrig. Zum Tagesabschluss dann nochmals ein paar Fahrten an den Haupthängen, wo es nach und nach leer wurde. Der Betriebsschluss um 16 Uhr wurde überpünktlich eingehalten. Zum Schluss nochmals die lange, frühlingshafte Abfahrt vom Fil da Rubin nach Waltensburg.


immer noch viel los an der oberen 4KSB


verbuckelter Standardhang vor Alp Dado, im Hintergrund Surcuolm


nochmals im Skilift Miret


kurz vor Betriebsschluss leere Pisten


zum letzten Mal die Talabfahrt nach Waltensburg


Talstation im Nirgendwo


auch hier kaum mehr Naturschnee


Piz Mundaun und Hitzeggen

Was bleibt für ein Eindruck vom Skigebiet? Die 3 kuppelbaren Sesselbahnen sind klug platziert: die langen Pisten werden effektiv und zügig erschlossen, der einzige Verbindungsweg von Burleun nach Canischauna ist akzeptabel. Für ein Skigebiet mit total 6 Anlagen gibt es viele Pistenvarianten und Pistenkilometer, darum kein Dichtestress auf den Pisten. Da alles am gleichen Hang steht, leidet die Abwechslung aber doch sehr stark, und anspruchsvolle Abfahrten wird man in Brigels-Waltensburg schlichtweg nicht finden. Folgerichtig versucht man sich als Familien- und Anfängergebiet zu positionieren.