Künstliche Beschneiung ist (noch) nicht vorhanden, weshalb diesen Winter das Skigebiet lange, sehr lange geschlossen war. Dann kam die eine Woche Ende Januar, wo es im Rheinwald einen Meter Schnee hinknallte. Zack, und die Region wurde zu einem weissen Wintermärchen. Anfang Februar und damit ausserordentlich spät fand doch noch ein Saisonstart statt. Nicht unbedingt wegen diesem Event wählte ich San Bernardino für einen Tagesausflug aus, sondern schlicht weil ich da die besten Bedingungen erwartete. Die Anreise durch den Gotthard-Basistunnel war jedenfalls ungewöhnlich, Tageslicht gabs erst im Tessin. Von Bellinzona aus noch die längere Busfahrt durch das Misox, bevor ich nach fast 3 Stunden San Bernardino erreichte.
Um 9:15 kam ich an der Talstation der Gondelbahn an. Ich hatte ja viele Leute erwartet, aber gleich dermassen viel? Das halbe Tessin schien auf die Gelegenheit gewartet zu haben. Glücklicherweise standen die allermeisten an den Kassen an oder waren sonst irgendwie am warten. Ich hatte unterwegs Snow&Rail gekauft, konnte so überholen und musste für die Gondel selbst kaum anstehen. Sofort augenfällig: die schöne Restauration mit neuen Gebäuden, viel Holz, eigenem Stil und auch neuen Gondeln. Das machte einen hochwertigen Eindruck, Ebenfalls sofort spürbar: die Freundlichkeit der Angestellten, die einem Skis und Snowboard abnehmen und in die Köcher stellen und einen schönen Tag wünschen. Als Zubringer ist die Gondel ungewöhnlich kurz mit nur gerade 300 Höhenmetern.
Als Erstes wählte ich die 2SB, was ein Fehler war. Aufgrund einer Panne blieb der Lift 15 Minuten stehen. Wengistens ware es bereits sonnig hier am Osthang. Die 2SB ist leider nicht ideal für Wiederholungsfahrten, man möchte eigentlich an der dritten Anlage, dem Skilift Lares fahren. Da war die Warteschlange aber beträchtlich, weshalb kein Fahrrhythmus aufkam. Die kurzen Pisten waren aber gemütlich, sonnig, sie gefielen mir. Vor allem der frische Naturschnee bot gute, griffige Bedingungen, kein Vergleich zur eisigen Engadin-Woche.
Leider ist die Situation rund um Confin Basso suboptimal gelöst. Von der Gondelbahn muss man ein Förderband nehmen, um zum Restaurant oder zur 2SB zu kommen. Von der einzigen Piste an der 2SB reicht der Speed auch nicht aus, um zur Talstation zurückzugelangen, stattdessen muss man ebenfalls ein Förderband nehmen. Dieses wäre aber für Kinder und Anfänger gedacht, es kam mit dem Anstrum nicht zurecht, zumal man jeweils vier Meter Abstand einhalten musste. Naja. Besser war da die Talabfahrt, die sich so ab 11 Uhr lohnte Wegen den beträchtlichen Wartezeiten an den Schleppern. Mit ihrer Trassierung im lichten Wald erinnerte sie mich ein wenig an Ovronnaz.
Auf diesen Winter hin wurde neu der Skilift Tre Omen restauriert. Startend bei Confin, ist er mit fast 600 Höhenmetern ein schweres Geschütz. Leider mit langem Gehängeabstand, somit bescheidene Kapazität und lange Wartezeiten. Von den direkten Pisten wurde hier in aller Eile die rote 2 präpariert, dazu noch die blaue 1 hinüber zu den anderen Liften. Im weiteren Verlauf des Winters konnte das Pistenangebot aber nach und nach erweitert werden. Im Tagesverlauf fuhr ich fünf mal an diesem langen Skilift, wobei mir die Trassierung der roten Piste gefiel.
Die Pisten im ganzen Gebiet gefielen mir gut, aber allzuviele waren es dann auch nicht. Vor allem sind sie derzeit nicht ideal erschlossen. Die Steilstufe oberhalb Confin Basso muss beim Tre Omen und bei der 2SB jedes Mal passiert werden, die enge Piste an der 2SB wurde zum Tragödienhang. Andersherum wäre die obere Hälfte der 2SB ein schöner, gemütlicher Hang und der Skilift Lares ist wiederum zu kurz. Es wäre gut, wenn im nächsten Winter noch der Skilift Motton dazukommen würde, dieser würde die genannten Schwachpunkte ausmerzen, da er den oberen Idealhang in voller Länge bedienen würde.
Allgemein herrschte natürlich eine entspannte Stimmung im Skigebiet. Alle freuten sich darüber, dass das Skigebiet wieder lebte, man genoss die Sonne und den Schnee, jeder sprach mit jedem, schon lange hatte ich nicht mehr so viele italienische Worte gewechselt. Am frühen Nachmittag folgte für mich das Tageshighlight: von der Bergstation Lares querte ich im Tiefschnee südwärts zum Motton-Lift und weiter, und machte da eine wunderbare Varianteabfahrt ausserhalb des Skigebiets. Herrlich luftiger Schnee, tolle Atmosphäre, einfach wunderbar. Vielleicht die beste Abfahrt des Winters.
Nachmittags wurde es nach und nach besser mit den Wartezeiten, man kam etwas mehr in den Fahrfluss hinein. Dank der geringen Liftkapazität blieben dafür die Pisten in gutem Zustand. Am Ende fuhr ich meistens am Lares-Skilift, bevor es auf die letzte Talabfahrt geht. Leider fand ich die Einfahrt in die (geschlossene) Route 5 nicht, vielleicht wäre das auch was gewesen. Man hätte noch etwas länger bleiben können, ich wollte aber den Express-Bus um 16:15 erreichen, um rechtzeitig nach Hause zu kommen. Und trotz der Wartezeiten konnte ich ja alles genug oft fahren.
Man kann gespannt sein, wie sich das Skigebiet entwickeln wird; kann es mittelfristig überleben? Wird es tatsächlich modernisiert? Oder allenfalls erweitert? So toll die Geländekammer ist, es sind halt alle Lifte ziemlich am gleichen Hang und stehen recht nahe beieinander. Diese Geländekammer ist sicher besser erschlossen, wenn der Motton-Lift auch wieder läuft. Im Falle einer Modernisierung würden eigentlich 2 Sesselbahnen "Motton" und "Tre Omen" den Hang bereits ausreichend und gezielt erschliessen. Jedenfalls Zukunftsmusik, mir wird dieser Tag bei optimalen Verhältnissen und einer gefühlten Neueröffnung gut in Erinnerung bleiben.
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