Kurz vor 2 Uhr kam ich mit dem Skibus aus Zinal an der Talstation Grimentz an. Etwas mehr als 2 Stunden blieben mir für den Kurzbesuch im dichten Nebel. Am Morgen in Zinal dauerte es etwas, bis die Schlechtwetterfront da war, doch nun hielt sie definitiv Einzug. Vor 2 Jahren fuhr ich bei nicht viel besseren Bedingungen mehrheitlich in der "Lona-Geländekammer", dieses mal blieb ich meistens in den zentraleren Bereichen.
VonRoll-Gondelbahn, wurde im Sommer für die nächsten 10-20 Jahre fitgetrimmt
An der Bergstation der 4KSB, Blick Richtung Becs de Bosson
6KSB Tsarvaz, beliebteste Anlage im Skigebiet, im dichten Nebel
auf der schwarzen Standard-Talabfahrt
unterer Teil der Talabfahrten im Schneetreiben
Ab drei Uhr gab es wider Erwarten vereinzelte Aufhellungen in den obersten Bereichen. So fuhr ich zum Schluss fuhr ich dann die komplette Piste Lona: eine lange schwarze Piste, die ganz links im Skigebiet von zuoberst bis nach Grimentz hinunter führt. An schönen Tagen ist sie zwar ab Mittag komplett im Schatten, trotzdem ist sie bei vielen Grimentz-Besuchern beliebt, besonders als letzte Abfahrt des Tages.
Skilift Marenda
erneut auf der 6KSB Tsarvaz
SL Becs de Bosson um 4 Uhr
Piste Lona bei düsterer Sicht
Der zweite Tag war das pure Gegenteil. Sonne, ständiges Glitzern des Schnees, frischer Pulverschnee, Temperaturen um minus 10 Grad. Da ist man mit einem ständigen Grinsen im Skigebiet unterwegs. Durch die schwache Pistenfrequentierung konnte man es meistens krachen lassen, so dass der eisige Fahrtwind das Fahren noch intensiver erleben liess. Nach der 20minütigen Warterei an der Talstation ging es flott hinauf. Am Morgen fährt man am besten an den Lona-Liften, da deren schöne Pisten bald in den Schatten kommen.
4KSB Grands Plans
6KSB Tsarvaz. Im oberen Teil Neuerschliessung, leider wurden da die Pisten massiv planiert.
Blick zum Becs de Bosson
auf dem flachen Skilift Becs de Bosson, gibt hier insgesamt 4 Pistenvarianten
Ein paar Worte zur Skigebiets-Struktur: Die bereits 20 Jahre alte Stehgondel-Bahn ist der einzige Zubringer und bringt die Leute zum Zentrum Bendolla auf 2100 m.ü.M. Die Lifte Grands Plans, Tsarvaz und Becs de Bosson bilden im verwinkelten Gelände die zentrale Achse des Skigebiets bis auf 2900 m.ü.M. Diese 3 Anlagen stehen ziemlich versetzt zueinander, so dass zur Verbindung kürzere Abfahrten nötig sind. Die 4KSB Grands Plans hat kaum eigene Pisten, die anderen beiden Bahnen befinden sich neben flacheren Pisten. Links herum führt mit den Bahnen Les Crêts und Lona 1+2 eine zweite Achse, die oben gleich neben dem SL Becs de Bosson endet. "Rechts oben" steht dazu der Stangenschlepper Orzival, der Zubringer zum Snowpark und zum Aussichtspunkt ist. Schliesslich gibt es auf Bendolla einen Anfängerbereich mit diversen Liften.
Blick hinüber zum Skigebiet von St.Luc...
... und in Richtung Orzival
Winterstimmung
Lona 2. Nicht nur hier sieht man, wie sich die Stangenschlepper dezent ins Gelände einfügen.
Lona 2, nach der Kurve äusserst steil
Bei halbwegs anständigem Wetter steht man in Grimentz an den meisten Liften 5-12 Minuten an. Die beiden KSBs machen sich diesbezüglich schon bemerkbar, früher stand man meist etwas länger an.. Da die meisten Leute auf den direkt erschlossenen Pisten fahren, bleiben die Pisten „zwischendrin“ meistens leer. Sowieso sind jene Routen und Pisten, die nur über 2-4 Liftfahrten erreicht werden (Lona, Couloirs, Abondance...) steiler und spannender als die Hauptpisten.
Offpiste am Lona 1, gegenüber die Corne de Sorebois
schwarze Piste Couloirs - schwach frequentiert und wie gewohnt sauber präpariert
auf der 2SB Crêts
Offpiste am Lona 2
Um halb folgte eine persönliche Premiere: Von 2900 Metern fuhr ich über die Piste Tsayet und die markierte Routenabfahrt hinunter nach St.Jean. Einer der Vorzüge im Val d'Anniviers sind die vielen, im Charakter unterschiedlichen, Pisten, die vom Skigebiet weg ins Tal führen (z.B. Prilet, Chamois). Dies hier ist mit 1600 Höhenmetern die längstmögliche Abfahrt im Tal. Bis zuunterst herrschten ausgezeichnete Bedingungen. Zudem der Vorteil, dass es unten etwas "wärmer" war. Die Rückfahrt erfolgte bequem im pünktlichen Skibus.
zuoberst im Skigebiet
Talstation Grands Plans, dahinter Diablons, Bishorn und Weisshorn
schon weit unten auf der Abfahrt nach St.Jean
die letzten 100 Höhenmeter
Bergstation Grands Plans
Am späteren Nachmittag gabs nochmals zwei "Highlights": Zuerst die Fahrt durch die Route Abondance, und danach der Aufstieg zum Aussichtspunkt Roc d'Orzival. Unter den Stammgästen ist letzteres Usus, man ist eben auch Geniesser der prächtigen Walliser Alpen. Quasi der kleine Bruder der Bella Tola.
im Skilift Orzival
Einfahrt in die Abondance
weiter unten in der Route
Panorama zu den mit Wolken garnierten Viertausender Bishorn, Weisshorn, Zianlrothorn und Obergabelhorn.
Panorama nach Westen, u.a. Dents du Midi. In Richtung Mont Blanc war es leider zu bewölkt.
Im Skigebiet liegt jeder Lift auf einer anderen Treppenstufe, so dass sich insgesamt eine ausgewogene Mischung von Pisten verschiedener Schwierigkeiten und Expositionen ergibt. Es herrscht ein gesundes Verhältnis zwischen Pisten- und Liftkapazität. So gut wie alle Pisten sind schön zu fahren; man fährt mal da, mal dort und kann es eigentlich immer geniessen. Überall bieten sich nette Varianten im Gelände an, langweilig wird es hier sicher nicht. Vielleicht fehlt eine spektakuläre Gipfelabfahrt, oder sonst eine Traumpiste, die man zig mal nacheinander fahren möchte.
Talstation Tsarvaz über dem aufkommenden Nebelmeer
zum Abschluss: Piste Lona
Es ist das modernste Gebiet im Tal, doch die Lifte gliedern sich meistens gut in die Umgebung ein, so dass die Infrastruktur im Hintergrund bleibt. Der etwas durchwachsene Eindruck vom letzten Mal wurde beseitigt. Grimentz empfinde ich - selbst für Walliser Verhältnisse - als aussergewöhnlich schönes und abwechslungsreiches Skigebiet. Zusammen mit Ovronnaz und Zinal war es ein Top-Tag des Winters. Grimentz wird mir auch bei anderen Zinal-Besuchen einen Tagesausflug wert sein.
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