Morgens war ich in Les Marécottes, der Nachmittag war für La Fouly reserviert. Ein Skigebiet, dass man erst finden muss, da die Anreise über Martigny, Sembrancher und Orsières um viele Ecken herum führt. Ist man endlich dort hinten angekommen, würde man ein Skigebiet an den Hängen im Talschluss erwarten. Hier wurde es jedoch knallhart in den Steilhang direkt beim Dorf gebaut. Leider hatte die Schlechtwetterfront mittlerweile Einzug gehalten. Etwas mehr als 2 Stunden Zeit blieben mir nach dem „Transfer“ noch übrig bis zum Betriebsschluss.
Um halb drei kam ich an die Talstation und war perplex: Menschen, Menschen, Menschen. Zuvor hatte ich 2.5 Tage lang quasi freie Fahrt, und ausgerechnet in diesem Loch hinten Wartezeiten! Vermutlich war ich mitten in der nachmittäglichen "Rush-Hour" angekommen. Nun zum Skigebiet: mehr als die Hälfte aller Pisten ist schwarz oder gelb markiert, resultierend aus dem wirklich steilen Gelände. Der Hang Arpaille wird mit 2 Sektion erschlossen – unten eine Sesselbahn, oben ein Skilift. Ausserdem befindet sich an der Talstation noch der flache Lift Petite Combe für die weniger Fortgeschrittenen. Insgesamt beschränkt sich die erschlossene Fläche auf gerademal eineinhalb Quadratkilometer.
im Val Ferret, dem äussersten Walliser Südtal
ein erster Blick auf das steile Skigebiet
Skilift Petite Combe, die Anlage für die Anfänger
Im Gespräch mit einer Skilehrerin auf dem Sessellift wurde mir bestätigt, was ich mir gedacht hatte: Hier hat man sich, trotz der Steilheit, auf Familien spezialisiert und ist insbesondere für Skilager attraktiv. Dank der Liftstruktur ist man stets schnell im Dorf unten, verloren gehen kann niemand, und Pisten gibt es in allen Schwierigkeiten. Dazu die schneesichere Lage, die günstigen Preise und das schöne, kleine La Fouly, in dem mit 3 kleinen Restaurants und einem Lebensmittelladen alles Nötige vorhanden ist.
Talstation La Fouly mit Skilift Petite Combe und Sessellift Arpalle
im steilen Sessellift: 790 Meter lang, 384 Meter Höhendifferenz
Insgesamt sechs Mal fuhr ich die beiden Sektionen – stets nacheinander, da die Pisten grundsätzlich von oben bis an die Talstation führen. Zuerst blieb ich auf der rechten Seite. Dort gibt es zuoberst einen breiten, rot markierten Hang, bevor die Hauptpiste in die schwarze Piste "Bassins" mündet. Auf den untersten 200 Höhenmetern ist es wieder flacher, weshalb dort auch eine blaue (Chemin du loup) und eine rote (Le lièvre) Piste vorhanden sind. Interessant ist, dass hier alle noch so kurzen Pisten einen eigenen Namen erhalten haben, meistens sind es Tiere.
2. Sektion: Skilift Arpalle
düstere Stimmung über dem Talschluss des Val Ferret
auf der schwarzen Piste Bassins, wie man sieht eine steile Mulde
Die baumfreien Hänge waren dem Wind ausgeliefert, weshalb es recht garstig war und die Gegend ziemlich verblasen war, was auch im Talschluss zu beobachten war. Oben war es ziemlich diffus, unten, im bewaldeten Bereich, war die Sicht erstaunlich gut. Fährt man von der Bergstation hinunter, so wird der Haupthang (abgesehen vom untersten Bereich) immer steiler. Deshalb sieht man auf den Pisten meistens nur die nächsten 50, 100 Meter und bekommt gar nie eine richtige Übersicht über das Skigebiet.
Bergstation auf 2200 NN
Schnell hatte ich mich daran gewöhnt, dass hier nur das Allernötigste im Skigebiet vorhanden ist: Wenig Pistenmarkierung, keine Gebäude ausser den Stationen selbst. Für die 2. Abfahrt wählte ich die gelbe Variante "Bouquetin" (Steinbock), die direkt neben dem Sessellift verläuft. Wegen den Verwehungen war hier Schnee Mangelware, den Weg durch die Sträucher musste man sich selber bahnen. Gerade dies machte die Abfahrt natürlich erst interessant.
Talstation des Skilifts, man bügelt aber oberhalb des unteren Steilhangs an
mitten auf der Route Bouquetin, offiziell condition bonne
Bergstation Sesselbahn mitten im steilen Hang
Eine Fahrt mit dem Kinderlift musste natürlich aus Prinzip sein. Wegen den Lagern und den Familien war dies der beliebteste Lift. In der Warteschlange war ich 2 Köpfe grösser als alles andere das anstand. Dem Strahlen der Kinder war zu entnehmen, dass es ihnen in dieser natürlichen Umgebung ausgesprochen gefiel, dies trotz dichter Bewölkung und kalten Temperaturen.
Skilift Petite Combe, hier wird auch Nachtski angeboten
nochmals der Skilift am Dorfrand
Verbleibt noch die linke Seite der Arpalle: Auch hier gibt es eine schwarze Piste; oben die nicht präparierte "Ecurie" (Kuhstall, der steht wirklich da), unten die "Combe Verte", die dank regelmässiger Präparation, fehlendem Verkehrsaufkommen und schöner Muldenlage wirklich toll war. Dann gibt es auch noch die beiden ultrasteilen gelben Varianten, von denen ich die 12 wählte. Die war definitiv in der Kategorie Mur de Chavanette oder Talabfahrt Zinal. Zurück nach La Fouly führt eine flache Waldpiste im Tal, welche die "zuviel gemachten Höhenmeter" kompensiert (und dies im Vergleich zum schon sehr steilen Haupthang!).
die schwarze Combe Verte, sehr schön und zügig zu fahren
auf der extrem steilen Route Les Mélèzes
kompromisslos hinunter
Rückbringer ins Skigebiet
Während den letzten beiden Abfahrten fuhr ich nochmals die schönsten Pistenabschnitte und ging ein wenig ins Gelände. Wegen der aufkommenden Dunkelheit, dem diffusen Licht und dem Gemisch aus Pulver- und Harschschnee war das leider kein Vergnügen mehr. Letztlich waren die 2 Stunden im Flug vorbei. Von La Fouly aus fahren pro Tag ganze vier Busse zurück nach Orsières, die Wartezeit überbrückte ich in einer der urchigen Walliserbeizen.
letzte Abfahrt auf der Combe Verte
Das Skigebiet scheint gut zu laufen. Eine Bestätigung, dass mit einer klugen Strategie auch für Kleingebiete etwas zu holen ist, wenn man sich selbst bleibt. Mir zeigte es, dass eigentlich 2 bis 3 richtig steile Pisten und ein paar Varianten daneben (hier die gelb markierten Routen) bereits ausreichen, um eine abwechslungsreiche Zeit verbringen. Dazu kommt die stylische, abgeschottete Lage. Gerne wieder, vielleicht einmal bei Sonnenschein!
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