Lange war es bekanntlich nicht klar, ob die Skigebiete aufgrund der Corona-Pandemie überhaupt offen sein würden. Und offene Skigebiete bedeuteten noch lange nicht, dass ich selber das Risiko auch eingehen würde, zumal die Inzidenz deutlich höher war als noch vergangenen Frühling während der ersten Welle. Klar war für mich, dass ich vor den Festtagen und den damit verbundenen Besuchen sicher zuhause bleibe. Ich hätte es mir selbst nie verziehen, wegen einem Skitag Angehörige aus der Risikogruppe anzustecken. Ebenso selbstverständlich war, dass ich an Grosskampftagen die Skigebiete meiden würde. Andererseits schätzte ich das Risiko einer Ansteckung draussen an der frischen Luft als deutlich geringer an als in Innenräumen, das sah man ja alleine daran, welche Massnahmen die Covid-Infektionen bremsen konnten und welche nicht. So stufte ich vereinzelte Skitage schon als möglich an, vorausgesetzt einfach die absolut notwendige Vorsicht während des Skitags und danach.

An einem Schlechtwettertag kurz vor Silvester entschied ich mich dann doch für einen Tag auf dem Snowboard. Schnee hatte es ab ca. 1000 m.ü.M. Im Berner Oberland war ich schon länger nicht mehr, so entschied ich mich für Kandersteg. Das kleine Skigebiet dort würde nicht allzu hektisch oder überlaufen sein. Zudem ist Kandersteg mit dem Oeschinensee vor alllem als Sommerausflugsziel bekannt, da würde man also eine gewisse Routine für die schwierige Situation mitbringen. Das sah ich bereits bei der Ankunft bestätigt: die Kasse wurde provisorisch nach aussen gezügelt, mit genügen grossen Wartebereichen. So können sich dort die Besucher bereits daran gewöhnen, Abstand einzuahlten. Bergauf hatte ich dann auch eine Gondel für mich alleine.

Gondelbahn in der Totalen

durchaus steile Trassierung

Talblick auf das verschneite Kandersteg

Bergstation Oeschinen

ersetzte 2008 den legendären Seitwärtssessel

Zunächst machte ich vier Abfahrten am Skilift Bire, den man von der Gondel als Erstes erreicht. Ziemlich anspruchslos, recht kurz und flach, dafür aber absolut Corona-tauglich. Das Fahren mit Maske ging besser als erwartet, da die Skibrille die Maske schön fixiert und so die innere Brille nicht anläuft. Auch das Anstehen am Skilift erfolgte reibungslos. Man musste schon kurz warten, aber samt und sonders war man geduldig und enstpannt, der Abstand wurde vorbildlich eingehalten, es gab überhaupt kein Drängeln im langen Anstehbereich.

Skilift Bire

macht etwa 140 Höhenmeter

Gemütliche Hänge am Skilift Bire

wenig los auf den Pisten

Schlussstück der blauen Piste

Über die flache Verbindungspiste und den Seillift wechselte ich für vier Fahrten zum zweiten Skilift Wittenen. Das Skigebiet von Kandersteg ist zwar klein und hat nicht allzuviel Ausdehnung, aber trivial ist die Struktur nicht. Die durch die Gondelbahn nicht direkt erschlossene Talabfahrt startet beim Skilift Wittenen - so macht man jeweils automatisch eine ganze Runde durchs Skigebiet und legt zwischendurch einige Wiederholungsfahrten an den Skiliften ein. Die meisten Pisten sind beschneit, so war der Pistenzustand zusammen mit dem Naturschnee und der geringen Frequentierung ausgezeichnet.

Verbindungspiste zwischen den beiden Skiliften

das flache Gelände zwischen den beiden Schleppern

Verbindungslift zum zweiten Skilift und zur Talabfahrt

rote Piste Wittenen

Skilift Wittenen von unten

wurde erst 2016 erneuert

Die Hauptpiste am Wittenen-Lift ist mit ihrer steileren zweiten Hälfte doch anspruchsvoller als jene am Bire-Skilift. Daneben gibt es noch einen Aussenrum-Ziehweg zum Oeschinensee und zurück. Dieser gibt zwar fahrerisch kaum was her, ist aber landschaftlich schon eindrücklich, weil man da völlig abseits vom restlichen Skigebiet fährt und den imposanten Berg-Kessel rund um den See besser erleben kann. Zumal die Gipfel der Blüemlisalpgruppe nochmals 2000 Meter höher liegen. Hier wähnt man sich beinahe irgendwo in der kanadischen Wildnis.

gegenüber das Doldenhorn

der eindrückliche Kessel rund um den Oeschinensee

Hintenrum-Piste Oeschinensee

ab und zu zeigte sich die Blüemlisalp-Gruppe

Die Talabfahrt ist die längste Piste im Skigebiet und auch die spannendste. Nach flachem Beginn kommt die Schlüsselstelle: ein Steilhang, dessen steilere obere Hälfte unpräpariert und tiefschwarz ist, aber auf einem Weg umfahren werden kann. Unten gibts nochmals tolle Abschnitte quer durch den Wald. Danach hatte ich erneut eine Gondel für mich alleine und machte eine schnelle Runde durchs Skigebiet, um die Talabfahrt gleich nochmals fahren zu können.

auf der Talabfahrt

die Schlüssel-Stelle

immer wieder gemütliche, menschenleere Hänge

zweimal wird der Bach überquert

letzte Meter der Talabfahrt

Gegen 10, 11 Uhr kamen immer mehr Winterwanderer ins Skigebiet, so gab es bei meiner dritten Bergfahrt eine längere Warteschlange an der Gondelbahn. Man hielt sich aber zu meiner Erleichterung vorbildlich an alle Massnahmen: viel Abstand, kein Drängeln, richtig aufgesetzte Masken. Lieber etwas anstehen und die 8er-Gondeln freiwillig nur zu dritt fühlen war das Credo der allermeisten Leute. Gut so! Nochmals eine Fahrt am Skilift Bire, zwei am Skilift Wittenen, und schliesslich eine dritte und letzte Talabfahrt.

Natürlich, das Skigebit ist eher bescheiden. Klein und kleinräumig, alle Pisten sind irgendwie eingeschlossen im bewaldeten Geländekessel. Zu normalen Zeiten hätte es mir wahrscheinlich wenig Spass gemacht, aber während der Covid-Pandemie war das gar keine schlechte Idee, das Ansteckungsrisiko schien mir hier sehr gering. Zudem war dank den bewaldeten Pisten die Sicht trotz diffusem Licht akzeptabel, anderswo oberhalb der Baumgrenze wäre das schlechter gewesen. Wegen der mittlerweile langen Warteschlange an der Tageskasse verzichtete ich auf das Zurückgeben der KeyCard und machte mich stattdessen direkt auf den Weg zu meinem Nachmittagsziel.