Ostermontag - letzter Saisontag für mich und auch letzter Betriebstag in Splügen. Auf den ersten Blick scheint Splügen weit entfernt zu sein, doch dank der Lage an der San Bernardino Route ist man trotzdem recht schnell da. Mit dem reservierungspflichtigen Postauto-Eilkurs knapp eine Stunde von Chur aus. Mir persönlich gefällt der Rheinwald, wenn man nach der Viamala und der Rofla-Schlucht in ein weites, bewaldetes Hochtal kommt. Diesmal, bei veränderlichem Wetter und nur noch wenigen Schneeresten, war halt die Atmosphäre etwas öde und bedrückt.

Hauptanlage ist die Gondelbahn "Tamob-Jumbo" mit ihren 2 Sektionen, die in den 90ern zwei Skilift ersetzte. Oben ist man auf der Tanatzhöhi in der Mitte des Skigebiets, drei weitere Anlagen befinden sich auf den beiden Seiten des "Hügels". Richtig weiter hinauf geht es nicht mehr, obwohl im Westen (Guggermüll) und Süden (Alpetlistock, Splügenpass) schönes Skigelände vorhanden wäre. Man hat den Eindruck, dass das Skigebiet nicht zu Ende gebaut ist, und es ist auch ungewöhnlich, dass ein Skigebiet am Alpenhauptkamm bereits auf 2200 m.ü.M. aufhört. Schade, geht es nicht weiter hinauf, darum gibt es auch keine spektakulären Bilder aus dem Skigebiet. Tatsache ist halt, dass sich so oder so nicht allzuviele Touristen nach Splügen verirren und ein grösseres Skigebiet nicht rentieren würde, zumal die Talabfahrt von Anfang an die Hauptpiste war.


Talstation Splügen auf 1480 m.ü.M.


kaum mehr Schnee im Rheinwald


oben auf der Tanatzhöhi, Blick über das Skigebiet


Piste an der Gondelbahn


Skilift Tanatzhöhi, der einzige verbliebene Skilift

Die steile schwarze Piste an der Gondelbahn war auch diesmal wieder sehr hart und abgerutscht, wegen dem Kunstschnee scheint das hier die Regel zu sein. Die untere Hälfte besticht ja eigentlich mit ihren vielen Übergängen über die Splügen-Passstrasse, wo man immer wieder abheben kann. Aber die Piste wurde unten nicht mehr gross präpariert. Gefrorene Sulzbuckel vom Vortag, schlechte Sicht. Bei meinem Erstbesuch vor 8 Jahren war es hier wesentlich besser. Trotz letztem Betriebstag war keine Kehraus-Stimmung, die Gondelbahn war stets gut gefüllt. Es war auch wieder viel Italienisch zu hören im Skigebiet.


Talstation Splügen


blaue Talabfahrt


Mittelstation Blachtaboda mit Garagierungshalle


Steilhang Blachtaboda


wieder unten an der Talstation der 1995 gebauten 8EUB

Anschliessend der Wechsel zur neuen Sesselbahn Bodmenstafel. Den schönen, steilen Skilift wurde mittlerweile von einer 6KSB in Standardausführung abgelöst, gleichzeitig wurde der sinnlose Skilift Lattenstafel aufgegeben. Die Bahn wirkt überdimensioniert und passt nicht so recht hier hin. Wegen den bescheidenen 1400 p/h sind die Sesselabstände sehr gross. Im unteren Steilhang wurde die früher enge Piste entsprechend der höheren Kapazität neu angelegt, ist jetzt breiter und geht direkter, steiler nach unten. Leider auch hier künstliche Beschneiung und deswegen eisige Unterlage. Ansonsten ist die rote Piste mit ihren vielen Übergängen immer noch rassig zu fahren. Problematisch war der stürmische Ostwind und die kalten Temperaturen (minus 10 Grad). Gerade im April ist man sich die Kälte nicht mehr gewohnt, und auf der Piste war es wegen dem bissigen Gegenwind saukalt. Er wirkte auch ziemlich bremsend.


Verbindungspiste zur 6KSB


auf der neuen 6KSB Bodmenstafel mit grossen Sesselabständen


gebaut 2010 als Ersatz für den steilen Skilift


Piste Bodmenstafel unter dem Alpetlistock


Blick nach Süden

Zurück zur Tanatzhöhi und zur Gondelbahn geht es am einfachsten über die Rückseite des Skigebiets. Von der Bergstation der KSB geht die kurze, aber schöne Piste Alpetli zur Tamboalp. Hier gibt es einige gemütliche blaue Pisten, die ich je einmal fuhr. Ideales Gelände für Anfänger. Leider ist die sehr langsame 3SB ein Ärgerniss. An diesem sehr flachen Hang wäre ein Skilift kein Problem gewesen, und jeder Skilift wäre schneller als der Sessellift. Noch sinnloser wird der Lift, wenn man bedenkt, dass man früher (d.h. bevor die Gondelbahn gebaut wurde) zuerst einen steilen Skilift überwinden musste, um zu dieser 3SB zu gelangen. Die Bahn stand wegen dem Wind mehrmals still, der Ostwind peitschte jeweils ins Gesicht. Nach 3 Fahrten hatte ich genug, fror und fuhr auf schnellstem Weg zur Talstation, um mich aufzuwärmen.


Piste Alpetli zur Tamboalp


3SB Tamboalp in der Totalen


flach und langsam


auf der steilen schwarzen Tröglipiste, nur noch die obere Hälfte war offen

Während des ganzen Tages hatte ich das Glück, dass im wolkenverhangenen Himmel stets ein Lock oberhalb Splügen war und es so über den ganzen Tag hinweg recht sonnig war. Nachmittags gings nochmals zur 6KSB. Südlich des Lifts gabs ein paar Fahrten im idealen Offpiste-Gelände, allerdings auf Hartschnee. Für den Rückweg wählte ich dann nicht die 3SB, sondern eine Fahrt auf der Passstrasse, die im Winter als blaue Piste zur Verfügung steht. Zum Schluss fuhr ich noch mehrmals mit der Gondelbahn. Die Talabfahrt war nun ein wenig aufgeweicht und viel schöner zu fahren als morgens. So fuhr ich nach jeder "letzten" Abfahrt trotzdem nochmals hinauf, weil die ganze Abfahrt im jetzt weicheren Schnee richtig Spass machte.


im Süden der Splügenpass und der Übergang nach Italien


Talstation Bodmenstafel an der Passstrasse


Offpiste südlich der Sesselbahn


zurück zur Gondelbahn auf der Passstrasse


Gondelbahn mit den farbigen Kabinen


Dorfplatz Splügen

Abgesehen vom Anfängerbereich kann man das Skigebiet getrost auf 2 Hauptpisten reduzieren: einerseits die Talabfahrt an der Gondelbahn mit ihren beiden Hängen von unterschiedlicher Charakteristik, und andererseits die rote Piste Bodmenstafel. Den Rest braucht man eigentlich nur für die Verbindungen dazwischen, die man vorzugsweise auf der roten 6 respektive via 3SB macht, da man damit so gut wie keine Ziehwege fahren muss. Somit ist Splügen eigentlich ein kleines, unfertiges Gebiet ohne irgendwelche Ausrufezeichen, welches sein Potential nicht vollends ausschöpft. Dennoch hat es mir hier beide Male gefallen. Gründe dafür sind die Location im Rheinwald und vor allem die beiden Hauptpiste, die man immer wieder und wieder fährt, weil sie mit ihren Kuppen und Übergängen einfach abwechslungsreich sind.