Ein paar Tage zuvor hatte ich mir, nach Konsultation der Agenda und den Wetterprognosen, den Karfreitag ausgesucht für den vielleicht letzten Saisontag. Er Entscheid für Klosters fiel aus dem Bauch heraus. Ganze 3 Stunden lag ich in der Nacht davor im Bett, während der Woche wars auch nicht wesentlich mehr, so dass ich den ganzen Tag ziemlich auf dem Zahnfleisch kroch. Dies wirkte sich doch ziemlich auf den Tagesverlauf aus, ich liess es ziemlich ruhig angehen.

Um 9 Uhr 35 kam ich an die Talstation. Von den 20 Minuten Wartezeit war ich nicht sonderlich überrascht, da der Zubringer eine bescheidene Kapazität von 800 p/h besitzt. Dafür stellte ich fest, dass man hier Key-Cards aus anderen Skigebieten akzeptiert. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, doch vielenorts muss man das Gegenteil erfahren. Zu meiner Freude traf ich ca. 20 cm Neuschnee an, so dass sich die ganze Umgebung in einem winterlichen Kleid zeigte. Bloss der (trotz Sommerzeit) bereits verdächtig hohe Sonnenstand erinnerte daran, dass wir bereits April haben.


Gondelbahn Klosters-Madrisa


letzter Abschnitt der Gondelbahn


Doppelskilift Schaffürggli


ein Blick ins frisch verschneite Prättigau


Skilift Schaffürggli, KSBs gibts hier nicht

Die zentrale Anlage im Madrisa-Gebiet ist der Doppelskilift Schaffürggli. Von 1880 bis 2380 m.ü.M. werden zahlreiche Pisten bedient. Es ergibt sich eine ideale Kapazität, denn die Pisten wirkten nie voll und trotzdem musste ich nie mehr als 5 Minuten anstehen. U.a. bedient er die "Hintenrum"-Piste Älpli, von der es mit dem Zugenhüttli-Sessellift zurück ins Gebiet geht. Dank der leichten Bewölkung blieb die Temperatur stets knapp in den Minusbereichen - ich hatte nicht solch pulvrige Schneeverhältnisse erwartet.


erste Abfahrt direkt am Lift


landschaftlich interessante Piste Älpli


Blick ins Schlappintal. Links zwei Kilometer entfernt ist die Grenze zu Österreich.


neue 2SB Zugenhüttli, ohne eigene Piste


kompakte Bergstation der Verbindungs-2SB

Zum höchsten Punkt auf 2618 m.ü.M. führt der Skilift Madrisa. Interessant sind hier die damit erschlossenen Abfahrtsrouten, die durch eigene, unverbaute Geländekammern führen. 600 Höhenmeter warten hier, falls man ein paar Meter Schieberei aufsich nimmt. Das Gelände ist nicht übermässig steil, man kann sich die Route mehr oder weniger aussuchen. Eigentlich hatte ich eine nette Firnabfahrt erwartet, doch der frische Tiefschnee verhinderte dies. Natürlich war schon alles voll von Spuren, aber ich fand es sinnvoll, mich zuerst etwas einzufahren.


Skilift Madrisa


Bergstation Madrisa


Geländekammer Chüecalanda


etwas weiter unten, gegenüber das Gotschnagebiet


Wetterphänomen Halo


Skigebiet Madrisa über Klosters


der redundante Skilift Glatteggen, heute nicht in Betrieb


Anfängeranlage Albeina


in Richtung Schafcalanda


Offpiste am Älpli im bereits etwas schwer gewordenen Schnee

Bald einmal war es 12 Uhr, und es folgte die Talabfahrt, um nachher noch Zeit für das Gotschnagebiet zu haben. Im Verlauf des Morgens wurde sie - mit Vermerk auf ausgeaperte Stellen - geöffnet. Vielleicht 100 Höhenmeter waren kritisch, danach wars wieder ok. Insgesamt empfand ich die Talabfahrt als sehr abwechslungsreich. In der unteren Hälfte folgten sich Übergänge, Richtungsänderungen, Brücken, steilere und flachere, schmalere und breite Stellen - nichts zu sehen von einem öden Ziehweg. 1500 Höhenmeter im April: nicht schlecht. Der letzte Abschnitt wird als einziger überhaupt im Skigebiet künstlich beschneit, auch deshalb wars bis ins Dorf super zu fahren, abgesehen vom langsamen Schnee.


Talabfahrt


kritische Steilhänge


Dörfchen Schlappin


Schlappin-See auf 1630 NN


weiterer Streckenverlauf


Klosters, Ziel einer langen April-Abfahrt

Unterstützt von den Skiliften strahlt die Madrisa viel Gemütlichkeit und wenig Hektik aus. In diesem Winter stand ich hauptsächlich im Wallis auf dem Snowboard, die Tage in Ovronnaz, La Fouly, Grimentz oder Zinal sind noch in bester Erinnerung, weshalb klar war, dass die Region Klosters dagegen ziemlich mittelmässig und wenig alpin wirken würde. Dazu trugen sicher die Lichtverhältnisse bei, da bei schwacher Bewölkung und hohem Sonnenstand halt keine scharfen und interessanten Licht-Schatten-Kontraste auftreten. Chüecalanda und die Talabfahrt waren spannend, wegen dem Rest müsste ich nicht wieder hin. In sich stimmt die auf Familien ausgerichtete Skigebietsstruktur, alles ist angenehm, ruhig, nett, aber eben auch nicht mehr.