In der Hoffnung auf besseres Wetter nach dem grauen Tag in Morgins und Torgon gings ganz in den Süden des Wallis. Mit einem der wenigen Postautokurse 40km durch das abgeschiedene Val d'Hérens, bis schliesslich Arolla erreicht ist. Vor allem ein Ort für Ski-Touren. Ein paar alte Hotelkästen stehen noch, sonst gibts hier eigentlich nichts, ausser ein paar Stangenschlepper. Auch im Internet finden sich nur wenige Informationen über das Skigebiet. Insgesamt dürfte Arolla eines der aussergewöhnlichsten Skigebiete im Alpenraum sein.
Vom Parkplatz gilt es kurz hinaufzulaufen, dann ist man am Kassenhäuschen, und das wärs auch schon gewesen mit der "Tal"station. Anführungs- und Schlusszeichen sind berechtigt, ist man hier doch bereits auf 2000 müM. Anderenorts ist auf dieser Höhe schon längst Schluss. Wegen der abgeschiedenen Lage gibts in Arolla kaum Tagesgäste, höchstens ein paar Ferienlager. Die Hauptanlage ist der Skilift Fontanesses 1 mit seinen knapp 500 Höhenmetern. Während der ersten Bergfahrt zeigt sich, dass die Situation gar nicht so übersichtlich ist - immer wieder kommen neue Pistenstücke hervor. Die erste Abfahrt gefiel mir auf Anhieb, vor allem die breiten Steilhänge im unteren Bereich bei kaltem, griffigem Schnee.
links der Hauptskilift, rechts der Anfängerlift
2km lang ist dieser Stangenschlepper
Skilift Fontanesses 3
kurz vor der Kurve desselben
Während der Hauptlift immer in Betrieb ist, scheinen die anderen Lifte je nach Bedarf dazugeschaltet zu werden. Leider war die obere Hälfte des Skigebiets zu, was mich nicht besonders störte, da mit den verschiedenen Pisten sowieso genügend Abwechslung vorhanden war. So machte ich drei Fahrten am kurzen Skilift Fontanesses 3, der neben dem untersten Teil der Hauptpiste noch eine kleine, kurvige Waldpiste erschliesst. Später sollte ich feststellen, dass dieser Kurzlift ab 12 Uhr Mittagspause macht.
Skilift Remointze, heute nicht in Betrieb
oberster Teil des Hauptlifts
toller Haupthang zuunterst - ohne Leute
Mont Collon bei besser werdendem Wetter
Bei einer der folgenden Bergfahrten die nächste Überraschung: Der obere Skilift Fontanesses 2 lief jetzt auch! Mit seinen hochalpinen Pisten verdreifachte sich das Angebot auf einen Schlag. Ausgesprochen dezent und dennoch schnell erschliesst er ein kaltes Hochtal inmitten der Walliser Bergwelt. Dazu eine Vielzahl von schön trassierten, menschenleeren Pisten, bei perfektem Naturschnee. Einer der schönsten Skilifte, die ich kenne. Nacheinander testete ich die verschiedenen Pisten. Wenn man bis ganz hinunter zur Talstation fährt, ergeben sich damit richtig lange und rassige Abfahrten. Unglaublich, wie leer es hier war - verglichen mit anderen Orten im Februar.
Startstück Fontanesses 2
Fontanesses 2 bis auf fast 2900 m.ü.M.
Blick von oben auf Lift und Pisten
der fast leere Stangenschlepper fügt sich dezent in die Umgebung
menschenleere Pisten, alles frisch präpariert
saukalt hier auf der Hochebene
die mittlere Piste mit ihren tollen Kurven
die halbrechte Piste... ein Traum
einige Pisten kreuzen hier den Hauptlift
Zusätzlich zu den normalen Pisten starten an der Bergstation zwei Hintenrum-Abfahrten. Dafür muss man kurz zum Pass "La Forcla" hinüberschieben. Peitschender Wind herrscht hier oben, aber das ist angesichts der Umgebung allen egal. Nach dem Pass öffnet sich eine neue, gänzlich unbebaute Geländekammer. Zwei Pisten gibt es hier, ich wähle zuerst die äussere mit ihrer genialen Trassierung. Kurvig, wellig, voller Überraschungen. Die Bergwelt dazu ist sowieso eine Wucht. Geil!
Winterlandschaften am oberen Skilift
kurzes Schiebestück zu den Hintenrumpisten - gegenüber die Aiguille de Tsa
Winterimpression
erster, einladender Blick, nochmals abgelegener als der Rest
ein Blick zurück auf den ersten Steilhang
Was für ein geniale Trassierung! Die Piste ist zudem erstaunlich lang, und daneben gibts massenhaft Tiefschneehänge.
Kältebedingt war eine kurze Pause nach der langen Abfahrt nötig. Die zweite, schwarze Hintenrum-Abfahrt ist etwas kürzer und endet im Steilstück neben dem Schlepper Remointze. Darum war also diese Piste präpariert und verspurt, obwohl der Skilift nicht in Betrieb war. So nach und nach ergab sich die Gesamtvorstellung über das Skigebiet. Am Hauptlift gab es nun sogar eine Warteschlange, doch die Leute verteilten sich nach wie vor bestens im Skigebiet. Leider zog gegen Nachmittag wieder dunkle Bewölkung auf. Den Tag schloss ich mit zwei gemütlichen Fahrten am Fontanesses 3 ab.
Talschluss Arolla
wieder oben auf einer anderen Piste, der Bergflanke entlang
die Täli-Piste links des Hauptlifts - niemand unterwegs
nebenan die Gletscher der Pigne d'Arolle
Zielhang der schwarzen Hintenrum-Piste
ein letzter Blick zurück ins Skigebiet
Leider ging die Zeit viel zu schnell vorbei, und irgendwann hatte ich auch Hunger, denn Verpflegungsmöglichkeiten gibts keine im Skigebiet. Viele Pisten wäre ich gerne noch ein zweites oder drittes Mal gefahren, und die Tiefschneehänge hatte ich noch kaum ausprobiert. Punkto Abwechslung war hier viel mehr zu finden als man erwarten würde. Ausserdem war ich ein wenig erstaunt, dass das ausschliessliche Stangenschlepper-Fahren überhaupt nicht müde machte. Alles in allem hatte sich selten ein Besuch mehr gelohnt als diese 5 Stunden in Arolla. Ein tolles Skigebiet, das sich ohne Drumherum aufs Wesentliche (Lift und Piste) konzentriert. Hoffentlich vermag es zu überleben.
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