Erstmals besuchen wir das Skigebiet von St.Luc und Chandolin. Dank der Anfahrt per Postauto können wir etwas ausschlafen. Ab heute herrscht Kaiserwetter – es sollte mehr als eine Woche anhalten. Das Skigebiet liegt am prallen Sonnenhang; der Nachteil bezüglich Schneesicherheit fällt heute zum Glück nicht ins Gewicht, da die Naturschneemenge mehr als ausreichend ist. Nach der rasanten Fahrt mit der Standseilbahn werden wir bereits vom wuchtigen Panorama begrüsst, obwohl man sich hier erst im unteren Teil des Gebiets befindet.
Station Tignousa
Die beiden Hauptkammern des Skigebiets werden von einem guten Dutzend Lifte, zumeist Skilifte, in ihrer ganzen Breite erschlossen. Mit dem Bügellift Tignousa geht es von der gleichnamigen Station weiter hinauf, und da am Lift Col des Ombrintzes eine grosse Menschenschlange ansteht, fahren wir gleich weiter zum Poma-Lift Pas-de-Boeuf. Ein Stangenschlepper par excellence: 3 Kurven, flache und steile Trasseabschnitte, flottes Tempo, Katapultstart. Nur schade, dass wir auch hier anstehen müssen.
Skilift Tignousa
Blick von der Bergstation des SL Tignousa nach Süden zu den weiteren Liften
Talstation Pas-de-Boeuf: schnell, lang, steil
Kurvenskilift Pas-de-Boeuf
Wir wählen die rote Piste südlich des Liftes, die eigentlich charakteristisch für das Gebiet ist: Einsam führt sie durch das weite, offene Gelände und lässt einem immer wieder Blicke auf die Viertausender wie das Matterhorn oder die Dent Blanche erhaschen. Wie aus dem Bilderbuch!
Traumwetter
einsame Piste am Pas-de-Boeuf
Nach der zweiten Bergfahrt ist es bereits Mittag, und wir machen uns auf in Richtung Bella Tola. Zweimal war ich schon oben, einmal im Sommer, einmal im Herbst, doch beides Mal bei eher schlechtem Wetter. Das war heute entschieden anders. Der Lift, natürlich kuppelbar, führt ausgesetzt auf die Flanke des Dreitausenders. Ganz nach dem Stil des Val d’Anniviers darf man die letzten 60 Höhenmeter selber bewältigen, es geht auch ohne dass der ganze Berg von Erlebniswelten, Panoramarestaurants, Funitel-Bergstationen und dergleichen verbaut ist. Was sich ganz oben zuträgt, sei in einem speziellen Bericht beschrieben.
Bergstation Bella Tola
Nach wie vor von der Bergwelt fasziniert fahren wir via Col des Ombrintzes zurück nach Tignousa, um dort etwas zu essen. Nachher geht es zweimal an den Lift Forêt. Bemerkenswert, wie stark dieser untere Skigebietsteil beispielsweise zur Bella Tola kontrastiert: Hier ist es mindestens 10 Grad wärmer, die Pisten führen durch engeres, bewaldetes Gebiet. Die rote Piste nördlich des Lifts tut es uns mit den ständigen Geländewechseln und Kurven besonders an.
Piste Bella Tola vor Traumkulisse der Viertausender Bishorn, Weisshorn, Zinalrothorn, Obergabelhorn, Matterhorn und Dent Blanche
Piste Bella Tola vor Traumpanorama
verblüffend grosses Gebiet, das mit einigen wenigen Skiliften erschlossen wird
Skilift Col des Ombrintzes
Bergstation Ombrintzes mit obligatem Panoramablick
Stangenschlepper Le Forêt
rote Piste am Lift Le Forêt
ein weiteres Mal grüsst die Couronne impériale
Nun erkunden wir den „Rest“ des Skigebiets und fahren hinauf zum Col des Ombrintzes, von wo aus man über eine von Liften entlegene Piste auf die oberhalb von Chandolin liegende Geländekammer wechseln kann. Ich nutze hingegen die Gelegenheit einer Abkürzung mit der steilen gelb markierten Variantenabfahrt. Zwei weitere Poma-Schlepper stehen als Nächstes auf dem Programm: Crêt-de-la-Motte und vor allem "Illhorn 2", der einerseits für seine Carvingpiste, andererseits für seine steile und abenteuerliche Streckenführung zwischen den Lawinenverbauungen bekannt ist.
Blick auf nörliche Seite der Skischaukel, was die Dimensionen des Skigebiets erahnen lässt
menschenleere Verbindungspiste in den Sektor von Chandolin
typisch für das Gebiet führt der Lift Crêt-de-la-Motte durch einsames Gelände
Carving-Piste am Illhorn über dem Walliser Rhonetal
Stangenschlepper Illhorn mit toller Carving-Piste
Aussicht vom Illhorn in die Walliser Bergwelt und ins Skigebiet
Vom ständigen Auskundschaften sind wir inzwischen ziemlich müde geworden, so können wir die Pisten nicht mehr derart geniessen und ruhen uns auf der 4KSB Tsapé aus. Hier ist die Piste, im Gegensatz zu allen anderen, ziemlich eisig und ausgefahren. Ansonsten hätte ich nie gedacht, dass die Pisten bis in den späten Nachmittag derart gut zu fahren sind. Sie sind nach wie vor in hartem aber griffigem Zustand, von Sulz oder Buckeln keine Spur.
auf der einzigen KSB im Gebiet: Le Tsapé
Lifte Tsapé und Les Etables
Bergstation Tsapé
Da wir noch mehr als genug Zeit bis zur Abfahrt des Busses haben, schlagen wir noch den Weg zum letzten Highlight ein: der Piste Prilet. Scheinbar sind wir nicht die Einzigen mit diesem Gedanken, so müssen wir am Skilift mehr als 20 Minuten anstehen. Danach geht es aber los mit der Abfahrt auf dieser Traumpiste. Abends um halb Fünf noch in der Sonne gelegen führt auch sie von den Liften weg in Richtung St.Luc. Die Geländewechsel, Schussstrecken und Steilhänge während mehr als 1000 naturbelassenen Höhenmetern lassen mein Herz nochmals höher schlagen. Nach der beachtlichen Distanz erhasche ich mir just am Ende der Piste die letzten Sonnenstrahlen des Tages.
Verbindungsanlage 3SB Rotzé
Warteschlange Pas-de-Boeuf
vor der letzten Abfahrt...
Piste de Prilet am Abend
Im vollgestopften Skibus werden wir zurück nach St.Luc befördert, und von dort wenig später weiter über Vissoie zurück nach Zinal. Rückblickend hat sich der Besuch trotz der langen Anfahrt in allen Belangen gelohnt. Das Skigebiet ist tatsächlich um einiges grösser als es der Pistenplan erahnen lässt, wir sind kaum einen Pistenabschnitt zweimal gefahren. Zu bequem für Skilifte darf man hier nicht sein, dafür wird man mit sonnenüberfluteten und leeren Hängen vor der Walliser Bergkulisse belohnt.
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