Von Sarn her kam ich querend durchs Gelände ins Skigebiet Tschappina, auf dem unruhigen und aufgefirnten Altschnee. Irgendwo beim Skilift Oberurmein-Rascheins erreichte ich wieder die Skipisten. Das zweite Skigebiet am Heinzenberg ist ein reines Schleppergebiet, vier an der Zahl, aber vorerst sah ich nur diesen einen Skilift. Da der ganze Hang immer etwa die gleiche Neigung hat, kann man sich eigentlich gar nie so wirklich einen Überblick über das Skigebiet verschaffen.

Der Skilift startet direkt oberhalb des kleinen Dörfchens Oberurmein. Im Gegensatz zu Sarn vorm Vormittag war hier die Atmosphäre völlig anders. Viel weniger Leute, alles eine Spur gemütlicher. An der Talstation war sofort augenfällig, dass der Anstehsbereich sorgfältig in verschiedene Einerkolonnen gruppiert wurde. Hier also bewusste Corona-Massnahmen, und das funktionierte auch: kein Gedränge, kein Gehetzte, viel mehr Gelassenheit.

Offpiste oberhalb Oberurmein

Skilift Oberurmein, fast 2 Kilometer lang

eine flache Angelegenheit

Piste Oberurmein

Zielhang bei der Talstation

Die beiden Pisten am Skilift glichen sich wie ein Ei dem anderen. Das flache Gelände wurde natürlich übernommen und nicht planiert, wodurch die Pisten schön wellig sind. Der Schnee war jetzt auch auf den Pisten aufgeweicht, richtige Buckel bildeten sich trotzdem nicht - dafür ist der Hang einfach zu flach. Danach querte ich von der Bergstation weiter nach Süden zum Doppelschlepper Lüschgrat. Dieser führt nicht nur auf den höchsten Punkt des Heinzenbergs, sondern ist auch die offensichtliche Hauptanlage. Hier war schon etwas mehr los.

auf dem Weg rüber zum Doppelschlepper

Doppelskilift Lüschgrat

mit insgesamt 2000 p/h ein Kapazitätsmonster

Aussicht vom Lüschgrat zum Piz Beverin (2998 m.ü.M.) und zum Bruschghorn (3054 m.ü.M.)

Pisten bei Obergmeind

Ausstieg des Doppelschleppers

1994 hatte man den früheren Einzelskilift bewusst durch einen Doppelschlepper und nicht durch eine Sesselbahn ersetzt. Am linken Skilift ist Selbstbedienung, der rechte ist bedient - eine praktische Aufteilung. 4 mal fuhr ich den linken Skilift in Serie, dort war die Warteschlange natürlich kürzer. Wie schon zuvor am Skilift Oberurmein waren sich auch hier alle Pisten sehr ähnlich. Recht flach, immer wieder Wellen, stets die gleiche Hangexposition. So nett auch alles aussieht - allzu abwechslungsreich ist es hier oben nicht. So fuhr ich der Reihe nach alle Pisten ab.

Pisten am Lüschgrat

Pisten nördlich des Doppellifts...

... und südlich davon

im Anstehbereich bei Obergmeind wieder drei schmale Anstehkanäle, das hat hier System

Wie schon am Morgen in Sarn begab ich mich auch hier rasch ganz auf den Grat hinauf, um eine bessere Aussicht zu geniessen. Danach gings noch zum unteren Skilift, wobei es beim Minidörfchen Obergmeind fast kein Durchkommen gab bei all den Skiern, die da neben den Sonnenterrassen kreuz und quer hingelegt wurden. Am Skilift Obertschappina war ich beinahe alleine unterwegs. Anschliessend eine Fahrt rüber zum Skilift Oberumein, die Verbindungspiste war mir zu stark seitlich abfallend. Dann lieber nochmals eine Abfahrt nach Obertschappina, hier sind die Pisten ein My steiler als sonst im Gebiet.

Blick von ganz oben auf das sanfte Gelände

sehr wenig los auf den Pisten

unterhalb Obergmeind

nebenan der Skilift Tschappina

wird vornehmlich als Zubringer zum Doppellift benützt

Zum Schluss nochmals drei Fahrten oben am Lüschgrat (diesmal auch am bedienten Skilift), wo es doch die meisten Pisten gibt. Auch nachmittags noch voll Sonnenschein hier. Dann wars Zeit für das Spannendste des Skigebiets: die Talabfahrt. Während das eigentliche Skigebiet bei Obertschappina und Oberurmein auf etwa 1580 m.ü.M. startet und nicht ganz 600 Höhenmeter umspannt, führt die Talabfahrt viel weiter runter, je nach Schneeverhältnissen. Bis 1200 m.ü.M. würde es sicher gehen, auf dieser Höhe hatte es ja morgens in Sarn auch noch genug Schnee.

Winterstimmung

Start der Talabfahrt

bereits unterhalb Oberurmein

kurz vor der ersten Strassenkreuzung

Die Talabfahrt ist astförmig aufgebaut: immer wieder seitliche Abzweigungen, die einem zu all den verschiedenen Dörfern am Hang wie Flerden, Urmein oder Unterschappina bringen. Entsprechend ist es morgens durchaus Usus, dass man mit dem Postauto hinauf ins Skigebiet fährt, um abends die lange Talabfahrt machen zu können. Bis zu diesen Dörfern wurde die Piste noch markiert und präpariert, danach nicht mehr.

Wie weit runter würde es noch gehen? Der Schnee wurde schon weniger, bei den verschiedenen Kreuzungen mit der Zick-Zack-Bergstrasse muss man natürlich kurz abschnallen, aber gefühlt nahm die Abfahrt kein Ende. Irgendwann dann ein teilweise ausgeaperter Steilhang, dann fertig beim Weiler Dalaus. Wirklich fertig? Nein, nur ein wenig verfahren. Nebenan gings nochmals weiter runter, bis dann kurz vor Cresta - auf nur noch 830 Metern Meereshöhe - endgültig Schluss war. Von da aus wars mit dem Bus ein Katzensprung runter nach Thusis.

schön natürliche Trassierung

weiter unten weder präpariert noch markiert

gute Schneeverhältnisse bis weit runter

oberhalb Dalaus wirds etwas steiler

Rückblickend blieb mir in erster Linie die Talabfahrt hängen. Oben im "richtigen" Skigebiet sind sich alle Pisten wahnsinnig ähnlich, etwas steilere Hänge oder andere Expositionen sucht man vergeblich. Mit der ewig-langen Talabfahrt bekommt das kleine Schlepper-Gebiet bei guten Schneeverhältnissen aber eine ganz andere Dimension. Abfahrten weg vom Skigebiet gefallen mir ja fast immer, ähnliche Pisten gibts in der Nähe nach Küblis oder Ruschein. Hier war es aber wirklich ein krasser Bonus im Vergleich zum etwas biederen Skigebiet an sich.