Im Frühling 2018 verbrachten wir eine Woche in der "Jungfrau Ski-Region". Einen wirklich guten Standort für alle drei Skigebiete der Region gibt es leider nicht, so logierten wir in Grindelwald und verzichteten wegen der umständlichen Anreise auf das Skigebiet von Mürren. Stattdessen fuhren wir im grossen Hauptgebiet, aber auch zwei Tage im sonnigen First-Gebiet, das ich zuvor noch nicht kannte. Zusammengefasst hat das Skigebiet First eine ähnlich Struktur wie so viele andere (Vercorin, Grüsch, Splügen, Charmey, ...) auch: eine längere Gondelbahn als Zubringer, oben eine Handvoll Beschäftigungsanlagen.

Die Zubringergondel mit Baujahr 1991 ist eine Monsteranlage: mehr als fünf Kilometer lang, zwei Zwischenstationen, sowie eine weitere Umlenkung. Insbesondere macht die Gondelbahn einen Umweg über die Mittelstation Schreckfeld, um von den dortigen Anlagen eine direkte Verbindung zur Station First zu ermöglichen. Dieser Umweg wird mit einer ungewöhnlichen 120-Grad-Kurve bei jener Mittelstation vollzogen. Die beiden Talabfahrten an der Gondel waren wegen Schneemangel bereits geschlossen, aber die direkte schwarze Piste von First zur Mittelstation Bort war noch offen, wenn auch teilweise sulzig. Die steile und anspruchsvolle Direttissima mit ihren 600 Höhenmetern gefiel mir, leider kam ich nur zweimal dazu, sie zu fahren. Früher wurde der obere Teil dieser Abfahrt noch zusätzlich vom Skilift Egg erschlossen.


Zwischenstation Schreckfeld mit 120-Grad-Kurve


letzte Sektion der Zubringer-Bahn von Schreckfeld auf den First


auf der schwarzen Piste an der Gondel


oberhalb der Mittelstation Bort

Etwas versteckt hinter der Bergstation der Gondel steht etwas isoliert die erste Beschäftigungsanlage mit der Sesselbahn Oberjoch. Früher stand hier ein Poma-Stangenschlepper, von denen es erstaunlicherweise gleich vier Stück gab im Skigebiet. Bis auf 2500 m.ü.M. hinauf geht der Sessellift, somit die höchste Station der beiden Grindelwaldner Skigebiete (abgesehen natürlich vom Jungfraujoch). Die beiden breiten Pisten sind aber ziemlich flach und wurden recht schnell langweilig.


4KSB Oberjoch mit den flachen Pisten


auf 2500 m.ü.M. zuoberst im Skigebiet


Talstation der KSB Oberjoch


der First Cliff Walk neben der Talstation Oberjoch

Um zu den anderen Anlagen und Pisten zu kommen, nimmt man von der Station First einen kurzen Ziehweg in Richtung Schreckfeld. Überhaupt ist die Topographie im Skigebiet erstaunlich verwinkelt. Auf der einen Seite gibt es viele Geländekammern zu entdecken, auf der anderen Seite sind die Verbindungen zwischen den verschiedenen Liften oft etwas umständlich, obwohl alles relativ nahe zusammensteht.


kurz nach der Station First öffnet sich der Blick in den zweiten Skigebietsteil


eine der Abfahrten zwischen First und Schreckfeld


Blick in die ziemlich flache Geländekammer der KSB Schilt


ominpräsent die Eigernordwand

Am meisten fuhren wir mit den beiden kurzen Sesselbahnen Schilt und Grindel. Die Grindel-Bahn steht neben der Mittelstation Schreckfeld und überzeugt mit zwei sportlichen Abfahrten, wobei mir die schwarze Abfahrt besser gefiel. Am Tag unseres zweiten Besuchs im First-Gebiet gabs über Nacht eine Neuschneeauflage, und da war der Steilhang morgen früh entsprechend genial zu fahren.


an der gemeinsamen Talstation der KSB Grindel...


... und des Skilifts Bärgelegg


in der kurzen 4KSB Grindel


auf der schwarzen Piste an der Grindel-Bahn

Die dritte Sesselbahn "Schilt" ist relativ flach. Die Talstation wurde so platziert dass sie auch von der Station Schreckfeld erreichbar ist, dafür muss man auf allen direkten Pisten ein Schiebestück bewältigen, das beim früheren Skilift noch nicht vorhanden war. Diese Flachstücke zerstörten jeweils unseren Fahrrythmus und machten direkte Wiederholungsfahrten unattraktiv. Das schöne der Bahn ist, dass sie auch eine zusätzliche, landschaftlich nette Geländekammer erschliesst, ganz ähnlich wie der Sessellift in Les Marécottes. Dort kam dann jeweils etwas Hintenrum-Feeling auf. Mir gefiel vor allem die schwarze Pistenvariante, wobei der Hang doch recht kurz ist.


Schlussstück der 4KSB Schilt


blaue Piste Distelboden an der Schilt-Bahn


eines der vielen Schussstücke an der KSB Schilt


Einfahrt in die Hintenrum-Abfahrt Gemsberg


schwarz markierte Variante der Hintenrumpiste


Hintenrum-Piste Gemsberg


mit Neuschnee schön zu fahren die schwarze Variante


Blick ostwärts zum Skilift Hohwald und weiter zur Grossen Scheidegg

Die Hintenrumabfahrt ist leider bald vorbei, an der Ausfahrt kann man entscheiden zwischen der Weiterfahrt nach links zum kurzen Hohwald-Lift und der Rückfahrt nach rechts. Der Skilift Hohwald ist gemütlich, aber nichts besonderes. Über einen längeren Ziehweg kommt man zurück zu den anderen Anlagen. Bloss einmal fuhren wir mit dem ziemlich redundanten Skilift Bärgelegg - seine Hauptfunktion ist mittlerweile das Erschliessen den Funparks.


am Skilift Hohwald, links noch der Steilhang Gemsberg zu erkennen


wenig los hier aussen im Skigebiet


flache Pisten am Hohwald-Skilift


Lift war 1990 eine Neuerschliessung


Bergfahrt im Skilift Bärgelegg


Piste Bärgelegg


nebenan der Grindel-Sessel

Einen Grossteil seiner Ausdehnung verdankt das First-Gebiet seinen Talabfahrten, die aber aufgrund des Südhangs und der bescheidenen Höhenlage alles andere als schneesicher sind. Die rote Talabfahrt wird beschneit. Oben ist sie interessant trassiert, gegen unten hin wird sie immer mehr zum Ziehweg. Pistenschluss ist irgendwo am Dorfrand, zurück zur Talstation und zurück ins Dorf gehts nur mit dem Dorfbus. Ebenfalls noch offen war die Talabfahrt Stepfi, die vom Hohwald-Skilift über einen langen Ziehweg erreicht werden kann. Mehr als einmal am Tag tut man sich das nicht an, doch ist man mal auf der Piste angekommen, ist es eine ausgesprochen ruhige Geniesser-Piste. Sie endet schon etwas weiter oben, an der Endstation "Oberer Gletscher" des Ortsbuses.


auf der roten Talabfahrt


im Hintergrund die zweite Sektion der Gondel


auf der roten Talabfahrt


Einfahrt in die Talabfahrt Stepfi


ein Blick zurück ins Skigebiet rund um die Station Schreckfeld


quasi eine Hintenrum-Talabfahrt


landschaftlich toll die Talabfahrt Stepfi

Bei unseren Besuchen war angenehm wenig los auf den Pisten, es ging deutlich ruhiger zu und her als drüben auf der Kleinen Scheidegg, obwohl auch hier mit dem "First Glider" oder dem "Cliff Walk" einiges an Entertainment hingeklotzt wurde. Skifahrerisch reicht ein Tag schön, um einmal alles abzufahren, allzu gross ist das Skigebiet nicht. Trotzdem gibts einiges an Abwechslung, man findet von allem etwas: Geländekammern, Hintenrumpiste, Steilhänge, gemütliche Pisten in offenem Almgelände. Hochalpin ist das First-Gebiet zweifelslos nicht, aber dennoch eine gute Ergänzung zum teilweise arg industrialisierten Hauptgebiet.