An einem Schlechtwettertag kurz vor Silvester entschied ich mich dann doch für einen Tag auf dem Snowboard. Schnee hatte es ab ca. 1000 m.ü.M. Im Berner Oberland war ich schon länger nicht mehr, so entschied ich mich für Kandersteg. Das kleine Skigebiet dort würde nicht allzu hektisch oder überlaufen sein. Zudem ist Kandersteg mit dem Oeschinensee vor alllem als Sommerausflugsziel bekannt, da würde man also eine gewisse Routine für die schwierige Situation mitbringen. Das sah ich bereits bei der Ankunft bestätigt: die Kasse wurde provisorisch nach aussen gezügelt, mit genügen grossen Wartebereichen. So können sich dort die Besucher bereits daran gewöhnen, Abstand einzuahlten. Bergauf hatte ich dann auch eine Gondel für mich alleine.
Zunächst machte ich vier Abfahrten am Skilift Bire, den man von der Gondel als Erstes erreicht. Ziemlich anspruchslos, recht kurz und flach, dafür aber absolut Corona-tauglich. Das Fahren mit Maske ging besser als erwartet, da die Skibrille die Maske schön fixiert und so die innere Brille nicht anläuft. Auch das Anstehen am Skilift erfolgte reibungslos. Man musste schon kurz warten, aber samt und sonders war man geduldig und enstpannt, der Abstand wurde vorbildlich eingehalten, es gab überhaupt kein Drängeln im langen Anstehbereich.
Über die flache Verbindungspiste und den Seillift wechselte ich für vier Fahrten zum zweiten Skilift Wittenen. Das Skigebiet von Kandersteg ist zwar klein und hat nicht allzuviel Ausdehnung, aber trivial ist die Struktur nicht. Die durch die Gondelbahn nicht direkt erschlossene Talabfahrt startet beim Skilift Wittenen - so macht man jeweils automatisch eine ganze Runde durchs Skigebiet und legt zwischendurch einige Wiederholungsfahrten an den Skiliften ein. Die meisten Pisten sind beschneit, so war der Pistenzustand zusammen mit dem Naturschnee und der geringen Frequentierung ausgezeichnet.
Die Hauptpiste am Wittenen-Lift ist mit ihrer steileren zweiten Hälfte doch anspruchsvoller als jene am Bire-Skilift. Daneben gibt es noch einen Aussenrum-Ziehweg zum Oeschinensee und zurück. Dieser gibt zwar fahrerisch kaum was her, ist aber landschaftlich schon eindrücklich, weil man da völlig abseits vom restlichen Skigebiet fährt und den imposanten Berg-Kessel rund um den See besser erleben kann. Zumal die Gipfel der Blüemlisalpgruppe nochmals 2000 Meter höher liegen. Hier wähnt man sich beinahe irgendwo in der kanadischen Wildnis.
Die Talabfahrt ist die längste Piste im Skigebiet und auch die spannendste. Nach flachem Beginn kommt die Schlüsselstelle: ein Steilhang, dessen steilere obere Hälfte unpräpariert und tiefschwarz ist, aber auf einem Weg umfahren werden kann. Unten gibts nochmals tolle Abschnitte quer durch den Wald. Danach hatte ich erneut eine Gondel für mich alleine und machte eine schnelle Runde durchs Skigebiet, um die Talabfahrt gleich nochmals fahren zu können.
Gegen 10, 11 Uhr kamen immer mehr Winterwanderer ins Skigebiet, so gab es bei meiner dritten Bergfahrt eine längere Warteschlange an der Gondelbahn. Man hielt sich aber zu meiner Erleichterung vorbildlich an alle Massnahmen: viel Abstand, kein Drängeln, richtig aufgesetzte Masken. Lieber etwas anstehen und die 8er-Gondeln freiwillig nur zu dritt fühlen war das Credo der allermeisten Leute. Gut so! Nochmals eine Fahrt am Skilift Bire, zwei am Skilift Wittenen, und schliesslich eine dritte und letzte Talabfahrt.
Natürlich, das Skigebit ist eher bescheiden. Klein und kleinräumig, alle Pisten sind irgendwie eingeschlossen im bewaldeten Geländekessel. Zu normalen Zeiten hätte es mir wahrscheinlich wenig Spass gemacht, aber während der Covid-Pandemie war das gar keine schlechte Idee, das Ansteckungsrisiko schien mir hier sehr gering. Zudem war dank den bewaldeten Pisten die Sicht trotz diffusem Licht akzeptabel, anderswo oberhalb der Baumgrenze wäre das schlechter gewesen. Wegen der mittlerweile langen Warteschlange an der Tageskasse verzichtete ich auf das Zurückgeben der KeyCard und machte mich stattdessen direkt auf den Weg zu meinem Nachmittagsziel.
0 Kommentare