Dem Frühlingsangebot war nicht zu widerstehen, trotz happigen 59 Franken für die Tageskarte. Also auf ein Weiteres! Die Hauptachse war oberhalb der Station Trübsee komplett geöffnet, inklusive Gletscherlifte, dazu auch noch die beiden Sessellifte Jochpass und Jochstock mit ihren Pisten. War im Tal unten keine Spur mehr vom Winter übrig geblieben, so näherten wir uns während der langen Gondelfahrt zum Trübsee langsam aber sicher dem Schnee, der etwa bis 1400 m.Ü.M. hinunter reichte. Auf den geöffneten Pisten sollten wir später überall auf mindestens 1 Meter Frühlingsschnee treffen.

In der 80PB hinauf zum Stand trafen wir nebst einigen wenigen Gleichgesinnten auf eine kleinere Gruppe Chinesen und eine grössere Gruppe Inder. Folglich gab es bei jeder Stützenüberfahrt ein Gekreische. Die letzte Sektion bewältigt die Rotair - die erste Drehluftseilbahn der Welt, die dazu hoch Über den Gletscher führt. Als die Angestellte die Temperatur in englischer Sprache durchgab, wurde es dann ganz ruhig unter den Asiaten... Nach total 40 Minuten Fahrzeit erreichten wir endlich den Kleintitlis um 9 Uhr 20. Von diesem Winter bin ich mir wahrlich anderes gewohnt als ein derart ausgebauter Gipfel, der einem Freizeitpark gleicht.


Talstation im Grünen


im Innern der Talstation

Die erste Fahrt auf dem Gletscher war eine wahre Freude, da der Schnee noch ideal pulvrig war und für winterliche Verhältnisse sorgte. Nach der Bergfahrt mit dem Iceflyer gab es eine Überraschung: einige Chinesen wollten unbedingt auf ein Foto mit echten Schweizer Wintersportlern. Man kann es ihnen nicht übel nehmen, da sie zum ersten Mal im Schnee stehen.


unterster Teil der kurzen 6KSB/B Iceflyer


überall herrschte strahlend blauer Himmel, nur am Titlis nicht


Blick von der Bergstation Rotegg nach Norden, seltsame Stimmung unter der Wolkenschicht

Nach 3 Fahrten am Skilift Rotegg (auf bereits aufgewärmtem Schnee) folgten wir der Abfahrtsroute weiter hinunter zum Stand: Ein spektakulärer Steilhang zwischen Felsen hinunter, nur leider unregelmässig verbuckelt. Hier machte ich Bekanntschaft mit dem schmierigen und schweren Maischnee. Als nächstes kam die 4KSB/B Laubersgrat dran, sie bedient 3 rot-schwarze Pistenvarianten.


auf der Piste am Laubersgrat, Mittelstation Stand und Rotair


80PB Trübsee-Stand


Bergstation 2SB Rindertitlis


dank den Asiaten liefen die Luftseilbahnen der Hauptachse fast durchgehend

Weiter unten war auch die 2SB Rindertitlis in Betrieb. Ihre Piste ist aber von Ziehwegen durchsetzt, also kombinierten wir sie gleich wieder mit der oberen 4KSB. Nun hatten wir die linke Seite bereits "abgefahren", darum wechselten wir mit dem Trübsee-Hopper zur rechten Seite. An der 4KSB/B zum Jochpass wagte ich eine Fahrt abseits der Pisten. Der Spass hielt sich sehr in Grenzen, da der Schnee ungemein schwer war. Vor der Mittagspause blieb uns noch der Jochstock als letzte geöffnete Anlage übrig, allerdings war die eher kurze Piste nicht allzu interessant.


4KSB/B Jochpass mit kurzer Aufhellung, Lift war wie alle Sesselbahnen langsam unterwegs


vor der Bergstation auf 2200 Meter


Jochpass von der Piste am Jochstock gesehen


Strecke Jochstock


zugebauter Hang am Laubersgrat

Leider blieb die Wolkenschicht hartnäckig und sorgte für schlechte Sichtverhältnisse, dafür wurde der Schnee nicht extrem sulzig und die Temperatur hielten sich im aushaltbaren Bereich. Während der Rückfahrt zur Hauptachse mit dem "Trübsee-Hopper" zeigte sich, wie fast der ganze Hangrücken vom Trübsee bis hinauf zum Titlis mit Stationen, Masten, Pisten, Lawinensprengeinrichtungen, Türmen, etc. Überbaut ist. So macht das Ganze einen unschönen, künstlichen Eindruck, die Natur scheint etwas auf der Strecke geblieben zu sein. Ich möchte nicht wissen, wie es da aussieht, wenn die Bahnen in der Hochsaison ausgelastet sind. So dauerte es auch nicht mehr lange, bis ich von den Pisten am Laubersgrat "genug hatte". Also sollte es mit den beiden Luftseilbahnen nochmals ganz hinauf gehen.


auf dem Trübsee-Hopper


die schwarze Piste am Laubersgrat


4KSB/B Laubersgrat


die oberste Sektion über dem Gletscher, für kurze Zeit herrschte Sonnenschein

Mittlerweile war auch der Schnee hier oben in eigenartigen schmierigen, langsamen Zustand. Nach weiteren 4 Fahrten am Rotegg-Lift und einer mit dem Iceflyer stand noch die ganze Abfahrt hinunter zum Trübsee an. 1200 Höhenmeter Piste/Route im Mai lassen sich wahrlich zeigen!


asiatische Winterträume


Bergstation Iceflyer


2SL Rotegg, als einziger Skilift eine wahre Abwechslung


Iceflyer mit Fussgängerbeförderung, man beachte die Sitzanordnung


Strecke desselben, fast in der Totalen

Interessant war an diesem Tag die Mischung der Besucher: Auf der Hauptachse zum Titlis und auf dem Gipfel kam man sich fast als Ausländer vor, dafür befand man sich auf den Pisten in lockerer Atmosphäre mit wenigen anderen Unentwegten. Mittlerweile waren die Höhenmeter dank dem schweren Schnee ziemlich in den Beinen zu spüren. Es war 15.40, ich entschied mich, dieselbe Abfahrt vom Titlis ein letztes Mal zu machen. Danach brachte uns die 6EUB wieder ins Tal hinunter, die Saison war damit definitiv beendet.


einzige Stütze der Rotair, kurz vor Bergstation


das fahrerische Highlight: Abfahrtsroute Rotegg-Stand

Was soll ich nun vom Skigebiet halten? Der Tag lohnte sich allemal, doch mir fehlte die Weiträumigkeit der Lauchernalp oder die überdurchschnittlichen Pisten, wie sie z.B. in Laax zu finden sind. Trotz des Gletschers steht der landschaftliche Eindruck eine Stufe tiefer als etwa in Saas Grund. Obwohl fast alle Hauptanlagen geöffnet waren, konnte man sich im Prinzip nur auf 2 Pisten und einigen parallelen Varianten vergnügen. Die Abwechslung kann so nur in unterschiedlichen Kombinationen der Anlagen entstehen. Deswegen blieb ich dem Skigebiet auch so lange fern, aber an diesem Wochenende war es zweifellos das beste verfügbare Angebot.