Das Skigebiet stand schon lange ganz weit oben auf meiner Wunschliste. Viele Höhenmeter, unbekannt und daher nicht überlaufen und schliesslich dank dem Lötschberg schnell per ÖV erreichbar. Das Lötschental zwängt sich als „abgeknicktes“ Walliser Nordtal zwischen das Rhonetal und den nördlichen Alpenhauptkamm und ist deshalb von allen Seiten mit steilen Flanken „umzingelt“. Hier wurde die Möglichkeit ausgenutzt, die Südhänge mit einer extrem langen Liftkette zu erschliessen, wie es in vielen Teilen der Alpen schon prinzipiell nicht möglich ist.
2003 konnte mit der Gletscher-Gondelbahn von Gandegg hinauf zum Hockenhorngrat (3111 m.ü.M.) eine spektakuläre Erweiterung realisiert werden. Damit ist das Gebiet bezüglich Höhe immerhin die Nummer 6 der Schweiz (nach Zermatt, Saas Fee, Verbier, Corvatsch und Saas Grund). Die direkte Liftkette mit 1700 Höhenmetern bietet den unverkennbaren Vorteil, dass mit sehr wenigen Liften ein verhältnismässig riesiges Areal erschlossen werden kann. Die steilen und attraktiven Hänge können breit befahren werden, denn es bleibt stets genügend Raum, um zur zentralen Liftkette zurück zu kommen. Gleichzeitig verteilen sich die Leute optimal auf den Pisten, man hat quasi immer freie Fahrt. Wahrlich ein gelungenes Liftkonzept. So reichte mir ein Tag gerade so knapp aus, um das Skigebiet kennen zu lernen.
Lufsteilbahn Wiler-Lauchernalp, hinauf ins Weisse
Um 9 Uhr 10 kam ich an der Talstation an. Wegen dem etwas mühsamen Fahrplanbetrieb musste ich mich noch in der frühlingshaften Umgebung gedulden, bis es hinauf ging. Dies dafür dann von 0 auf 100, also gleich ganz hinauf bis zum Hockenhorngrat. Gibt’s das überhaupt an einem anderen Ort auch: PB, EUB, KSB und SL in einer Kette? Die Gletscherbahn hat mir gleich vom ersten Moment an gefallen. Es war ein leichtes, die Lieblingspiste zu finden: Die schwarze Gletscherpiste Petersgrat hat nach einem ersten Stück angenehmer Neigung einen langen Steilhang, der nur mit Winde präpariert werden kann. Für direkte Wiederholungsfahrten muss danach kurz durchs Gelände gequert werden. In Kombination mit einer perfekten Pulverschnee-Unterlage war dies die Top-Piste dieses Winters, noch schöner als die Schilthorn-Abfahrt.
Endlich auf der Piste – auf 3000 Metern, inmitten der Berner Alpen
Blick hinunter zur Gandegg mit den 3 Liftstationen
Die kurze Traverse führt weiter zur roten Milibach-Piste, ebenfalls neu seit 2003
Gletscherbahn, im Hintergrund die Mischabelgruppe (u.a. Dom, 4545 m.ü.M.) und rechts dahinter die Monte Rosa
Auch die Walliser Bergwelt hat mich ein weiteres Mal umgehauen. Mischabelgruppe, Monte Rosa und co. gehören einfach zum Schönsten, was die Alpen zu bieten haben. Dominieren tut hier ausnahmsweise das Bietschhorn, das auf der gegenüberliegenden Talseite steil in die Höhe ragt, aber leider knapp kein Viertausender ist. Von diesen zeigt sich dafür das Weisshorn im ganzen Skigebiet.
das markante Hockenhorn, darunter die tolle schwarze Piste
Seitenansicht Station Gandegg
Skilift Märwig
Gegen 11 Uhr begannen sich die Hänge aufzufirnen. Die beste Zeit, um die Pisten zu verlassen. Von der roten Piste Milibach aus kann man ohne nennenswerten Aufwand die herrlichen Hänge östlich der Pisten erreichen. Auf diesen machte jede Kurve im aufgefirnten Schnee ungemein Spass.
Bergstation Hockenhorngrat. In den 15er-Kabinen der Bahn durfte (oder musste) man Radio Rottu hören...
Offpiste im Bereich Gender, die Hänge waren weniger verspurt als man auf dem Bild meinen könnte
So ging es weiter, abseits der Pisten und Lifte. Die Route führt nach dem Arbächnubel (im Bild rechts) zurück ins Gebiet.
Siedlung Lauchernalp, Hotels und Fewos mitten im Gebiet, erreichbar per Ski - im Hintergrund das Weisshorn
Skiweg mitten durchs Dorf
Blick hinauf ins breite Gelände des Skigebiets
Nach und nach veränderte sich der Schneezustand in allen Lagen. Die Petersgrat-Piste blieb trotzdem genial und griffig zu fahren. Dass sich wegen der bescheidenen Kapazität der Gondelbahn Wartezeiten einstellten, war gut zu verkraften. Das überraschend grosse Personenaufkommen kam wegen den Osterferien Deutschlands zustande, mehr als 3 Minuten musste ich aber nie Schlange stehen. Allerdings blendete es nachmittags teilweise so heftig, dass man kaum die Augen öffnen konnte.
Offpiste an der 3KSB, die einiges an Höhenmetern bewältigt
Übersicht über den Gandegg-Bereich mit teilweise versteckt liegenden Pisten
das omnipräsente Bietschhorn, mit der Gletscherbahn zusammen abgelichtet
Gletscherbahn, dank den beträchtlichen Abständen stehen alle Stützen neben dem Eis
Nach Mittag waren immer öfter Nassschnee-Lawinen zu hören, so musste wie erwartet die Petersgratpiste am Nachmittag geschlossen werden. Als Alternative diente mir zunächst die natürliche Aussichtsplattform westlich der Skipisten, danach konzentrierte ich mich eher auf die tieferliegenden Bereiche, um noch nicht befahrene Pisten zu erkunden. Zu jedem Lift gehören mehrere Pisten, nebst den äusseren, die nur mit mehreren Liften erschlossen werden. Insgesamt also eine erstaunlich grosse Anzahl an möglichen Kombinationen.
Bietschhorn und Gletscherbahn
Skilift Gandegg
Logenplatz vor dem Bietschhorn
3KSB vor der Bergstation, im Hintergrund ganz rechts übrigens Zinalrothorn und Matterhorn
Die zweite echte Schwarze, die Hockenhorn-Piste. Selber schuld, wer sich durch den Pistensulz mühte, denn nebenan war es noch immer traumhaft.
spannend trassiert: Piste Nr.6 National ganz am linken Rand
Überall liessen sich wenig oder gar nicht befahrene Hänge nahe der Pisten finden. Das gestattete im Gegensatz zu den mittlerweile sulzigen Pisten weiterhin flüssiges Fahren. Dennoch ging der Tag wegen des schweren Schnees tüchtig in die Beine. Noch ein letztes Mal hinauf zum Hockenhorngrat, einmal das 360°-Pano geniessen, und dann über die rote National ganz hinunter.
rote Piste Holz neben der recht kurzen Dopplanlage, die bald durch eine 6KSB ersetzt werden soll
Bergstation Hockenhorngrat, für einmal von der anderen Seite. Umwerfend wie immer die Walliser Hochalpen im Hintergrund, Viertausender en masse.
abwärts fahrende Kabine
16 Uhr: Die letzten Meter des Tages. Auch diesen Hang befuhr heute noch niemand.
Wiler, hier gabs Flüssigkeits-Nachschub.
Selten war in der Meute einer Talfahrts-Kabine eine so grosse Begeisterung über den Tag zu spüren. Warme Abendsonne, sommerlich gekleidete Menschen, Feierabendlaune. Eben typische Frühlingsverhältnisse.
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