Die inneralpine Lage von Savognin impliziert für das Skigebiet gleich zwei Nachteile. Zum Einen dauert die Anreise ein ganzes Stück, von Chur aus fährt man quer durchs ganze Skigebiet der Lenzerheide hindurch, dann wieder runter nach Tiefencastel und rauf auf der Julierstrasse. Zum Anderen kriegt das Skigebiet nur wenige Niederschläge ab, was oft zu knappen Schneeverhältnissen führt. Die Talabfahrt ist ja bekannt als weisses Kunstschneeband im Grün-Braunen. Bei meinem Erstbesuch gabs hingegen perfekte Schneebedingungen, und die Anreise war zwar etwas demotivierend, ging aber dann auch vorbei.
Von der Postautohaltestelle an der Hauptstrasse ist es noch ein gutes Stück Fussmarsch zur Talstation, denn leider sind die Fahrpläne von Ortsbus und Postauto überhaupt nicht aufeinander abgestimmt. Dank Wochentag und einer Twint-Aktion erhielt ich die Tageskarte zum halben Preis. Als Erstes fuhr ich gleich mit der langen Hauptachse des Skigebiets hinauf auf den Piz Martegnas. Die gegenwärtige Reihenfolge Sesselbahn - Gondelbahn - Sesselbahn ist etwas ungewöhnlich und anschnalltechnisch unpraktisch, aber die unterste Sesselbahn soll ja nach Möglichkeit bald auch durch eine Gondelbahn ersetzt werden. Die Liftkette ist in Summe mehr als 5.5 Kilometer lang, so dauerte es eine ganze Weile bis ganz hinauf.
ein erster Blick aufs Skigebiet: unten die 4KSB Tigignas, oben die Gondelbahn Somtgant
Sesselbahn Tigignas, mit Baujahr 1987 schon in die Jahre gekommen
Seitenblick auf die Talabfahrt und den Weiler Tigignas
Anlage macht 440 Höhenmeter
nächste Sektion: die 2012 gebaute Gondelbahn Somtgant
und schliesslich die 6KSB auf den Piz Martegnas
Bahn ersetzte zwei Skilifte und eine 2SB
Oben am Piz Martegnas kann man sich gut einen ersten Überblick über das Skigebiet verschaffen, da sich dort auch der Blick nach Radons mit den beiden Doppelskiliften öffnet. Als Erstes wollte ich gleich mal bis ganz runter nach Savognin fahren, und sogleich zeigte sich: das Skigebiet ist deutlich grösser als es der Pistenplan erahnen lässt. Hier am Haupthang bewältigen die Pisten mehr als 1400 Höhenmeter am Stück ohne irgendwelche Ziehwege oder Schiebepassagen. Toll! Gerade auch die Talabfahrt ab Tigignas machte mit ihren zahlreichen Wellen und kurzen Steilhängen Spass, da hatte ich eine weniger abwechslungsreiche Piste erwartet.
Aussicht auf den Piz Cartas...
... und die Schneeschüssel auf Radons mit dem Piz Mez
Start der Pisten auf 2670 m.ü.M.
Carving-Piste Somtgant
rote Piste FIS an der Gondelbahn
Talabfahrt nach Savognin
Während den ersten zwei Stunden blieb ich an der Hauptachse. Oben am Piz Martegnas spürt man, dass die Bahn quer zum Hang trassiert ist, so sind die Pisten teilweise ebenfalls schräg abfallend. Besonders gefielen mir die verschiedenen Pisten an der Somtgant-Gondelbahn: rassige Carving-Abschnitte, gut präparierte Steilhänge, verwinkelte Waldpisten, allgemein viel Abwechslung.
Piz Martegnas, die Bahn wurde 1998 von Garaventa gebaut
Einfahrt in die Pisten am Piz Martegnas
geniale Piste zwischen Somtgant und Tigignas
Aussicht nach Norden in Richtung Lenzerheide
rote Piste Colms am Piz Martegnas
Dann verliess ich die Hauptachse und begab mich an den Skilift Laritg an der Nordseite des Skigebiets. Eine nette Ecke, die im Hochwinter vermutlich weniger sonnig ist als jetzt im März. Die obere Piste Lai Lung war leider gesperrt, ansonsten wäre es das eine schöne Hintenrum-Piste vom Piz Martegnas zum Skilift Laritg gewesen. Auch so machte es Spass in dieser Geländekammer, auf und neben den Pisten machte ich vier Fahrten. Besonders schön war die untere Lai Lung als "Ausfahrt" von der Geländekammer.
Skilift Laritg
auf der roten Piste Laritg
eine nette nordseitige Geländekammer
nachträglich eingebaute Kurve, früher ging der Skilift geradeaus weiter
die herrliche blaue Lai Lung zurück nach Tigignas
hier gäbe es etliche Tiefschneevarianten
eine richtige, verlassene Hintenrum-Abfahrt
Nach dem Mittagessen im Restaurant Tigignas gings via Piz Martegnas hinein in die Radons-Schüssel. Hier zeigt sich die Weite des Skigebiets am Stärksten: der breite und lange Hang wird bloss erschlossen mit zwei Sektionen Doppel-Skilift. Zusammen mit der eher flachen Landschaft fühlt man sich ein wenig an Laax erinnert. Meistens fuhr ich die beiden Sektionen in Kombination, was auch wieder längere Abfahrten mit mehr als 800 Höhenmetern ermöglichte. Andrang war ja kaum an diesem Wochentag, weshalb es völlig ausreichte, dass jeweils nur die rechten Skilifte in Betrieb waren.
"Traumpiste" in den Radons-Sektor
der obere Doppellift von Tgeps auf den Piz Cartas
die weite Landschaft oberhalb Radons
im oberen Doppellift
Zoom auf den 2713m hohen Piz Cartas
Gipfelpanorama nach Norden
Hier gab es noch mehr Platz auf den Pisten als im restlichen Skigebiet. Etwa drei Pistenvarianten sind hier vorhanden, wobei beispielsweise die schwarze "Crest' Ota" am oberen Skilift nur als unpräparierte Route markiert war. Allerdings sind alle Pisten relativ flach, selbst die schwarze, und wirkten auf mich insgesamt etwas ereignislos. Das Plus hier sind die grossen Distanzen zwischen den verschiedenen Pisten und den Skiliften. Während ich diese Pisten ausprobierte, zogen mehr und mehr Wolken auf, vorbei war der Schönwetter-Tag.
rote "Heidipiste"...
... die weiter unten blau wird
ordentliche Distanzen zwischen Lift und Pisten
im unteren Skilift Radons-Tgeps
viel Platz auf den verschiedenen Pisten
Von der Schneeschüssel Radons aus kommt man schliesslich noch zum Skilift Naladas. Er wird hauptsächlich als Verbindungslift zur Haupt-Liftkette benützt, aber ich machte trotzdem noch drei Wiederholungsfahrten. Denn die naturbelassene Piste am Crap Farreras sagte mir trotz der schlechter werdenden Sicht zu, ausserdem war sie auch steiler als alles rund um Radons. Auf dem Ziehweg 11b kam ich schliesslich zurück zur Station Somtgant. Noch einmal rauf auf den Piz Martegnas und ein letztes Mal die lange Abfahrt ganz runter nach Savognin.
Skilift Naladas
macht mehr als 500 Höhenmeter
knackige, unplanierte Piste
letzte Abfahrt vom Piz Martegnas ins Tal
Wie schon geschrieben: das Skigebiet Savognin ist deutlich weitläufiger als es der Pistenplan erscheinen lässt, zwischen den verschiedenen Anlagen bestehen teilweise beträchtliche Distanzen. Die Zeit reichte gerade aus, um einmal das Skigebiet abzufahren. Aber gerne hätte ich noch mehr Offpiste-Hänge erkundet, beispielsweise zwischen Laritg und Somtgant aber auch zwischen Piz Cartas und Piz Martegnas. Dafür blieb leider keine Zeit. Ausserdem bot das Skigebiet, im Gegensatz zum zuletzt besuchten Bürchen auch ein wenig Gipfel-Feeling. Insgesamt hatte mir das Skigebiet gefallen, dazu hatte ich punkto Schneeverhältnisse und Andrang einen ausgezeichneten Tag erwischt.
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