Am Silvester fuhr ich für den dritten Pistentag in kurzer Zeit nach Engelberg, was für mich rasch erreichbar ist. Nach einigen Frühlingstagen am Titlis wollte ich auch einmal auf der anderen Seite, auf dem Brunni, Snowboard fahren. Vorne weg: das Brunni-Gebiet bietet als Skiberg sehr wenig, das Gelände ist nicht wirklich geeignet für ein Skigebiet. Seine Qualifikation ist die Lage am Sonnenhang. So fungiert als sonnige Ergänzung zum Hauptgebiet Titlis und wird in erster Linie von Wanderen, Sonnenanbetern und Schlittlern besucht. Die Handvoll Pisten sind eher eine Zugabe.

Die Morgenkarte ist hier nur bis 12 Uhr gültig, also musste es eine Tageskarte sein zum stolzen Preis von 46 Franken. Ich war bewusst früh unterwegs und erwischte nach kurzer Fahrt mit dem Ortsbus die erste Kabine der Zubringerbahn, die um 08:20 los fuhr. Das eigentliche Skigebiet oben besteht aus zwei Sektionen (3SB und Skilift), die zusammen nicht ganz 500 Höhenmeter erschliessen. Also wesentlich kleiner, als es den Anstrich macht. Die 3SB war bereits in Betrieb, lag allerdings grösstenteils noch im Schatten. Zuerst machte ich da mal drei Abfahrten auf der roten Hauptpiste, hatte leider eisigen Sulz. Ein wenig erinnerte mich der Hang an Bruson: steile 3SB mit harten Pisten.

kurz vor der Bergstation der 3SB, dahinter der Skilift

Start der roten Piste, am Gegenhang der Titlis

bald wurde es sonniger

die 3SB ersetzte 1993 einen Skilift, seither ist der Hang auch für Schlittler und Wanderer erschlossen

Hauptpiste 3a, wegen gefrorenem Frühlingsschnee nicht schön zu fahren

Die zweite Sektion bildet der Skilift Schonegg. Er wird tüchtig beworben als steilster seiner Sorte in der Schweiz. Mit dem vereisten Trassee war er tatsächlich schwierig zu fahren, Halt hatte ich wenig. In erster Linie erschliesst er die schwarze Sonnenpiste. Diese ist auch deshalb interessant, weil sie etwas "Hintenrum-Charakter" aufweist, man wechselt quasi vom Skilift in eine separate Geländekammer. Die obersten Höhenmeter derselben waren nett, danach wurde sie leider eisiger. Unten mündet sie dann in die blaue Piste 3b, welche auch von der 3SB erreichbar wäre. Den entsprechenden Ziehweg war ich aber gar nie gefahren.

Skilift Schonegg in der Totalen

Ziehweg zur schwarzen "Sonnenpiste"

noch kaum Spuren

Tiefblick auf die schwarze Piste

oben noch in ziemlich gutem Zustand

Blick zurück

Die blauen Pisten waren in erstaunlich schlechtem Zustand. Trotz Beschneiung eine sehr dünne Schneedecke, teilweise bereits ausgeapert. Habe ich nicht ganz verstanden, ist da tatsächlich soviel Schnee geschmolzen, oder wurde gar nie beschneit? Jedenfalls musste man vielen Steinen auweichen. Von den Pisten war es das bereits, es gibt noch die rote Piste direkt neben dem Skilift, die aber nicht viel mehr als ein Zickzack-Weg ist, auf dem man kaum anständige Kurven fahren konnte.

blaue Pisten an der 3SB

unten auf der blauen 2b kaum Schnee trotz Beschneiung

oder: 222 Höhenmeter auf gerade mal 495 Metern Strecke

einmal fuhr ich die rote 1 direkt am Skilift

Insgesamt bin ich achtmal mit der 3SB und viermal mit dem SKilift gefahren. Die Luftseilbahn führte eine volle Kabine nach der anderen hoch, bald gab es längere Wartezeiten an der Sesselbahn. Deshalb begab ich mich um 11 Uhr auf die Talroute Fellenrüti. Auch sie war mit dem gefrorenen Frühlingsschnee rauh und unruhig zu fahren, viel Spass machte das nicht, wenigstens hatte es genügend Schnee. Die Talroute endet oberhalb Engelberg auf 1200 m.ü.M. an einer Bushaltestelle, somit ist die Route insgesamt recht kurz. Den Bus hatte ich gerade verpasst, darum ging ich zu Fuss die 200 Höhenmeter der glatten Strasse entlang runter, zurück ins Dorf.

Talroute Fellenrüti

mit gefrorenen Sulzbuckeln wenig spassig

gerade ausreichend Schnee

Mit dem Neubau der Luftseilbahn hatte man 2008 die Talstation vom Ortsinnern gezügelt auf die Klostermatte. Somit ist dieser Anfängerhang seither inkludiert im Brunni-Skigebiet. Als reines Anfängergebiet erfüllt die Klostermatte ihren Zweck vollauf, aber sportlichen Anspruch findet man natürlich nicht. Für mich ging es nur darum, die beiden Lifte einmal abzufahren, schon das war an der Schmerzgrenze. Unten im Schatten war zudem die Sicht recht schlecht, an der oberen Hàlfte war dagegen trotz Beschneiung kaum mehr Schnee da.

Gewusel am Anfängerhang Klostermatte

unten stehenein Tellerlift, ein Bügellift und ein Förderband parallel - also der ultimative Idiotenhang

die untere Hälfte blieb durchgehend im Schatten

noch eine Fahrt mit dem Bügellift, beide Lifte sehr langsam

eine Kabine der Luftseilbahn schwebt nach oben

Bereits um 12:30 gab ich die Tageskarte zurück. Mein Plan war eigentlich, auf dem Rückweg noch einen Zwischenhalt im kleinen Skigebiet Bannalp einzulegen. Die Züge der ZB hatten aber so viel Verspätung, dass ich den Anschluss verpasst hätte und diese Idee begraben musste. Wenigstens war ich so wieder früh zu Hause. Mein Eindruck des Skigebiets Brunni ist zwiespältig. Klar, am Nachmittag wären die dann aufgefirnten Pisten sicher besser zu fahren gewesen, auf der anderen Seite hatte ich morgens weniger Leute. Letztlich bietet das Skigebiet nur drei kürzere Pisten an, überall dort, wo am steilen Hang überhaupt Pisten möglich sind, aber ideales Skigelände sieht anders aus und einen richtigen Fahrrhythmus bekommt man leider nicht.