Mittlerweile war ich schon in fast allen grösseren Skigebieten am Alpennordhang der Schweiz. Da die Lust da war, etwas neueres, grösseres kennenzulernen, fiel die Wahl fast zwangsweise auf das Skigebiet rund um Zweisimmen, St. Stephan, Saanenmöser und Schönried. Vor einigen Jahren war ich bei meinem bislang einzigen Besuch in der Region Gstaad noch an diesem Hauptgebiet vorbeigefahren. Die vielen blauen Pisten lassen ein bewaldetes Anfängergebiet à la Sörenberg vermuten, so einseitig ist es allerdings nicht. Also los auf eine Reise durch das weitläufige Skigebiet mit immerhin 9 Kilometern Ausdehnung. Ausser der Talabfahrt nach St. Stephan war alles offen.

Um 9 Uhr war ich am Bahnhof Zweisimmen, danach beeilte ich mich, um möglichst rasch in die lange Gondelbahn hinauf zum Rinderberg zu kommen. Hier wurden Stützen der Vorgängerbahn übernommen, weshalb nicht besonders viel Gewicht getragen kann und die Gondelbahn bloss eine bescheiden Kapazität von 900 p/h hat. Darum meine Eile, die sich auszahlte, denn wenig später sollte sich die übliche Warteschlange bilden. Nach einer Abfahrt am Rinderberg musste ich an der Mittelstation Eggweid bereits ein wenig anstehen, da alle Gondeln gefüllt waren. Deshalb gings anschliessend per Verbindungspiste (schlechter Zustand!) hinüber zum Skigebietsteil von St. Stephan, respektive zur Sesselbahn Lengebrand-Parwengesattel.


Start der 5km langen Gondelbahn im Grünen


Startstück der Rinderberg-Pisten


Blick nach Süden zur Sesselbahn Lengebrand


auf der 4KSB Lengebrand-Parwengesattel

Die lange Sesselbahn wurde 2005 gemeinsam mit der 4KSB Les Gouilles an der Videmanette gebaut, gefiel mir aber besser als jene Schwesterbahn. Drei, vier Pistenvarianten mit 600 Höhenmetern gibts am Parwengesattel. Oben schöne Hänge, nach unten hin halt eher Ziehweg. Hier dann auch die ersten richtigen Wartezeiten, wie später an fast allen anderen Liften auch. Es waren viel mehr Leute unterwegs, als ich das erwartet hatte, auch wegen dem traumhaften Wetter.


gebaut 2005 als Ersatz für zwei Skilifte


Uni-G-Stationen auf dem Parwengesattel


dank 600 Höhenmetern längere Abfahrten am Parwengesattel, hoch über dem Simmental

Eine tolle Abwechslung zur Lengebrand-Bahn sind die beiden Sesselbahnen im Chaltebrunne-Chessel, die sich an erstgenannte anschliessen und dabei eine Schneeschüssel an der Baumgrenze erschliessen. Vor allem die Abfahrt vom Parwengesattel hinunter gefiel mir mit ihren vielen Übergängen. Etwas voll wars auf der einzigen Piste, da könnte man auch eine zweite anlegen. Aber alles zusammen eine schöne Skischaukel. So blieb ich während längerer Zeit an diesen 3 Liften.


die beiden Zwillingsbahnen im Chaltebrunne-Kessel


schön coupierte Piste


leere Piste nach Lengebrand


wieder auf der 4KSB Chaltebrunne-Parwengesattel


die Zwillingsbahnen ersetzten 2008 eine Berg-Tal-Berg-Bahn

Danach gings weiter am Saanerslochgrat. Von Saanenmöser aus wird dieser Berg ebenso wie der Rinderberg mit einer Gondelbahn in zwei Sektionen erschlossen. Oben gibts noch einen kurzen Skilift, der aber akut gefährdewt ist: In der ganzen Region Gstaad besteht das Problem, dass von vielen Orten aus lange Zubringerbahnen ins Gebiet führen, was teuer im Betrieb ist. Aus Spargründen wurden während den vergangenen Jahren bei mehrerer Skiliften der Betrieb eingestellt. Mit dem Resultat, dass es bald nur noch Verbindungs- und Zubringerbahnen gibt.


Kurzskilift am Saanerslochgrat, steht auf der Speisekarte der nächsten Henkersmahlzeit


Blick zurück zum Saanerslochgrat


gegenüber die Hornflue, dazwischen die verschiedenen Lifte am Hornberg


charakteristisch für diesen Teil des Gebiets: die Back2Back-Gondelbahn, hier kurz vor der Mittelstation


auch fast 3 Kilometer lang ist dieses Schlachtross von Poma


nette Waldpisten am Saanersloch

Die Rücken-Rücken-Gondeln, die es so auch in Crans-Montana gibt, prägen diesen Teil des Skigebiets. An der Mittelstation Saanenwald ist jedoch die Durchlaufzeit relativ kurz, was beim Ein- und Aussteigen ein ziemliches Chaos verursacht. Nebenan an der 3KSB Hornberg gabs mit 15 Minuten die längsten Wartezeiten des Tages. Eine flache und in die Jahre gekommene Bahn, die ich nur 2 mal benützte. Ihre Bergstation liegt ziemlich suboptimal, man kommt nirgendwo richtig hin, weder zum Restaurant noch zu den Pisten. Dasselbe gilt für die 3 kurzen Skilifte, die hier (noch) stehen. So muss man alle drei benützen, um die Hintenrum-Piste Seyberg einmal zu fahren. Sowieso war jene nicht besonders spannend, hätte ich mir auch ersparen können.


auf der flachen 3KSB Hornberg


gut besuchter Skilift Hornfluh, allerdings sehr kurz


weiter weg dann die Restaurants und der Skilift Hühnerspiel


Hintenrum-Piste Seyberg


gegenüber die Sesselbahn Wasserngrat

Nächstes Ziel war die rote 36, welche am Hornberg startet und dann rund um die Hornfluh nach Schönried hin trassiert ist. Zunächst eine Panorama-Piste, auf der man schön die verschiedenen Skiberge von Gstaad erkennt: Wasserngrat, Wispile, Glacier 3000 und Eggli. Anschliessend aber grösstenteils ein sehr mühsamer, seitlich abfallender Ziehweg. Nerv. Immerhin, danach ist man mitten auf den Horneggli-Pisten. Dies ist der eine Skiberg von Schönried, gegenüber das Rellerli, wo mittlerweile auch 2 von 3 Skiliften gestrichen wurden und bereits Saisonschluss war. Am Horneggli gibts 5, 6 nette, mittelsteile Pisten. Seit geraumer Zeit konnte ich hier wieder richtig fahren. Schwachpunkt ist die Anlage: eine unbequeme und in die Jahre gekommene 3KSB.


weiter weg das kastrierte Skigebiet Eggli-Videmanette


Skiberg Wispile, im Hintergrund Diablerets


flache Pisten am Horneggli, hinten am Gegenhang das bereits geschlossene Skigebiet Rellerli


kurz vor Schönried


wieder eine enge und alte 3KSB, immerhin 500 Höhenmeter macht diese Anlage


eine versteckte und darum leere Pistenvariante

Nach 5 Fahrten am Horneggli gings wieder zurück zum Hornberg, und anschliessend via Saanerslochgrat weiter nach Oeschseite. Von hier aus hat man in den 90er Jahren je eine 2KSB in die Skigebietsteile von Zweisimmen und Saanenmöser gebaut. Keine anspruchsvollen Pisten, aber gemütliches Fahren im sulzigen Frühlingsschnee. Vor allem die 2KSB Oeschseite-Büelti wird nachmittags rege benutzt, da alle Leute, die im Tagesverlauf die Rinderberg-Ronda fahren (also einmal im Gegenuhrzeigersinn durchs Gebiet), sie benützen müssen, um zurück zum Rinderberg zu kommen.


zurück am Hornberg, Blick zurück auf der flacheren Piste


Frühlingsschnee auf der Piste Chübeli-Oeschseite


2SKB Oeschseite-Büelti


auch hier richtiger Sulzschnee


auf der anderen 2KSB. 1997 wurden mit diesen Zwillingsbahnen Zweisimmen und Saanenmöser miteinander verbunden.

Mir verblieb noch ein wenig Zeit, um den Tag am Rinderberg ausklingen zu lassen. Hier gibts mit die steilsten Pisten im Gebiet, gerade die schwarze 11a machte nochmals richtig Spass. Leute waren nun kaum mehr unterwegs, und um halb 5 erreichte ich gerade noch eine der letzten Gondeln. Zum Schluss dann die ewig lange Talabfahrt vom Rinderberg runter nach Zweisimmen. Unten an der ersten Sektion natürlich schon flach, aber relativ abwechslungsreich. Knappe und nasse Schneeverhältnisse, gegenüber saftig grüne Wiesen - so muss Frühlingsfahren sein.


rassige rote Piste am Rinderberg


Panorama zur Plaine Morte


am späten Nachmittag: letzte Abfahrt am Rinderberg von zuoberst bis ganz nach unten


weiter unten an der ersten Sektion


diverse Strassenkreuzungen gilt es zu bewältigen


richtiges Frühlingsskifahren, bis hinunter auf 940 m.ü.M.

Vermutlich würde es sich hier lohnen, den Tagesverlauf antizyklisch zu gestalten, um den grossen Massen besser auszuweichen. Trotzdem konnte ich das ganze Gebiet und fast alle Pisten abfahren, und feststellen, dass das besuchte Skigebiet (was ist eigentlich genau sein Name?) dieselben strukturellen Probleme hat wie das Gebiet Eggli-Videmanette, welches ich schon kannte. Insgesamt aber doch weniger Ziehwege und einige schöne Bereiche. Gefallen haben mir Rinderberg und Parwengesattel, auch das Horneggli war ok. Bei einem zweiten Besuch würde ich hingegen den Hornberg komplett auslassen.