Ich war gespannt, was mich in den Portes du Soleil erwarten würde, zumal wir eher zufälligerweise dort gelandet waren. Ihrem Namen wurde die Skiarena jedenfalls mehr als gerecht, denn während der ganzen Woche tauchte nicht eine Wolke am Himmel auf, Sonne gab es wahrlich mehr als genug. Champéry im Val d'Illiez war unser Ausgangspunkt, leider war es eine Woche Winterferien im Grünen, da der Schnee bis weit hinauf geschmolzen war. Wie würde sich das riesige Skigebiet (total mehr als 200 Liftanlagen!), das bekanntlich mehrheitlich in Frankreich liegt, präsentieren?

Im Voraus positiv zu bewerten war der vergleichsweise günstige Skipass.
Am Sonntag ging es also los, mit der 125PB hinauf nach Croix de Culet. Mussten wir unten noch vergleichsweise wenig anstehen, erreichten wir oben ein hoffnungslos überfülltes Skigebiet. Nun denn, wir machten es spannend, schauten auf keine Karte und fuhren einfach mal "drauflos", in irgendeine Richtung. Das ist eindeutig das tolle in den Portes du Soleil: In jede Richtung führen Lifte auf die nächste Bergkette, und von da wieder Pisten weiter hinunter, und so weiter.


die 125-PB als Zubringer ins Gebiet


kurzer Skilift Marcheuson


Sessellift Pauvre Conche mit knappen Schneeverhältnissen


am Doppelskilift Ripaille am Rande des Skigebiets

Das weniger tolle waren die Leute im Skigebiet. Sowas habe ich noch nirgends gesehen. Man fühlt sich sprichwörtlich in einem Ameisenhaufen, das ganze ist ein Zirkus, ein Netzwerk, indem jeder Sportler als Punkte "herumschwimmt". Das Ganze ist ein überdimensionales Geflecht, das sich über Berge und Täler hinwegzieht.

Irgendwann kamen wir so nach Avoriaz. Was dort abging hatte nichts mehr mit Skifahren oder Snowboarden zu tun. Die Pisten waren "ausgebucht", es hatte tatsächlich keinen Platz mehr. Es gab nur noch Vorwärtskommen im Schritttempo. Genauso stauten sich die Leute meterlang vor jedem Lift. Zufall, dass ich an jenem Tag meine Kamera in der Fewo liess? Dazu kam die sehr gehässige Stimmung - in den Warteschlangen waren Beschimpfungen an der Tagesordnung.


Ausblick nach Norden

Allzuweit sind wir in diesem Treiben natürlich nicht gekommen, vor 2 Uhr hatten wir Hunger und wollten etwas essen. Denkste! 40 Minuten Wartezeit im Selbstbedingungsrestaurant in Les Lindarets. Danach fügten wir uns in die Reihe jener, die in die Schweiz zurück mussten. An der 4SB in Les Crosets war die Wartezeit am längsten, die Trauben vor den verschiedenen Liften kamen sich beinahe schon in den Weg. Einzig an der 6KSB Planachaux war es etwas gemütlicher als an den anderen Orten, wegen den miesen Schneeverhältnissen verschlug es nicht allzuviele Leute dorthin.


letzter Hang der 6KSB Planachaux


Bergstation der knapp 1 Kilometer langen Sesselbahn Planachaux


Prachtswetter

An den anderen Tagen verbesserte sich die Situation bezüglich Wartezeiten ein wenig, bezüglich Schnee wurde es eher schlimmer. So gut es ging erkundeten wir noch einige andere Geländekammern. Es war natürlich nicht möglich, auch nur annähernd alle Bereiche der Portes du Soleil kennenzulernen, dafür ist auch der Einstiegspunkt Champéry zu stark an der Peripherie. Immerhin schafften wir es bis nach Plaine Dranse oberhalb Châtel. Am besten gefiel uns insgesamt der Sektor Fornet oberhalb Avoriaz, dort war der Schnee vergleichsweise pulvrig.


Drehscheibe Les Crosets mit verhältnismässig kurzen (!) Warteschlangen


Snowpark Les Crosets


Ausblick auf die eigenwillige Skistation Avoriaz


Sektor Fornet mit halbwegs ansprechendem Pistenzustand


auf dem Stangenschlepper Chavanette

Dagegen hatte es in Richtung Champoussin fast gar keinen Schnee mehr. Von diesem Abstecher blieben vor allem die ewig langen Fahrten mit den maroden 2er-Sesselliften in Erinnerung. Ein Pluspunkt verdient sicher die Mur de Chavanette, die "steilste" Piste der Schweiz. Die Buckelpiste mit einem Gefälle von 120% oder 50° ist zwar für Snowboarder kein wahrer Genuss, doch bildet sie eine deutlich Abwechslung zum Rest des Gebiets. Mit ihren 2 Meter hohen Buckeln geht die Abfahrt auch tüchtig in die Beine.


ewig lange Fahrt hinauf zur Pointe de l'Au


auf der 4SB Aiguille de Champeys


Einfahrt in die Mur Suisse


die Chavanette in der Totalen, sie ist die steilste Piste der Schweiz

Ausserhalb der Hochsaison dürften die Pisten durch die weniger dichte Befahrung in besserem Zustand sein. Möglicherweise wären sie nämlich abwechslungsreicher, wenn man sich nicht ständig den Weg zwischen aufgeweichten Schneeansammlungen und aperen Stellen suchen müsste. Und vielleicht würde auch eine Talabfahrt den Gesamteindruck verbessern, daran war aber bei diesem Frühlingswetter nicht zu denken.


Überblick über den Mosettes-Hang mit immerhin 600 Höhenmetern


die Dents du Midi

Ich hätte niemals gedacht, auf was für unterschiedliche Welten ich treffen würde - es war ein krasser Gegensatz zum Val d'Anniviers die Woche zuvor. Unterschiedlicher könnte das Erlebnis kaum sein. Natürlich haben die Portes du Soleil ihren eigenen Stil, das zeigt sich alleine daran, wieviele Leute immer den Pistenplan studieren. Doch mein Geschmack ist es nicht. Bewertet sei im Folgenden der Sektor Champéry-Champoussin-Avoriaz.