Bereits im Januar verbrachte ich eine Woche in den Skigebieten von Zinal und Grimentz. Allerdings war damals die neue Verbindungsbahn von Grimentz hinauf zur Sorebois-Schulter infolge Bauverzögerung noch nicht fertiggestellt. Ausserdem waren damals auch viele interessante Pisten noch geschlossen. Darum war das April-Wochenende willkommen, um das neue, verbundene Skigebiet nochmals richtig zu erleben. Da am Samstag die neue Luftseilbahn offiziell gesegnet wurde, war ordentlich was los im Skigebiet, aber an die Wartezeiten an der Talstation in Zinal haben wir uns ja gewöhnt.
Sogleich stellten wir fest, dass die Lichtverhältnisse im Frühling völlig andere sind als jeweils im Januar oder Februar. Die Hänge am Sorebois verschwinden nach Mittag nicht im Schatten, sondern bleiben besonnt - entsprechend war der Schnee trotz Höhenlage sulzig. Wettermässig war alles dabei und änderte sich im Minutentakt: Sonne, Nebel, Regen, Schneefall und Sturm, Temperaturen zwischen +15 und -5 Grad Celsius. Schnee hatte es noch genügend, ausser für die Talabfahrt nach Zinal, was keine Überraschung war. Oben war u.a. auch die untere rote Piste am Chiesso präapariert, was nicht häufig der Fall ist.
Standardblick aufs Skigebiet
Wetterstimmung
auf der Sesselbahn Chiesso
wie immer: super Pistenzustand
Wolkenstimmung
Klar, landschaftlich kann das Kerngebiet von Zinal nicht mithalten mit Grimentz und St. Luc. Das grosse Plus ist aber die Vielzahl von sportlich-anspruchsvollen Abfahrten. So wird es hier nie langweilig, während man z.B. in Grimentz nach 3 Tagen das Skigebiet "gesehen hat". Richtig beliebt war der Skilift Combe Durand mit seinen steilen Pisten. Kein Zweifel, hier an den Nordhängen war der beste Schnee zu finden. Ein paar mal fuhr ich hier, doch bald schon lockte die neue Verbindungsbahn mitsamt Piste de Chamois.
Garde de Bordon mit Pisten am Combe Durand
Geländekammer Durand
Barthélémy - ein Nordhang par excellence
Piste Barthélémy
Starthang am Combe Durand, einwandfrei präpariert
Vor sechs Jahren konnte ich letztmals die Chamois fahren, darum freute ich mich umsomehr auf die darauf. Nach der luftigen Einfahrt per ausgesetztem Ziehweg ist es vor allem ein langer, langer Steilhang in einer grossen Geländekammer. Dann einige Übergänge, die Einfahrt in den Wald, bis auf 2020 m.ü.M. Anschliessend ein langer Ziehweg, bis man auf dem Parkplatz von Grimentz ankommt. Obwohl die Geländekammer von der neuen Bahn überspannt wird, war es immer noch eine imposante Abfahrt. Schon oben im Steilhang hatte es teilweis kaum mehr Schnee, der Ziehweg unten war stellenweise kaum mehr fahrbar wegen mangelndem Schnee. Kurz nachdem ich sonntags erneut runter war, wurde sie wegen Lawinengefahr und Schneemangel endgültig gesperrt für den Rest des Winters.
eine riesige Bahn
im langen und anspruchsvollen Steilhang der Piste Chamois
ein Blick zurück
auch weiter unten ruppiges Gelände
unten ein längerer Skiweg
Ebenso gespannt war ich natürlich auf die Fahrt mit der neuen Luftseilbahn. Mit ihren 1'100 Höhenmetern, dreieinhalb Kilometern Länge und den geräumigen 125er-Kabinen ist sie eine der grössten Seilbahnen der Schweiz, und wird entsprechend mit Musik etc. inszeniert. Eine Fahrt mit ihr ist ein spektakuläres Erlebnis: zunächst wird man minutenlang steil hinaufgezogen, immer weiter, immer weiter hoch, bis man auf die Skihänge der Bendolla runter sehen kann, gleichzeitig Tiefblick auf Grimentz. Anschliessend schwebt man in luftiger Höhe über zwei Geländekammern hinweg bis zur Bergstation.
neue Talstation Grimentz
ausfahrende Kabine
Tiefblick auf Grimentz und die beschneite Talabfahrt von Bendolla
Blick auf die Piste de Chamois nach unten...
... und nach oben
offene Bergstation mit Kabine
Natürlich verbrachte ich auch einige Stunden im Skigebiet von Grimentz. An beiden Tagen fuhr ich je einmal die längeren Pisten Tsa, Couloirs und Lona. Die beiden letzteren waren im Janur auch noch nicht geöffnet. Oberhalb Grimentz war das Wetter jeweils deutlich schlechter als drüben in Zinal. So wechselte ich am Sonntag mit der Verbindungsbahn zurück nach Zinal, wo es wieder schön war und sich die Vertausender im Talschluss zeigten. Zum Abschluss noch ein paar Fahrten im angefirnten Schnee an der Corne.
Sesselbahnen und Viertausender im Hintergrund
Standardpanorama vom Weisshorn bis zum Obergabelhorn
Gipfelpiste Corne
Lac de Moiry, kaum mehr Wasser drin
Dorf Zinal mit dem dominanten Besso
Mit der neuen Verbindungsbahn hat sich selbstredend der Charakter des Skigebiets geändert. Der Hauptbereich von Zinal wirkt jetzt ziemlich industrialisiert, und an den Sesselbahnen ist es spürbar voller geworden. Die beiden Skigebietsteile sind jetzt viel näher zusammengerückt, man kann viel flexibler wechseln zwischen Sorebois und Bendolla. Auffällig ist auch der neue grosse Parkplatz in Grimentz. Problematisch bleibt aber die Piste de Chamois, die auch diesen Winter nur an wenigen Tagen geöffnet werden konnte. Ob sich die riesige Investition ausbezahlt, wird man in ein paar Jahren sehen können.
1 Kommentare
Wenn es nach Zinal geht, lasse ich die Ski im Keller und greif mir mein Carving Board. Zum Carven sind Zinal und Grimentz allererste Adresse. Die Pisten stets gut präpariert, dazu die Barthelemy und die Chamois mit ihrer einzigartigen Geografie und besonders wichtig: meist viel Platz, weil das Tal etwas abseits liegt und die Tagestouristen genug Auswahl in der Umgebung haben. Aber auch die Pisten in Grimentz sind außergewöhnlich, man könnte lediglich mal was an den alten Liften tun.
Seit 3 Jahren bin ich regelmäßig hier. Empfehlung von mir: vormittags die Barthelemy in Zinal, anschließend Talabfahrt Chamois Richtung Grimentz und am Nachmittag noch ein wenig die Hänge von Grimentz.
Die Chamois ist für mich die schönste Talabfahrt der Alpen. Leider habe ich sie erst 2015 entdeckt. Wenn die Bedingungen günstig sind, kann man den Steilhang auch noch super carven. Bei welcher anderen Talabfahrt wäre das wohl möglich?