Die Wintersaison 2021/22 eröffnete ich in Buttes im Neuenburger Jura. Kein bekanntes Skigebiet und keines, das weit oben auf meiner Prioritätenliste stand, aber es ergab sich so spontan. Am Wochenende hatte ich keine Lust auf volle Skigebiete in den Alpen, alleine schon wegen Covid. Dorthin würde ich auch unter der Woche gehen können. Und im Jura lag gerade genügend Schnee, dass die meisten Skigebiete öffnen konnten. Zudem bestand die Möglichkeit, das Skigebiet mit Les Rasses bei Sainte Croix zu kombinieren.

Häufig fährt man per ÖV auf den selben Strecken in Richtung Skigebiet: nach Chur, nach Spiez oder nach Visp. So hatte die Anreise im ICN, dem Jura-Südfuss entlang, mit dem Snowboard etwas Ungewöhnliches, Spezielles. Die Talstation in Buttes liegt relativ tief auf 780 m.ü.M. im Schattenloch, so dass das Skigebiet für Jura-Verhältnisse insgesamt einen grossen Höhenunterschied aufweist. Sesselbahnen gibts im Jura auch nicht wie Sand am Meer, Buttes-Robella gibt also schon was her. Die Bergfahrt mit der 2SB dauerte eine halbe Ewigkeit, ab und zu Zwischenstopps. Oben bei der Station Robella auf 1200 m.ü.M. war morgens kaum eine Menschenseele anzutreffen, ich wechselte gleich zur oberen Sektion, dem Skilift Crêt de la Neige.

Bergfahrt auf der 2SB

zwischen der spartanischen Bergstation und dem Skilift Crêt de la Neige

Lift bewältigt etwa 250 Höhenmeter

Oben wurde ich von starkem, stürmischem Wind überrascht. Dieser hatte viele Äste, Tannzapfen und Laub auf die Pisten verfrachtet - gut stand mein Snowboard sowieso kurz vor der Pension. Von den Hauptpisten am Skilift waren nur die beiden schwarzen präpariert, für eine Präparation der roten Piste reichte der knappe Schnee nicht aus. Die beiden schwarzen Pisten hatten eine tolle Neigung, sie waren trotz Sturm schön zu fahren. Gleich 3 Wiederholungsfahrten. Neben den Pisten war der Schnee dagegen bereits windgepresst.

Pistenstart auf 1440 m.ü.M. mit Blick in die endlosen Jura-Weiten

schwarze Piste Chamois ganz aussen, war besser zu fahren als es aussieht

hier die schwarze Hauptpiste

oben hatte der Winde sehr viel Geäst abgeschlagen

Neben den genannten direkten Pisten erschliesst der Skilift auch zwei "Hintenrum"-Pisten, die zunächst flach durch die Jura-Hochebene nach Nordosten verlaufen, dann den Crêt des Lisières überqueren, bevor es nach einem kurzen steileren Pistenstück per Weg zurück nach Robella geht. Landschaftlich wunderbar, idyllisch, im Gegensatz zum Haupthang auch an der Sonne, aber oben im Gegenwand kam man kaum vorwärts auf den blauen Pisten, es musste an diesem Tag sehr viel geschoben werden.

Blick nach Süden zum Chasseron

auf dem rückseitigen, sonnigen Plateau hinter dem Skilift

blaue Piste Combe, wurde während den 80er Jahren direkt durch einen flachen Skilift erschlossen

nun auf der Piste Tranquilité ganz aussen - ein wunderbar passender Name

Rückblick auf das flache Plateau

Die dritte Anlage im Skigebiet ist der flache Skilift Mignon mit Bergstation bei der Station Robella. Neben seiner Talstation startete früher auch noch der steile Ankerlift Lisières hinauf zum Übergang der blauen Hintenrum-Pisten. Dieser Lift steht zwar noch, scheint aber nicht mehr in Betrieb zu sein und wurde aus den Pistenplänen entfernt. Ebenso sind die direkten Pisten an diesem LSAP-Lift aus den Pistenplänen verschwunden. So versuchte ich dort eine Abfahrt im Gelände, war recht ruppig. Anschliessend auf der Talabfahrt ganz runter nach Buttes. Die erste Hälfte reiner Ziehweg, die letzten 200 Höhenmeter nochmals nette Pistenabschnitte, leider mit geringer Schneeauflage.

schneearmer Schluss der Talabfahrt, Buttes noch immer im Schatten

danach gings weiter auf der Piste Mignon

meine einzige Fahrt mit dem äusserst flachen Skilift Mignon

Schade, dauert die Bergfahrt mit dem Sessellift derart lange, sonst wäre ich die Talabfahrt gerne nochmals gefahren. 650 Höhenmeter am Stück gibts sonst kaum im Schweizer Jura. So war aber schon bald Mittag, viele Liftfahrten hatte ich noch nicht zusammen. Noch zwei Fahrten mit dem oberen Skilift, danach entschied ich mich, mit Les Rasses noch ein zweites Skigebiet anzusteuern.

typische Juralandschaften

auf dem ruhigen Winterwanderweg zum Chasseron

Les Rasses ist denkbar schlecht an den ÖV angebunden, ich entdeckt aber an der Bergstation Crêt de la Neige einen Winterwanderweg in Richtung Chasseron. Das schien mir eine praktische Gelegenheit für einen eleganten Skigebiets-Wechsel. Klar, 200 Höhenmeter rauf und 2km Luftlinie sind im Winter mit Snowboard nicht ohne, aber so, auf dem präparierten Höhenweg quer durch die schöne Juralandschaft ging das ganz gut. Gespannt war ich, ob dieser Skigebiets-Wechsel klappen würde und was mich oben auf dem Chasseron-Gipfel erwarten würde.