Grächen gehörte nicht zu den Skigebieten, in die ich unbedingt mal hin wollte. Andererseits war ich diesen Winter noch nie im Wallis, und da in vielen anderen Skigebieten interessante Pisten wegen hoher Lawinengefahr geschlossen waren, ging es durch die NEAT ins Mattertal hinein. Grächen kennt man als sonnigste Ortschaft der Schweiz mit 300 Sonnentagen im Jahr und entsprechend trockenem Klima. So waren bei meinem Besuch die gegenüberliegenden Südhänge bereits völlig ausgeapert, und wie im ähnlichen Hohsaas-Gebiet nebenan ist deshalb künstliche Beschneiung eine Notwendigkeit für die Skipisten.

Derzeit befindet sich das Skigebiet in einer recht radikalen Umstrukturierungs-Phase, man will sich "für die Zukunft rüsten", wie es so schön heisst. Mit dem Neubau der Hannigalp-Gondelbahn während des letzten Sommers wurde die Bahn zum Seetalhorn abgerissen, somit gibt es nur noch einen Zubringer, welcher schräg hinauf ins Skigebiet führt. Rund um die Station Hannigalp befindet sich das Anfängergebiet und eine Hand voll Skilifte, dazu die Leitner-Sesselbahn Bärgji, welche den unteren Teil des recht steilen Hanges erschliesst.


Gondelbahn Hannigalp


steile Piste Bärgji


Station Hannigalp - im Hintergrund Matterhorn und Weisshorn, links das Skigebiet in Richtung Seetalhorn


im kurzen Skilift Paradiesli, macht etwa 150 Höhenmeter


Bergstation desselben, im Norden grüsst das Bietschhorn


Schlusshang der schwarzen Piste Bärgji

Weisshorn und Bishorn sieht man praktisch vom ganzen Skigebiet, im Norden grüsst das Bietschhorn. Leider bleibt der Blick aber immer derselbe, auch an den oberen Stationen sieht man nicht viel von der hochalpinen Bergwelt rund um Zermatt und Saas Fee, die ja eigentlich ganz nahe ist. Die Hänge an der Hannigalp bieten weit weniger, als es den Anschein macht, auch weniger, als ich erwartet hatte. Im Prinzip ist da alles eine einzige Schneise im Wald, die von verschiedenen Liften erschlossen wird. Trotz des steilen Geländes und einigen Übergängen bietet dies recht wenig Abwechslung, auch der anspruchsvolle aber schnurgerade Bärgji-Hang wirkt so nicht allzu attraktiv.


einseitige Mittelstation der Sesselbahn für die schwächeren Skifahrer


steile Anlage mit immerhin 500 Höhenmetern


Blick hinüber zum Seetalhorn


Weisshorn (4506 m.ü.M.) - für viele der schönste Berg der Alpen


Anfängerlifte Härdera


auf der Talabfahrt, stets in Begleitung der neuen Gondelbahn, gebaut 2011

Aufgrund der warmen Temperaturen blieb ich den ganzen Morgen im unteren Teil des Skigebiets, um die Pisten vor dem Aufsulzen fahren zu können. Wobei bereits morgens der Schnee ziemlich harschig und unregelmässig zu fahren war. Die Talabfahrt ist entlang der Gondelbahn angelegt und wegen deren (bereits angesprochenen) schrägen Trassierung entsprechend planiert. Schade, dass der Skilift Furggen 1 mangels Andrang geschlossen war, denn an einem Stangenschlepper hätte ich auch hier meine Freude gehabt.


Grächen, sonnigstes Dorf der Schweiz


Skilift Furggen 1 in der Totalen


nebenan im Furggen 2


nochmals auf der Talabfahrt


enges Schlussstück in Grächen, bereits jetzt ziemlich sulzig


Blick von der Bergstation Furggen ins Saastal

Um halb eins dann Wechsel in Richtung Seetalhorn. Dabei kommt man am stillgelegten Skilift Wannihorn vorbei, der zusammen mit dem Kurzlift Sputnik zwei Pisten erschloss. Möglicherweise wird dieser Hang in einigen Jahren mit einer neuen KSB wieder bedient, denn die beiden zusätlichen Pisten würden dem Gebiet gut tun. Nun denn, hier ist die KSB Stafel - ebenfalls mit Mittelstation - die Hauptanlage. Ähnlich wie die Hannigalp-EUB ist sie quer zum Hang trassiert. Das Gelände hier ist alles andere denn geeignet für Skipisten: meterhoher Felsschotter, auftauender Permafrost-Boden, rutschender Untergrund. Nicht gerade die übliche Gegend für ein Skigebiet.


einer der vielen stillgelegten Lifte: Wannihorn


Sesselbahn Stafel


über Stock und Stein geht es 650 Höhenmeter bergwärts


einer der schönen Hänge der einzigen Stafel-Piste


einseitige Mittelstation mit Kurve


ungewöhnliches Trassee im meterhohen Schotter

Nachmittags zog Bewölkung auf - nicht zum ersten Mal im Winter 11/12. Eine Wolke blieb über Grächen hängen und sorgte für düsteres Wetter während den restlichen Stunden, es sollte sogar ein wenig gewittern. Neben der Stafel-Bahn gibt es oben noch die kürzere, fixgeklemmte Plattja-Sesselbahn, die eine weitere rote Piste erschliesst. Bei beiden Anlagen muss man zuerst einen steilen, engen "Starthang" bewältigen. Erstaunlicherweise trieben sich hier viele Anfänger wiederholt herum und versperrten die schmale Piste. Da fragt man sich schon, warum diese nicht z.B. bei der Mittelstation der Stafel-4KSB aussteigen...


Starthang am Seetalhorn


Piste Stafel


sehr unstabiler Untergrund, scheinbar musste die Strecke freigebaggert werden


Sessellift Plattja mit stärker werdender Bewölkung


auf der 2er Sesselbahn - auch hier sind die Pisten weisse Bänder im Felsschutt, obwohl eigentlich recht viel Schnee liegt

Südlich des Plattja-Lifts sind noch letzte Überreste der Gabelhorn-Bahn zu sichten, ein extrem steiler Sessellift, der nur wenige Jahre in Betrieb war. Wegen des einsetzenden Schneefalls wurde es am Seetalhorn unwirtlich, so zog es mich wieder hinunter zur Hannigalp. Hier waren insbesondere die Bärgji-Piste aufgeweicht und ausgefahren, doch mit Trick 57 ging es am Pistenrand trotz stark eingeschränkter Sicht ganz gut zu fahren. Positiv zu vermerken sind die langen Öffnungszeiten - um halb Fünf gab es die letzte Fahrt vom Furggen nach Grächen. Notabene über den Stafelalp-Ziehweg, denn dieser Weg verlängerte die Talabfahrt und machte sie abwechslungsreicher (sic!) als die Standard-Piste zur Hannigalp.


Bergstation auf nicht ganz 2900 Metern


düstere Stimmung am Seetalhorn mit ehemaliger Station der Gondelbahn und ehemaligem Restaurant


zurück an der Hannigalp - hier wieder der Skilift Furggen 2


düstere Abendstimmung bei einsetzendem Regen

Unten in der Waldschneise, oder oben zwischen den Felsblöcken: An beiden Orten fühlt man sich eingeengt, die wenigen Pisten können nicht verlassen werden. Das ungewöhnliche Gelände macht das Installieren von Pisten aufwändiger als anderswo, und so verfügt das Skigebiet strenggenommen über gerade mal vier Pisten. Trotz der eigentlich interessanten Hangneigung schränkt dies die Abwechslung halt drastisch ein. Auch wegen des schlechten Wetters waren dann die letzten Stunden für mich mehr Zeitvertreib den Spass. Dafür kann man gespannt sein, wie sich das Skigebiet entwickeln wird und welche neuen Anlagen tatsächlich gebaut werden. Das suboptimale Gelände dürfte man aber auch damit nicht wettmachen können.