Vom Moléson kommend erreichte ich quer durch die Winterlandschaft das kleine Skigebiet Rathvel. Eines der abgelegensten Skigebiete der Schweiz, versteckt im Nirgendwo in der hintersten Ecke von Châtel-St-Denis. Um so überraschter und erfreuter war ich, wie viele Leute hier hinten waren. Vermutlich dank den tiefen Preisen, für Familien mit kleinen Kindern reicht das Skigebiet ja völlig aus.
Doppelschlepper Rathvel, der kurze rechts beinahe in voller Länge
Talstation mit Menschentraube aufgrund eines Defekts
Das Hauptgeschehen spielt sich am Doppelskilift ab. Der rechte ist mit 250 Metern megakurz und geht nur bis zum Restaurant und zum oberen Parkplatz. Der linke ist deutlich länger, aber auch ziemlich flach und geeignet für Anfänger. Leider standen die beiden Skilifte immer wieder mal länger still, so dass die Wartezeit im Schnitt 15 Minuten betrug. Nun, ich hatte mehr als genug Zeit hier. Einmal fuhr ich am kurzen, zweimal am längeren Skilift. Wie drüben am Moléson waren hier die Pisten ebenfalls schon stark abgerutscht, so dass neben den Pisten die Schneeverhältnisse besser waren.
jetzt im längeren Lift
macht immerhin 150 Höhenmeter
Hautpiste am Rathvel im halboffenen Gelände
ziemlich flaches Voralpengelände
gerade so genügen Schnee, aber einige heimtückische Wellen auf der Piste
Unter dem Nebel war es nach wie vor bissig kalt, dafür ergaben die tiefgefrorenen Wälder auch hier eine schöne Winterstimmung. Ich wechselte zum Bügellift "Le Gros Niremont", deutlich der längste Skilift hier, erstaunlicherweise aber mit viel weniger Menschen. Hier gibt es ungefähr drei Pistenvarianten, allesamt schmale Waldschneisen mit vielen Wellen - planiert ist im Skigebiet kein einziger Meter.
nun im Skilift Gros Niremont, ehemals ein Kurvenskilift
2009 wurde die Talstation etwas nach unten versetzt und eine neue, gerade Schneise geschlagen
das letzte Stück oberhalb der Baumgrenze
Die Pisten am Skilift boten viel mehr Abwechslung als erwartet: immer wieder tauchten im Wald neue Pisten oder Variantenhänge auf, auch nach drei Abfahrten hatte ich die Situation noch nicht überall erfasst. Leider ist der Lift eine Schnecke, die Bergfahrt dauert geschlagene 12 Minuten. Ich hatte genügend Zeit, aber so kam halt kein wirklicher Fahrrythmus auf. Vielleicht hätte man das 2009 beim Umbau besser lösen können.
charakteristisch für den Skilift: seine schmalen Pisten im Wald
das letzte Pistenstück, mit der neuen Talstation dazugekommen
auf den vielen Pistenvarianten verteilen sich die Leute total
eine weitere, etwas breitere Piste
Schiebestück hinüber zu den Rathvel-Liften
teilweise drückte der blaue Himmel nochmals durch
Soweit so gut, ich hatte noch viel Zeit, aber irgendwie muss man auch wieder von Rathvel wegkommen. Zu Fuss gings von der Bergstation knapp 500 Meter lang leicht bergauf auf den Niremont-Gipfel. Leider im dichten Nebel, vermutlich war die Obergrenze gerade so 50 Höhenmeter weiter oben. Mir taten die Schneeschuhläufer leid, die vermutlich weit hinaufgestiegen sind in Erwartung oder Hoffnung eines Sonnebads. Sonst wäre das ein schöner Aussichtsgipfel.
auf dem Gipfelgrat des Niremont
leider auch der Gipfel auf 1514 m.ü.M. im dichten Nebel
Und dann kam die lange Abfahrt im Gelände! Mein Plan sah vor, so gut wie möglich nach Semsales runter zu fahren, und zwar entlang des Wanderwegs und nicht beim ehemaligen Skigebiet vorbei. Im Nebel war es gar nicht so einfach, sich zu orientieren, gerade auf dem Gipfel. Oben herum war der Schnee durch den Wind hartgepresst, so ging es trotz wenig Gefälle fast vom Gipfel weg gut zu fahren. Weiter unten warteten auch einige steilere Hänge. Durch den Wald hatte ich auch Glück, der Weg war festgetreten und ging gut zum vorsichtigen Fahren. So gings wunderbar runter bis Semsales auf 910 m.ü.M.
gemächliche Abfahrt nach Prévondes
weiter durchs offene Gelände
links hinten war mein Orientierungspunkt, wo der Wanderweg in den Wald einmündet
auch der Wanderweg ging fast problemlos, war sogar recht steil
der letzte Hang oberhalb Semsales, Talabfahrt bis ins Dorf möglich
Damit war ein spannender und ungewöhnlicher Skitag vorbei. Endlich gabs auch etwas Winterstimmung in tieferen Lagen, endlich konnte ich neue Skigebiete erkunden. Rathvel gefiel mir dabei besser als die vergleichbaren Innereriz oder Degersheim. In Erinnerung bleiben aber vor allem die beiden Variantenabfahrten, mit welchen ich den Tag hindurch einiges an Distanz zwischen Moléson und Semsales zurücklegte. Das Kartenstudium hatte sich voll ausbezahlt, die Abfahrten klappten problemlos. Und vom Bahnhof Semsales war die Rückreise auch bequem.
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