Die Route Étéygeon ist eine der klassischen Abfahrtsrouten der Quattre Vallées. Im Gegensatz zu den anderen befindet sie sich aber nicht mitten im Skigebiet oder dient gar einer Verbindung, sondern ist auf dem Pistenplan als unscheinbare gelbe Linie am Rand des Skigebiets kaum ersichtlich. Sie führt vom Skigebiet weg, über mehr als 1100 Höhenmeter runter ins Val d'Hérémence. Von der Bergstation Greppon Blanc steigt man noch 10 Minuten zu Fuss hinauf auf den Kamm, bevor man überhaupt die Route einsehen kann.

Die Étéygeon war mein ausdrückliches Tagsziel. Bei Lawinengefahrenstufe 1 war offensichtlich: Tiefschnee Fehlanzeige, Schneelage eher knapp. Gespannt war ich, was mich da erwarten würde. Wie ist die Route an sich? Wie lange dauert sie? Wei weit runter hat es genug Schnee? Muss man unten noch weit zu Fuss laufen? Eins war klar: viele Leute gibts hier nicht, unten landet man ja im Nirvana und wartet auf den Linienbus, der stündlich zurück nach Les Masses fährt.

los gehts auf etwa 2660 m.ü.M.

landschaftlich gigantisch, leider kaum Schneeauflage

Rückblick auf die ersten Hänge

Bald war klar: landschaftlich ist das eindrücklich, hier oben steht das wenig verbaute Val d'Hérémence in krassem Gegensatz zum Grossraumskigebiet auf der Rückseite. Aber zum Fahren - da muss man ehrlich sein - machte es nicht viel Spass. Viel zu wenig Schnee, folglich viel zu holprig. Man musste sehr vorsichtig sein und langsam Fahren. Unten heraus wurde es bald knapp mit dem Schnee. Nach etwa zwei Dritteln erreicht man eine Zickzack-Strasse. Für die Abkürzungen dazwischen reichte der Schneebald nicht mehr aus, und auch auf der Strasse hiess es bald Abwechseln zwischen vorsichtigem Weiterfahren auf Schneeresten und Weitergehen zu Fuss, bis schliesslich gar kein Schnee mehr da war.

unten öffnet sich der Hang ein wenig

gegenüber der Pic d'Artsinol

dies war der schönste Abschnitt der Abfahrt

danach Slalom-Fahren zwischen Buckeln und Grasbüscheln

Weiler Le Louché an der Zickzack-Strasse runter, hier unten wurde es recht warm

Nach etwa 40 bis 50 Minuten erreichte ich die Hauptstrasse, geschafft! Eine Viertelstunde später kam der kleine Linienbus, der im Skipass neu inbegriffen ist und mich und die anderen paar Nasen von der Étéygeon zurück nach Les Masses brachte. Sonst waren noch einige Heliskier von der Rosablanche dabei. In Les Masses war es bereits halb drei, es blieb noch Zeit für einige Abfahrten rund um Thyon 2000. Priorität hatten für mich die beiden Skilifte Theytaz 1 und 2, welche bei meinem ersten Besuch nicht in Betrieb waren, weil sie bezüglich Pisten redundant sind.

Théytaz 2, einer der zahlreichen Skilifte in diesem Labyrinth

hinten zu erahnen die Grande Dixence

gemütliche Piste Trabanta

weiter im Ankerlift Joc

Retortensiedlung Thyon 2000

rote Piste Matze ganz aussen

diesmal war auch Théytaz 1 noch offen

Auch diesmal hatte ich meine liebe Mühe, mich im Wirrwarr der Pisten und Lifte zwischen Les Collons, Thyon und Muraz zu orientieren. Schliesslich fand ich die alte Trabanta-KSB, um hinauf in Richtung Cheminée zu kommen. Die nordseitigen Pisten waren nicht mehr aufgetaut und blieben deshalb steinhart. Sowohl oben in Thyon wie auch weiter unten auf der Piste de l'Ours. Umso erstaunter war ich, wie rasend da teilweise gefahren wurde, offenbar sorgt die megabreite Piste für falsche Sicherheit. Prompt verlor jemand die Kontrolle und rutschte die ganze Piste runter bis zur Talstation.

sehr klapprig und ausgelutscht die Trabanta-Bahn

Piste Cheminée am Nordhang

mittig wurde wieder das Boardercross vorbereitet

Talstation Cheminée und Bergstation der Gondel aus Veysonnaz

zuerst aber auf die klassische Piste de l'Ours

schon megabreit

Tiefblick nach Sion, sieht schon fast nach Wüste aus

Danach fuhr ich noch einmal die Talabfahrt nach Veysonnaz, wo es auch mich kurz erwischte. Unten war es bereits 16 Uhr, die Zeit reichte noch, um nochmals hoch nach Thyon zu fahren und einmal den Skilift Cheminée mitzunehmen. In der Gondel ab Veysonnaz konnte ich noch rasch schauen, wie ich am besten nach Sion zurückkomme, und entschied mich für eine zweite Abfahrt auf der Bärenpiste, um danach unten im trostlosen Mayens de l'Ours das Postauto nach Sion nehmen zu können.

Zielhang der Piste de l'Ours

gut besucht die Pisten am kurzen Inalpe-Skilift

die letzten Meter der Veysonnaz-Gondel

weiter auf der Talabfahrt, links hinten Ovronnaz im Dunst

noch eine Fahrt am Cheminée lag zeitlich drin

mitten auf der Cheminée, rechts die Bergstation Trabanata

letzte Abfahrt auf der Piste de l'Ours

Der Tagesausklang im Skigebiet, auf den eisigen Pisten, war mehr Kampf und Krampf. So konnte ich weder die rassige Piste de l'Ours noch die eigentlich abwechslungsreiche Talabfahrt nach Veysonnaz geniessen. Immerhin bin ich zusammen mit meinem Erstbesuch nun alle Skilifte rund um Thyon abgefahren. Da waren die paar Abfahrten am Morgen deutlich besser. Ja, und die Étéygeon? Da trifft irgendwie das gleiche zu. Klar, vom Erlebnis her toll, aber ich muss die Route schon nochmal bei besseren Schneeverhältnissen fahren.