Schnee war der ganzen Monat über Mangelware, darum gabs auch kaum sinnvolle Ziele für einen Tagesausflug. Da es terminlich gerade gut passte, entschied ich mich trotzdem für einen frühen Saisonstart am ersten Dezember-Wochenende. Zuerst überlegte ich mir, nach Saas Fee zu fahren, doch ich hatte dann keine Lust, den ganzen Tag im Schattenkessel zu verbringen. Da erinnerte ich mich an die Lauchernalp - ein Gletscherskigebiet, das oft vergessen wird. Siehe da, tatsächlich waren ein paar Pisten geöffnet. So ergab sich nach siebeneinhalb Jahren spontan der zweite Besuch im Lötschental.
Etwas später als sonst üblich war ich an der Talstation der Luftseilbahn. 15 Minuten warten, da man strikt nach Fahrplan fuhr, dann schwebt die Kabine rasch hinauf auf die Lauchernalp. Oben erinnerte die Stimmung schon stark an Frühlingsskifahren: keine geschlossen Schneedecke, wenige Leute, und wegen der Lage am Südhang pralle Sonneneinstrahlung. Mit der 2SB Stafel und der 3KSB gings auf direktem Weg hoch zur Station Gandegg. Ich war ja vor allem hier wegen den beiden Gletscherpisten an der Gipfelbahn zum Hockenhorngrat. Also gleich ganz hinauf, die Bergfahrt mit der steilen Bahn dauert ja bloss 3 Minuten.
wenig Schnee auf der Lauchernalp
auf der 2SB Stafel, der parallele Skilift war noch nicht bereit
Lauchernalp, im Hintergrund das Lötschental
Bergfahrt auf der flotten 3KSB
die schwarze 5 wird weiter eingeschneit
Zuerst wählte ich die blaue Schilthorn-Piste fürs Einfahren. Vom ersten Besuch war sie mir nicht mehr gross in Erinnerung. Der Gletscherhang der Piste war genial mit griffigem Naturschnee als Unterlage. Der untere Teil dann Ziehweg-artige Passagen zurück nach Gandegg. Schade war, wie weit sich der Milibach-Gletscher zurückgezogen hatte seit dem letzten Besuch. Gerade oben an der Bergstation hat der Gletscher spürbar an Masse und Ausdehnung verloren, zwischen Bergstation und Gletscher muss die Piste neuerdings ein Felsband durchqueren. Als man in den Siebzigern die Skiliftachse bis Gandegg gebaut hatte, war die Station quasi am Gletscherrand, kaum mehr vorstellbar. Noch 10, 15 Jahre gebe ich dem Gletscher, dann wird es das gewesen sein mit "Gletschergebiet" und "Gletscherbahn".
Traumhang der blauen Piste Schilthorn
Gondelbahn in der Totalen
Piste Schilthorn direkt unter dem Hockenhorn
Gondelbahn und das allgegenwärtige Bietschhorn
die 15EUB von Garaventa ist eine Neuerschliessung von 2003
Nach wie vor ist die schwarze Piste "Petersgrat" der Star unter den Pisten. Ebenfalls wundererbarer Schnee auf dem Steilhang. Auch hier hat sich wegen dem Gletscherrückgang einiges verändert: die Einfahrt ist flacher geworden, danach gibt es aber nur noch einen Steilhang und nicht mehr zwei, wie bei meinem ersten Besuch. Ausserdem ist die Piste gefühlt noch steiler geworden. Auf einem behilfsmässig eingerichteten Ziehweg kam man rechts hinüber an den Skilift Gandegg. Hier war nur die rote, direkte Piste offen, und dies auch nur dank Kunstschnee in der unteren Hälfte. Jene Passagen waren grauenhaft zu fahren, eine einzige Rutschpartie auf Kunsteis.
auf der schwarzen Piste Petersgrat
Gipfelbereich am Hockenhorngrat
geradeso genug Schnee am Skilift Gandegg
Bergstation der Gondelbahn auf 3111 m.ü.M.
Rutschpartien am Skilift Gandegg
Da die Petersgrat-Piste nur in Kombination mit dem Skilift Gandegg wiederholte gefahren werden kann, dauerte es einerseits bis in den Nachmittag hinein, bis die Piste ausgefahren war, und andererseits kommt man immer wieder ein wenig durchs Skigebiet. Einige Mal fuhr ich auch hinunter zur Lauchernalp, hier war nur die schwarze Kunstschenepiste Arbä und ihre blaue Verlängerung Waldera offen, leider reichte der Schnee bei Weitem nicht für die anderen schönen Pisten an der 3KSB. Das erste Stück der Arbä-Piste war erstaunlich gut zu fahren, nach der Rechtskurve halt wieder Kunstschnee-Eis. Aber alles zusammen waren immerhin 1100 Höhenmeter am Stück befahrbar.
rote Piste Gandegg
Bergstation Gandegg auf etwa 2700 m.ü.M.
nachmittags auf der Piste Schilthorn
auf der schwarzen Piste Arbä
wurde den ganzen Tag über weiter beschneit
Am Nachmittag genoss ich dann noch das schöne Gipfelpanorama, auch vom Aussichtspunkt "Schilthorn" aus, der wegen Gletscherschwund nicht mehr direkt an die Pisten angeschlossen ist. 40 Viertausender sieht man hier etwa. Beeindruckend natürlich die Südsicht auf Mischabel, Monte Rosa etc. bis hin zum Mont Blanc. Später waren dann auch die Gletscherpisten ausgefahren, die Pisten rückten in den Schatten, und die grosse Abwechslung war auch nicht gegeben. So machte ich mich nach etwa 5 Stunden im Skigebiet bereits wieder auf den Heimweg.
Panorama nach Nordwesten
Kanderfirn und Blüemlisalp-Gruppe
tolle Aussicht, u.a. Weisshorn, Matterhorn, Dent Blanche, Grand Combin, Mont Blanc
Blick in Richtung Zermatt, links die Mischabelgruppe und die Monte Rosa
Vor allem im Nachhinein erwies sich die Lauchernalp als gute Wahl. Klar, die grosse Pistenauswahl gabs auch hier nicht, aber immerhin zwei schöne Gletscherpisten mit pulvrigem Naturschnee, ordentlich Höhenmeter am Stück, entspannte Stimmung und viel Sonne. Somit ganz in Ordnung für den Saisonstart. Hoffen wir, dass Frau Holle im neuen Jahr aus den Ferien zurückkommt.
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