Nach dem Besuch der Portes du Soleil war der dritte und letzte Tag in Martigny den Pays du St. Bernard vorbehalten. Es sind dies 6 landschaftlich attraktive Kleingebiete, die sich zusammenschlossen und Ferien abseits von Schicki-Micki, dafür zu günstigen Konditionen ermöglichen wollen. Les Marécottes, Champex, La Fouly, Liddes-Vichères, Bruson und Super St.Bernard sind die 6 Stationen, von denen ich mir die erstgenannte für den Morgen aussuchte. Eigentlich war Schneefall vorausgesagt, umso erfreuter war ich vom nach wie vor schönen Wetter.

Obwohl nirgends so angeschrieben, erhielt ich auf Nachfrage die Tageskarte für den ganzen Verbund. 38 Franken für 20 Lifte - da soll noch einer sagen die Schweiz sei teuer... Hinauf ins Skigebiet von La Creusaz geht es mit einer knackigen, älteren Gondelbahn. Rechts der Bergstation wird ein landschaftlich attraktiver "Kessel" vom Sessellift Vélard und vom mehr oder weniger parallelen Skilift Golettaz erschlossen, nebst dem kleineren Skilift Luisin. Ausserdem gibt es auch noch eine abgelegene Piste durch die Geländekammer links von La Creusaz.


steile Gondelbahn von Les Marécottes nach La Creusaz


oben in La Creusaz

Tja, sämtliche Erwartungen wurden übertroffen. Hier wurde eine grosse Anzahl von spannenden Pistenvarianten aller Schwierigkeiten ins Gelände integriert, allesamt frisch präpariert. Die in der unteren Hälfte leicht bewaldeten Hänge sind umgeben von schroffen Felswänden - das Gelände ist dem vom zuvor besuchten Ovronnaz ziemlich ähnlich. Der Skilift Golettaz war wegen mangelnder Nachfrage nicht in Betrieb, doch das störte kaum, da sämtliche Pisten auch von der Sesselbahn bedient werden.


Sessellift Vélard; 470 Höhenmeter auf 1300 Metern Länge


Bergstation Golettaz, 1800m über dem Rhonetal


überall frisch präparierte Pisten


im mittleren Bereich


eine der vielen schmalen Pistenvarianten, mit meiner Spur

Während den ersten drei Fahrten genoss ich das Fahren auf den menschenleeren Pisten. Man bräuchte einen ganzen Tag, um alle dieser vielen schmalen Varianten durchzufahren. Mitunter war es erstaunlich, wie weit sich die Pisten von den Liften befinden, ohne dass irgendwo Ziehweg auftreten würden. Nicht erwartete hätte ich das Panorama: Nebst den Walliser Alpen hat man hier auch einen schönen Blick auf den Mont Blanc und die Viertausender zwischen ihm und der Schweiz.


Steilhang der schwarzen Piste


Übersicht über einen kleinen Teil der Pisten


Blick von der Talstation auf die Trassee der beiden Lifte


auf der äussersten blauen Piste, in beträchtlicher Distanz zur Sesselbahn

Ganz rechts befindet sich der Stangenschlepper Luisin, dessen Antrieb im halben Skigebiet zu hören ist. Ganze 25 Gehänge waren im Magazin vorhanden, was aber mehr als ausreichend war. Er bedient den untersten, flacheren Abschnitt der Pisten und ist deshalb eher eine Anlage für Anfänger, bot aber auch mir zusätzliche Abwechslung.


Pisten im unteren Bereich, dahinter u.a. der Grand Combin


der kurze Skilift Luisin

Dann war ich gespannt auf die Fahrt durch die angesprochene linke Geländekammer: Von der Station Golettaz aus führt ein Ziehweg hinüber in den völlig abgeschiedenen Hang, wo die eigentliche Piste beginnt. Durchwegs steil, abwechslungsreich trassiert; eine Hintenrum-Piste, wie man es sich wünscht. Die obere Hälfte dieser Hänge war von einer mächtigen Lawine zugeschüttet worden, weshalb es einigen Aufwand brauchte, um die Pisten in den Kegel hineinzupräparieren.


Felstor zur linken Geländekammer


Blick auf den ersten Abschnitt der sensationllen Piste. Weiter vorne wirds noch etwas steiler.


auf der breiten Piste der linken Geländekammer


Gondelbahn Marécottes-Creusaz mit der Materialgondel

Von nun an fuhr ich immer mehr zwischen den Pisten. Ein grosses Plus von Les Marécottes: Das ganze Gelände eignet sich zum Variantenfahren. In der linken Hälfte war dies natürlich nur unterhalb des Lawinenkegels möglich. Leider musste ich mich dabei auf 3 Fahrten beschränken.


Bergstation der Gondelbahn


Bergstation Golettaz auf 2220 m.ü.M.


Offpiste in der linken Geländekammer, zu sehen auch die schöne Trassierung der Piste


zahlreiche Möglichkeiten...

Um 11 Uhr 45 machte ich mich auf die "Talabfahrt". Dies ist hier eigentlich bloss ein Schlittelweg, offenbar wird er aber auch von den meisten Skifahrern und Snowboardern benutzt. Vielleicht hatte ich irgendwo eine Abzweigung verpasst, jedenfalls landete ich auf einer Strasse, wo das Fahren bald nicht mehr möglich war und ein Fussweg von 5 Minuten übrig blieb. An der Talstation verpasste ich den Skibus zum Bahnhof, dank einer Abkürzung reichte es gerade noch auf den Zug nach Martigny.


Skilift Golettaz über dem Rhonetal


Gebiet auch beliebt für Skitouren und Schneewanderungen


Felstor auf dem Schlittelweg

Mit ausschliesslich positiven Eindrücken fuhr ich also weiter ins nächste Skigebietchen. Man erwartet nicht, dass die einzige Beschäftigungsanlage derart viele Varianten auf und neben den Pisten erschliesst. Ein "gefühltes Plus" war natürlich auch, dass ich die ganze Zeit im Sonnenschein statt im angekündigten Schneefall verbringen konnte. So hoffe ich einfach, dass Les Marécottes noch einige Jahre so, wie es ist, bestehen kann.