Joachim hiess der Orkan, welcher vor und an diesem Wochenende über Mitteleuropa hinwegfegte und grossen Teilen der Schweizer Alpen mehr als einen Meter Neuschnee bescherte. Schneemengen, wie sie es seit mehreren Jahren nicht mehr gegeben hatte. Dementsprechend hoch war überall auch die Lawinengefahr. Viele Skigebiete geschlossen, einige wie Lauchernalp oder das Saaser Tal gar nicht erreichbar, andere nur mit wenigen Anlagen in Betrieb. In Lenk war das hingegen anders - alle Hauptanlagen geöffnet.
Bei Sturm, Schneefall und Nebel war es ein gewisses Risiko, die Anreise auf sich zu nehmen. Dieses wurde allerdings wett gemacht mit der Vorfreude auf richtig winterliche Verhältnisse. Das Skigebiet erschliesst den 2000 Meter hohen Betelberg. Die unteren zwei Drittel sind bewaldet, nach oben hin wird der Berg immer flacher. Das ist dann auch gleich der Grund, warum sich hier die Lawinengefahr in Grenzen hielt. Hauptanlage ist die Gondelbahn, bestehend aus zwei Sektionen, welche von Lenk zur Station Leiterli führt. Der Betelberg gehört zwar zur Skiregion Adelboden-Lenk, ist mit dessen Hauptgebiet aber nicht pisten- oder liftmässig verbunden.
Talstation der 6EUB in Lenk
Trassee der 1. Sektion
oben angekommen neben dem Skilift Leiterli, hinten der Mülkerblatten
Blick über die flache 2. Sektion Stoss-Leiterli
An der Bergstation wurde man nebst beträchtlichen Neuschneemassen sofort von stürmischen Verhältnissen erwartet. Waren die Sichtverhältnisse während der ersten Abfahrt noch erstaunlich gut, zog es danach immer stärker zu. Insbesondere die Fahrt am kurzen, flachen Gipfelskilift Leiterli war wegen des hier erbarmungslos peitschenden Windes an der Grenze des Erträglichen. So sollte es auch die einzige Fahrt an diesem Lift bleiben. Anschliessend ging es auf einer der vielen flachen Pisten hinunter zur rechten Seite des Gebiets, zum Skilift Hasler.
erste Abfahrt bei noch akzeptabler Sicht
Winterimpression I
Skilift Leiterli bei Sturm
Talstation Skilift Hasler
Blick hinüber zu Betelberg und Leiterli
Die zweite Achse des Gebiets, hauptsächlich bestehend aus den beiden Sesselbahnen Wallegg und Mülkerblatten erschliesst die Hänge des Mülkerblatten, im oberen Teil zusammen mit dem bereits genannten Skilift Hasler. Auch hier gilt: mehrheitlich flache Pisten. Was hier rot markiert ist, wäre anderswo blau. Dafür sorgten, bei nun wieder besser werdender Sicht, tief verschneite Wälder für Winterstimmung.
Piste am Sessellift Mülkerblatten
Talstation der schönen Städeli-Anlage
Aufhellung am Mülkerblatten
zurück an der 2. Sektion der Gondelbahn
Piste mit schönen Waldpassagen
Offiziell geöffnet waren nur die oberen Pisten. Die Talabfahrten, die hier gut und gerne die Hälfte des Pistenangebots ausmachen, waren weder markiert noch präpariert. So konnte man sich hier unten so richtig im Neuschnee austoben, wobei das Fahren bei einem Meter Neuschnee ziemlich in die Beine ging. Die oft einsamen Fahrten durch die verschneiten Tannenwälder machten Spass, und ab und zu zeigte sich gar kurz die Sonne. Eindeutig etwas Spannenderes als das in Massen betätigte Herunterrutschen auf vereisten Kuntschneebändern, wie es anderswo gepredigt wird!
Mittelstation Stoss
erste inoffizielle Talabfahrt - Natur und nichts anderes
Winterimpression II
für kurze Zeit drückte die Sonne durch
eine andere, stärker befahrene Route
Skilift Hasler
Nach halb zwei zogen erneut Nebelbänke auf, es begann wieder tüchtig zu schneien. Bei diffusem Licht und immer kälter werdender Temperatur wurde es oben immer ungemütlicher, denn der Wind wollte einfach nicht nachlassen. Obwohl, auf den Pisten konnte man noch immer flüssig fahren. Etwas skurill war die Talabfahrt Wallegg, wo es vor allem galt, den laufenden Schneekanonen auszuweichen. Richtig schön war dann wieder die letzte Fahrt auf der Piste Tschuggen, welche immerhin 700 Meter Höhendifferenz aufweist und in der Mitte des Gebiets - also zwichen den beiden Liftachsen - abwechslungsreich durch das wenig steile Gelände verläuft. Ein toller Abschluss!
Talstation an der Wallegg
brüllende Schneekanonen
unterster Abschnitt an der Wallegg
oben am Mülkerblatten
Piste Tschuggen
An sich scheint mir das Skigebiet am Betelberg nichts Besonderes zu sein. Kein hochalpines Flair, wenige Reize, mehrheitlich flache Pisten, also eher etwas für Anfänger. Bei diesen speziellen Verhältnissen war es hingegen ein äusserst sinnvolles Ziel, und vor allem die verschiedenen Talabfahrten durch echte und natürliche Winterlandschaften waren - trotz Nebel, Wind und Schneefall - richtig schön. An solchen Tagen weiss man wieder, was richtiger Winter ist.
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