Ziemlich spontan hatte ich mich erst in Visp am NEAT-Bahnhof für die Weiterfahrt über Sierre nach Crans-Montana entschieden. Wegen den knappen Schneeverhältnissen kam sowieso nur ein Gebiet im Wallis oder Tessin in Frage, und so freute ich mich nun, wieder mal ein mir neues, grösseres Skigebiet zu erkunden. Insbesondere war ich gespannt, ob Crans-Montana nebst dem garantierten Panorama auf die Walliser Hochalpen noch weitere Ausrufezeichen setzen kann oder ob es daneben eher ein durchschnittliches Gebiet sein würde.
Auf dem Plateau von Crans-Montana gibt es vier Einstiegspunkte ins Skigebiet: Aminona, Barzettes, Montana und Crans - es führen jeweils Gondelbahnen hinauf ins Skigebiet. Von der Station der Standseilbahn Sierre-Montana benötigt man kurz den Skibus, um an die Talstationen zu kommen. Leider dauerte das Anstehen an der Kasse ziemlich lange - der Kauf eines Skipasses schien ähnlich kompliziert zu sein wie das Eröffnen eines Bankkontos. Etwa um 10 Uhr gings dann endlich mit der Rücken-an-Rücken-Gondel von Montana hinauf zum Cry d'Er, der zentralen Megastation im Skigebiet, wo ich mich zuerst am Pas-du-Loup einfuhr.
Bergstation der 4KSB Pas-du-Loup auf 2260 m.ü.M.
zentrale Hänge am Cry d'Er
auf der Piste Nationale über dem Rhonetal
Bereits jetzt war das ganze Skigebiet an der Sonne, und das sollte sich nicht mehr gross ändern, denn das Skigebiet erstreckt sich über einen sonnenüberfluteten Südhang. So war der ohnehin nicht reichlich vorhandene Schnee ziemlich hart, es dauerte einige Zeit, bis man sich an die Bedingungen gewöhnt hatte. Für die erste längere Abfahrt wählte ich die Piste Nationale hinunter nach Barzettes. Trotz der harten Unterlage machte sie Spass: sie führt leicht kupiert, mit einigen Richtungswechseln vom felsigen Gelände hinunter in den Wald, der noch vom Bicht weiss überzogen war.
Violettes Express vor der Bergstation
Violettes Express, eine der zentralen Anlagen
eines der spannenden Felstore
Piste Nationale
auf der neuen 6KSB Nationale in Richtung Cry d'Er
Panorama vom Cry d'Er, im Bild auch die Zubringerbahn von Crans
In Crans-Montana sind die Talabfahrten nicht eine Notwendigkeit, sondern machen einen beträchtlichen Teil des Pistenangebots aus. Die mit Zwischenstationen ausgestatteten Gondelbahnen verrichten darum auch Dienste als leistungsstarke Beschäftigungsanlagen und waren dementsprechend ausgelastet. Die Talabfahrt nach Montana hatte mir nicht allzu sehr gefallen, da sie einerseits mehrere Ziehwege enthält und andererseits durch den dicht befahrenen Anfängerbereich Signal führt. Wesentlich spannender war die Chetseron-Abfahrt hinunter nach Crans, die einige Steilhänge und Schussstücke bewältigt. Besonders schön auch die anschliessende Bergfahrt mit der "Bleue", während welcher man die Aussicht in die Walliser Hochalpen besonders gut geniessen kann.
Eier-Gondelbahn von Montana im Bereich Signal, la Rouge
wieder die 8EUB Crans-Cry d'Er vor den Viertausendern
Überblick über die sonnenüberfluteten Hänge am Cry d'Er vom Skilift Merignou aus: La Bleue, la Rouge und zuhinterst die 4KSB Pas-du-Loup
sehr flache Piste zum Chetseron
recht steile Piste Chetseron über dem Plateau von Crans-Montana
Skilifte Chetseron und Merignou, im Hintergrund u.a. Grand Combin und Mont Blanc
Am Morgen hatte die frisch gebaute Sesselbahn Bella Lui noch einen Defekt, gegen Mittag hin wurde sie in Betrieb genommen und war sogleich die beliebteste Anlage. Wie Anfangs Januar üblich musste ich an sämtlichen Anlagen ein paar Minuten anstehen, doch hier zog es sich mit jeweils 10 Minuten doch etwas in die Länge. Viele der zu einem grossen Teil ausländischen Gäste hatten ihre liebe Mühe mit dem Anstehen (was auch damit zusammenhing, dass nur 3 Drehkreuze aufgestellt wurden) oder drängelten, um anschliessend ganze Sessel leer zu lassen. Die meisten Sessel waren nur zu zweit besetzt, deshalb war dann auch die Piste erstaunlich leer. Zu Beginn des Winters in Saas Grund hatte ich diesbezüglich eine geradezu gegensätzliche Mentalität erlebt.
Talstation der neueröffneten 4KSB Bella Lui
Bella Lui, die Sesselbahn ersetzte eine Luftseilbahn und einen Skilift
Schrägfahrt auf der Bella Lui über dem Cry d'Er - dies 2000 Meter über dem Rhonetal
Blick nach Osten zum geschlossenen Skilift Tzabona
Von der schwarzen Piste Col du Pochet hatte ich einiges erwartet, da sie abseits der Lifte in einem kleinen Hochtal angelegt ist. Allerdings ist sie grösstenteils ein Ziehweg, und vor allem war es hier äusserst steinig. Insgesamt war der Pistenzustand im Skigebiet erstaunlich gut. Bisher traf ich zwar harte, aber allesamt schön präparierte Pisten an. Nun aber war es nicht so lustig, sich den Weg zwischen den Steinen hindurch zu suchen. Die Piste endet am Sessellift Barmaz, der hinauf zur Station Violettes führt.
Funitel zur Plaine Morte, hoch über der schwarzen Piste Col du Pochet
Hochleistungs-Sesselbahn Barmaz
auf der 4SB Barmaz kurz vor der Station Violettes
gegenüber grüsst das Val d'Anniviers, bewacht von Weisshorn und Dent Blanche
Während dem Mittagessen liess sich ein erstes Fazit ziehen: Gut die Hälfte des grossen Gebietes kannte ich nun ein wenig; rund um die Station Cry d'Er hatte ich mich vor lauter Liften und Pisten zweimal verfahren. Leider haben fast alle Pisten dieselbe Exposition und sind sich daher ziemlich ähnlich. Gerne nochmals gefahren wäre ich die Chetseron und die Nationale, sie konnten mich am meisten überzeugen und heben sich vom Durchschnitt ab. Dafür blieb leider keine Zeit mehr, da der Tag mit dem häufigen Anstehen ziemlich gemütlich verlief und ich für den Nachmittag die Plaine Morte eingeplant hatte.
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