In der Nacht zog dichter Hochnebel auf, darüber sollte es bissig kalt werden. Also nicht ideal für ein richtig hohes Skigebiet wie St. Luc oder die 4 Vallées, Fernsicht war auch nicht vorhanden. Am Rochers-de-Naye immer noch kaum was offen. So entschied ich mich nach einigen Überlegungen für Leukerbad. Ein Skigebiet das nicht auf meinem Radar war, ehrlich gesagt hätte ich nicht gedacht dass ich ausgerechnet da landen würde. Viel kleiner als es der bekannte Name erahnen lässt, aber für einen Tag sollte es knapp ausreichen. Mit Raiffeisen-Twint bekam ich die Tageskarte zum halben Preis (trotz Sonntag), insofern zumindest ein preiswerter Tag.
Ins Skigebiet gelangt man nur mit Ach und Krach: beide Talstationen befinden sich ausserhalb des Orts. Der Bus von Leuk nach Leukerbad fährt zwar nahe an der Luftseilbahn-Station vorbei, aber eine Haltestelle? Denkste. Stattdessen wie so oft im Oberwallis ein komplizierter Busbahnhof auf der anderen Ortsseite, von dort dann zu Fuss quer durch den halben Ort retour zur gut versteckten Talstation. War immer noch schneller als die Warterei auf den Ortsbus, der natürlich keinen Anschluss an den Bus von Leuk herstellt. Irgendwann war ich trotzdem in der PB-Kabine, die kurz vor der Bergstation die Nebeldecke durchbrach.
letzte Stütze der Zubringer-Luftseilbahn
eine typische Von Roll 80er Pendelbahn, Baujahr 1971, macht in Windeseile mehr als 900 Höhenmeter
Überblick über die Station Rinderhütte mit dem Skilift Torrent und der 6KSB
Bergstation der Gondelbahn Flaschen-Rinderhütte in ungewohntem Design
rote Piste Torrentalp an der Gondelbahn
Zentrale Station ist die Rinderhütte auf 2310 m.ü.M., wo die Luftseilbahn und die Gondelbahn enden. Hier startet die 6KSB Schwalbennest, an der ich zu Beginn einige Wiederholungsfahrten machte, da ich nicht gleich runter in den Nebel wollte. Wartezeiten waren meistens so drei bis fünf Minuten. Sehr kalt wars, und auch windig. Die meisten Pisten an der 6SKB sind flach und uninteressant. Da die 6KSB etwas unterhalb der Station Rinderhütte startet aber die Pisten oben zusammenkommen muss man ständig noch einen kurzen, engen Steilhang fahren, der bereits um 10 Uhr völlig abgefahren war. Auch die anderen Pisten waren bald ausgefahren und die eisige Kunstschneeunterlage machte sich bemerkbar.
Bergstation der 6KSB
Bauruine Torrenthorn mitten im Skigebiet. Hässlich!
auf der recht flachen 6KSB
zuoberst auf 2610 m.ü.M.
Neben der KSB werden einige Pisten auch vom ergänzenden Skilift Torrent bedient, daneben wird der linke Rand des Haupthangs schliesslich vom Skilift Rinderhalde erschlossen. Dort sind die Pisten etwas sportlicher und steiler. Mit den drei Anlagen am oberen Haupthang sind bereits alle Beschätigungsanlagen im gestutzten Gebiet aufgezählt.
Am Skilift Torrent. In welchem Universum ist diese Piste schwarz?
Skilift Torrent, hinten rechts die schwarze Piste der 6KSB
blaue Piste Kumme, rechts Bergstation des letzten skilifts Rinderhalde
340 Metern Höhenunterschied, ein eher steileres Exemplar
Bügellift Rinderhalde mit Kurve
Skilift Rinderhalde, am linken Bildrand die Station Rinderhütte
nette Piste über dem imposanten Nebelmeer
Die Pisten an der Gondelbahn gefielen mir dann fast am meisten. Die direkte rote ist eine breite Carving-Piste entlang der zweiten Sektion und wird gegen unten hin immer steiler. Die schwarze Waldpiste startet unterhalb des Skilift Rinderhalde, dank ihrer etwas abgelegenen Lage war sie jeweils leer. Die Nebelobergrenze pendelte rund um die Mittelstation Torrentalp. Darunter war absolut nichts zu wollen, Nullsicht herrschte bis runter zur Talstation Flaschen.
Sektion 2 der 6EUB, ersetzte 1995 eine ältere Gondelbahn
Mittelstation Torrentalp, Aus- und Zustieg in alle Richtungen möglich
Waldpiste runter zu den Gondelbahnen
schöne und leere Hänge
die Hauptpiste blieb meistens knapp über dem Nebelmeer
Als sich das Skigebiet langsam leerte fuhr ich am Nachmittag wieder meistens an der KSB Schwalbennest. Im Vergleich zum Morgen herrschte nun stahlblauer Himmel, was interessante Ausblicke über das Nebelmeer ermöglichte. Die 6KSB wurde 2008 gebaut als Ersatz für einen Skilift, aber gleichzeitig wurden drei weitere Skilifte geschliffen. Nun fehlt ein richtiger Anfängerlift im Skigebiet. Ebenso ärgerlich die Aufgabe des Gipfellifts, seither endet das Skigebiet quasi auf halber Höhe.
Aussicht nach Süden, zu sehen u.a. die Becs de Bosson. Nebelmeer auf etwa 2200 m.ü.M.
oben an der 6KSB Schwalbennest
oberhalb der zentralen Station Rinderhütte
früher erschloss der abgebaute Skilift Torrenthorn den Steilhang im Hintergrund
bereits 10 Jahre alt die 6KSB, macht aber nur gerade 300 Höhenmeter
links die Ruine des ehemaligen Berghotels
Einfahrt in die rote Piste Lingelen
Landschaftlich die einzige spannende Piste an der KSB, aber von ihrem Ende muss auf flachem Ziehweg zurückgeschoben werden.
Bleibt die kuriose Talabfahrt. Nach dem Start unterhalb der Rinderhalde ein schmaler Zick-Zack-Weg im Felsen inklusive Skitunnel. Weiter unten eine breite Waldpiste, eigentlich ein schöner Hang. Seit den Anfängen des Skigebiets war dieser eigentlich nette Hang erschlossen, zuletzt von der 4KSB Feuillerette. Sie war auch eine praktische Möglichkeit, um vom Dorf aus einfacher zur Luftseilbahn-Station zu kommen. Beim Kahlschlag wurde die KSB aufgegeben, der Hang liegt seither abgeschieden vom Skigebiet. Das Ende der Talabfahrt folgt dann irgendwo am Dorfrand.
Talabfahrt kurz vor dem Skitunnel
weiter unten auf der Talabfahrt, respektive auf der Piste Feuillerette
mittlerweile werden diese Hänge nicht mehr direkt erschlossen
Viel hielt ich vom Skigebiet schon zuvor nicht, auch nach dem Besuch überzeugt es mich nicht. Es gibt durchaus einige schöne Pisten, von der KSB bis ganz runter nach Flaschen sind es auch lange Abfahrten, aber es spielt sich auch alles am gleichen Hang ab. Vielleicht würden die Abfahrtsrouten bei weniger hartem Schnee etwas Abwechslung reinbringen. Weiterere Schwachpunkte sind die Bauruine mitten im Skigebiet (und weit herum sichtbar), der umständliche Standort der Talstation, dass der Bus quasi daran vorbeifährt und schliesslich der ersatzlose Abbau der Anlagen Feuillerette und Torrenthorn. Da wurde einiges an Abwechslung rücksichtslos weggestrichen.
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