Bei den knappen Schneeverhältnissen waren wir froh um die Alternative des Gletscherskigebiets. Der "Glacier 3000" ist halb Ausflugsberg, halb Skigebiet und gehört sowohl zu den Alpes Vaudoises wie auch zur Skiregion Gstaad. Krasse Gegensätze gibt es hier: Unten schorffe Felswände und schattige Steilhänge. Oben hingegen eine sonnige Hochebene. Normalerweise kommt man über das Skigebiet Isenau zur Talstation auf dem Col du Pillon, wir reisten bei beiden Besuchen mit dem Skibus anreisen, da für die entsprechende Verbindungspiste der Schnee fehlte.

Haben die anderen Teilgebiete eher voralpinen Charakter, so ist das hier schon etwas anderes. Ende der 90er Jahre wurde das ganze Skigebiet rundumerneuert, unter anderem gestaltete Mario Botta die ungewöhnliche Bergstation. In zwei Sektionen Luftseilbahn geht es rasant und steil hinauf, die grossen Kabinen schweben eindrücklich über Felsbänder, hoch über dem Untergrund. Man sieht keine Skipisten, zu derb ist das Gelände. Bis man 1500 Meter weiter oben an der kubischen Station Scex Rouge ankommt, und sich alles öffnet. Zum Start in den Skitag wählten wir jeweils die rote Piste am fixgeklemmten Sessellift. Kurze Piste, langsamer Lift... aber endlich richtiger Pulverschnee! Das tat gut. Zunächst spekatkulär über den Kamm, anschliessend auf flachem Schiebeweg gelangt man weiter zum Skilift Dôme, dem ersten Gletscherlift von der Station aus.


Blick vom Col du Pillon auf die erste Sektion, die bereits 1000 Höhenmeter macht


Strecke der zweiten Sektion, wie man sieht stützenlos


Blick von der Bergstation auf die Minisesselbahn Scex Rouge


auf der Bergfahrt, rechts der Coaster und die Bergstation


oben an der Bergstation des Skilifts Dôme


Panorama nach Süden auf die Walliser Hochalpen

Da auch in Gstaad Schnee Mangelware war, hatte es doch recht viele Leute auf dem Gletscher, am Skilfit Dôme gab es ab und zu Wartezeiten. Hier war der Schnee ausgesprochen weich, dafür ist die Piste extrem flach. An der Bergstation herrscht ein tolles Panorama auf die Walliser Berggipfel. Von der Station Scex Rouge aus gelangt man auf dem neuen "Peak Walk" auf den fast 3000 m hohen Gipfel, von dort gibt es noch die bessere Aussicht. Der Name "Vue des Alpes" ist schon von der Jurapasshöhe besetzt, darum heisst das hier "View of the Alps".


Skilift Dôme und Oldenhorn


Skilift Dôme, die hellblaue Piste ist neu links des Skilifts


Peak Walk


Aublicke über das Skigebiet, rechts hinten ist gerade noch der Grand Combin zu sehen


Glacier de Tsanfleuron, im Hintergrund all die bekannten Walliser Viertausender


Blick über die Strecke der Luftseilbahn in Richtung Gstaad / Saanenland

Auch die anderen beiden Skilift sind sehr flach. Der lange Skilift Tsanfleuron war zunächst nur von einem Mitteleinstieg aus in Betrieb, mitte Woche dann erst auf der ganzen Strecke. Besser als die eintönige Piste Tsanfleuron ist die Piste Quille am dritten Skilift. Hier ist mittlerweile so gut wie kein Gletschereis vorhanden, weshalb die Piste auf dem Grund verläuft und so mehrere Übergänge und Kurven enthält. Zwar deutlich spannender als die richtigen Gletscherpisten, aber im Ganzen ebenfalls recht flach. Zurück geht es nur mit dem Skilift Tsanfleuron, dessen Bergfahrt bei starkem Wind eine Geduldsübung war.


ebenfalls blaue Abfahrt am relativ neuen Skilift Tsanfleuron


ganz aussen der Skilift Quille du Diable


hier der namensgebende Teufelskiel


Blick über die grosse Hochebene - der Skilift selbst steht mittlerweile nicht mehr auf Gletschereis


Piste Quille, bietet ein wenig Abwechslung


auf dem Skilift Tsanfleuron, flach und deutlich länger als zwei Kilometer

Bleibt noch das skifahrerische Highlight mit der schwarzen Piste Combe d'Audon. Über einen Ziehweg erreicht man den Oldenpass, von wo aus die Piste steil in die Geländekammer abfällt. Die Steilhänge sind jeweils leicht seitlich abfallend, abwechselungsweise nach links und rechts. Leider war die ganze Piste vereist, sehr hart und nur vorsichtig zu befahren, entsprechend gab es auch viele Warnschilder. Besonders auf der zweiten Hälfte, die künstlich beschneit wird. Halt wieder dieselben Bedingungen, wie sie auch zuvor auf dem Kunstschnee von Villars herrschten. Keine Überraschung, dass hier nur sehr wenige Skifahrer unterwegs waren.


auf dem Skiweg zur Combe d'Audon


Einfahrt in die schattige Geländekammer


oben doch recht steil


der beste Hang der Combe d'Audon, weiter unten dann Kunstschnee

Die Combe d'Audon hat schon den Charakter einer hochalpinen Gipfelabfahrt und erinnerte mich als Ganzes ein wenig an die Talabfahrt am Brienzer Rothorn. Sie endet an der Oldenalp im Nichts. Eine Sesselbahn führt auf- und abwärts hinüber zur Station Oldenegg an ungewöhnlicher Lage. Hier würde auch der zweite Zubringer von Reusch aus enden; diese Luftseilbahn scheint aber nur in Betrieb zu sein, wenn die Talabfahrt offen ist. Von der Oldenegg geht es mit der zweiten Sesselbahn weiter hinauf. Deutlich über zwei Kilometer lang, 600 Höhenmeter quer durch trostloses Gelände. Stürmisch und unwirtlich ist es hier. Die rote Piste an der Sesselbahn dürfte nur selten offen sein, da es den Schnee stets verbläst. Oben erreicht man die Mittelstation Cabane und ist gefühlt wieder halbwegs zurück im Skigebiet.


auf der ungewöhnlichen Sesselbahn Oldenegg


und weiter hinauf in Richtung Cabane

Ingesamt wird hier mit grossem Aufwand versucht, ein Skigebiet zu erschliessen. Die flachen Gletscherpisten locken niemanden an. Deshalb beschneit man die Combe d'Audon seit neuestem, um wenigstens eine anspruchsvolle Abfahrt anbieten zu können. Aber auch damit ist das Pistenangebot ziemlich begrenzt. Der Zustand bei unserem Besuch dürfte so etwa dem normalen Status entsprochen haben, und dann müssen eben vier lange Anlagen in Betrieb sein, die allesamt keine eigenen Pisten erschliessen. Kein Wunder, dass es finanzielle Schwierigkeiten gibt. Für einen Tag ist das Gletschergebiet mit seinem Panorama super als Ergänzung, beim zweiten Mal wirds dann recht schnell langweilig.