Endlich ein freier Tag, luxuriöse Schneeverhältnisse, mehrheitlich gute Wetterprognosen – die Saison konnte beginnen. Kurzfristig entschied ich mich für ein vermeintlich kleines Skigebiet: die Mythenregion. Früher wurde hier mit dem Begriff "Skisafari" geworben; ein treffender Titel. Denn es handelt sich nicht um ein gewöhnliches Grossraumskigebiet, sondern um einen Zusammenschluss verschiedener kleiner, voralpiner Skigebietchen, die untereinander durch Strassen, Lifte oder Verbindungsrouten vernetzt sind. Nachdem ich verschiedene Teile davon vom Sommer oder von Anfängerversuchen auf den Skis kannte, wollte ich schon länger das ganze "Ausmass" erleben.
7 Uhr 45 morgens, Zürcher S2: eine vollgestopfte S-Bahn kommt ja öfters vor, aber am Wochenende ist es ein gewöhnungsbedürftiger Anblick. Es scheinen nur Wintersportler unterwegs zu sein, man profitiert vom Angebot der verlängerten S2 bis nach Unterterzen (Talstation Flumserberg). Kein Wunder, dass nicht genügend Sitzplätze für die schneegeile Meute vorhanden sind. Nach Umsteigen in Wädenswil und Biberbrugg erreiche ich per Bus die Talstation in Sattel. 2 Stunden Anreise waren nötig, um keine 200 Meter höher zu stehen als zuhause, dennoch bin ich am Tor einer ziemlich unterschätzten Skiarena angelangt.
Beim Kauf des Spezialskipasses "Swiss Knife Valley" wird mir mitgeteilt, dass die Verbindungen offiziell geschlossen seien. "Man kann ja auch den Bus nehmen" war meine nicht so ernst gemeinte Rechtfertigung. Also ab in die erste Drehgondelbahn der Welt! Sinnvollerweise wird der Drehmechanismus erst eingestellt, wenn die Bahn einigermassen frequentiert ist, was morgens um 9 Uhr noch nicht der Fall war. Dennoch sind die runden Kabinen eine willkommene Abwechslung. Leider ist die Bergstation Mostelberg noch in dicke Nebelschwaden gehüllt, dafür hat es nachts nochmals etwas geschneit.
Talstation Stuckli-Rondo
So begebe ich mich fürs Erste auf die Talabfahrt, welche herrlich abwechslungsreich zwischen Häusern und Bäumen hindurch trassiert ist. Zuerst vorsichtig, dann mit immer mehr Vertrauen setze ich die ersten Kurven in den Schnee. Es sind die ersten dieses Winters. Selten dürften hier unten die Schneeverhältnisse besser sein – bei der Höhenlage von 800 bis 1200 Metern kann man wirklich von einer Talabfahrt sprechen. So kann mir auch die schlechte Sicht nichts anhaben.
Drehgondelbahn in verschneiter Landschaft, darunter die Talabfahrt
Damit ist die Geschichte der modernen Anlagen im Gebiet begonnen und gleichzeitig beendet... Über den Skilift Engelstock, ein Stück Ziehweg und einen Seillift erreicht man Herrenboden und tritt nach und nach ein in eine Welt, in der die Zeit stehen geblieben ist, in der keine Spur von modernem Massentourismus zu finden ist, in der alles seinen Platz und seine Ruhe geniesst – ein idyllisches Winterparadies.
Skilift Engelstock
Skilift Engelstock
Die beiden Skilifte Bärenfang und Hochstuckli erschliessen die coupierten Haupthänge. Im Gegensatz zum weniger steilen Bärenfang-Lift macht der Hochstuckli-Lift dank eines Steilhangs ordentlich Höhenmeter. Keine Überkapazität, keine Wartezeiten, genügend Platz auf den Pisten – das System funktioniert einwandfrei. Während der ersten Fahrt am Hochstuckli-SL erreiche ich bald die (Hoch-)Nebelgrenze, erfreue mich am blauen Himmel, bis ich schliesslich an der Bergstation auf dem Kamm von der Wintersonne geblendet und erwärmt werde.
tolles Nebelmeer, rechts des Kreuzes ist die Rigi Kulm erkennbar
Partyoase Herrenberg :)
Skilifte Bärenfang und Hochstuckli
Blick zurück zum Mostelberg
idyllische Umgebung
Kleine Mythen
Panorama nach Süden
Dank dem lichten Baumbestand bietet der SL Hochstuckli zahlreiche Abfahrtsvarianten an, sei es auf oder neben der Piste. Wieder einmal fällt mir auf, wie attraktiv Pisten in unplaniertem, welligem Gelände sein können. Die einwandfreien Schneeverhältnisse tragen das Ihrige zum Vergnügen bei.
Auf der topographischen Karte hatte ich eine geniale "Hintenrum"-Variante entdeckt: Also biege ich bei der Bergstation direkt nach rechts ab, und sofort bieten sich unberührte Steilhänge zum Befahren an. Lediglich einigen Zäunen muss ich ausweichen. Der Rückweg gestaltet sich einfacher als gedacht, da ein Winterwanderweg gewalzt wurde.
Märchenlandschaft
Winterwanderweg zurück nach Herrenberg
einfach traumhaft
Bergstation SL Hochstuckli
Im Wissen, dass dieses tief gelegene Skigebiet nicht jeden Winter ausreichend mit Schnee beschenkt wird, geniesse ich jede Minute. Ein Fall der Kategorie "klein aber fein". Nach der 5. Fahrt mit der Hauptanlage beginnt der Tag aber erst so richtig...
0 Kommentare