Nach 2 Stunden hatte ich genug vom Sturm am Brienzer Rothorn, weiter gings mit dem tieferliegenden "Dorf-Skigebiet". Selten war ich in einem derart unstrukturierten Skigebiet. Scheinbar wahllos steht ein gutes Dutzend Lifte, meist Skilifte, am flachen Hang, zwischen 1100 und 1700 m.ü.M. Einstmals gab es hier viele Liftgesellschaften, die von unten her den Berg für sich erschliessen wollten, weshalb es bis heute 5 verschiedene Talstationen gibt. Etwa 3 Kilometer breit ist der ganze Zirkus, es würde also eine Weile dauern, das Skigebiet durchzukämmen.
Mit dem Skibus kam ich vom Rothorn, also war Sörenberg Platz der erstbeste Einstieg ins Gebiet. Die Liftkette hier besteht aus zwei neuen kuppelbaren Sesselbahnen hinauf zur Hinteren Schwarzenegg. Keine Ahnung, warum man gerade hier die Skilifte durch Sesselbahnen ersetzt hat, ist doch das Gelände denkbar flach und anspruchslos. Zwei mal fuhr ich von oben nach unten, zweimal gähnende Langeweile. Dazu war die "rote" Piste 4 Kunstschnee-vereist, wahrlich kein Vergnügen. Also ein drittes Mal rauf, aber danach wechselte ich sogleich weiter nach rechts zu den nächsten Liften.
Talstation der KSB Sörenberg Platz, nette Farbgestaltung
Blick hinüber zum Rothorn
auf der sehr flachen Bahn, ersetzte 2010 einen Doppelskilift
2. Sektion Hintere Schwarzenegg, ebenfalls sehr flach
Ziel war eigentlich die zentrale Station Rossweid, stattdessen erreichte ich den Skilift Hundsknubel. Als einziger Lift erschliesst er anspruchsvolle Abfahrten, er ist sogar richtig steil, wodurch er so gar nicht zum Skigebiet passt. Leider viel zu langsam unterwegs. Zu meiner Überraschung wurde das Wetter besser und besser, die Sonne begann durchzudrücken. Damit wurde es doch noch was mit spassigem Fahren in diesem Gebiet. Die nett trassierte Piste 6 brachte mich zur Rossweid.
Skilift Hundsknubel mit schwarzer Piste linkerhand
Aussicht zum Schwarzwaldgebirge
Tiefblick auf den Doppelskilift Schwarzenegg
nebenan die KSB in sehr flachem Almgelände
Bergstation der Gondelbahn Rossweid, Baujahr 1990
Der Anfängerlift Rossweid wollte auch einmal gefahren sein, danach gings runter auf der Piste 6 nach Sörenberg. Die Piste würde natürlich auch als blaue Piste durchgehen, aber sie war doch schon wesentlich abwechslungsreicher als diejenigen zuvor an den KSBs. Halt eine nette Waldpiste mit Kurven, Übergängen, breiteren und schmaleren Hängen. An der Talstation gabs mit 5 Minuten die einzige nennswerte Wartezeit des Tages. Gleich nochmals runter, dann aber Bergfahrt mit dem fast parallelen Skilift Schönisei. Interessant hier die sehr schmale Waldschneise, gerade genug breit für den Skilift.
Doppelskilift Rossweid, eher für Anfänger
Talstation der Gondelbahn in Sörenberg. Anlage macht gerade mal 300 Höhenmeter.
Skilift Schönisei
Nächste Liftkette: unten der Skilift Sörenberg Dorf, oben der Doppelskilift Schwarzenegg, dessen Bergstation am Hundsknubel liegt. Der Doppelschlepper scheint eine beliebte Anlage zu sein, obwohl er kaum eine eigene Piste erschliesst. Der untere Skilift gefiel mir hingegen, auf beiden Seiten nette Carving-Pisten, wobei die Piste 9 sogar tatsächlich rot ist. Drei mal fuhr ich hier unten, dann rauf mit dem Doppelskilift und oben nochmals drei Fahrten am steilen Hundsknubel. Die schwarze Piste war nicht frisch präpariert und somit, bei eher schwerem Schnee, recht schwierig und vor allem unruhig. So warf sie einige Leute ab, die vielleicht besser bei den flacheren Liften geblieben wären.
Skilift Sörenberg Dorf
im Doppelskilift Schwarzenegg, ebenfalls sehr flach, aber mit 2400 p/h ein Kapazitätsmonster
nochmals der untere Dorf-Lift mit nettem Carving-Hang
Mittlerweile war die Aufhellung wieder vorbei, von nun an eher düstere Lichtverhältnisse. Nächste Piste war die blaue 10. Auf ihr entfernt man sich von den Liften, so etwas wie eine "Aussenrum-Piste". Sie ist doch recht lange, aber nett trassiert. Mehrere Minuten dauert die Fahrt, bevor man sich unten entscheiden kann: entweder zurück zum Skilift Sörenberg Dorf, oder weiter zum Skilift Ochsenweid. Dieser ist mit seinen 3 Carving-Pisten wieder interessanter. Den unten ist der "Sörenberg-Hügel" etwas steiler und es hat genügend Gefälle für anspruchsvollere Abfahrten.
auf der landschaftlich schönen Piste 10
weiter unten in offenem Gelände
Skilift Ochsenweid
800 Meter lang, leider mit Dauerbeschallung
Letzte Station: Skilifte Rischli, mit der Talstation fast direkt in der Scheune, Stallgeruch inklusive. Hier gibts breite, vollkommen unmodellierte Pisten, richtig ursprünglich wirkt das hier. Schön ist die Piste 13, Hurnischwand, welche nach einem Schiebestück einen weiten Bogen aussenrum macht. Auch der Anfängerlift Brunnenboden machte Spass, hier gibts wirklich Platz für alle.
Talstationsbereich der drei Rischli-Skilifte
links der längere Husegg-Lift, rechts der kürzere, aber ältere Wald-Lift
Hintenrum-Piste Hurnischwand
anspruchslos, aber trotzdem schön
und noch der Skilift Brunnenboden
kurzer Anfängerlift mit megabreiter Piste
Positiv hervorzuheben sind die langen Betriebszeiten - alle Anlagen laufen bis 16 Uhr 30. Ich fuhr noch einige Male am Husegg-Lift und fand Gefallen daran, wie die Pisten sanft durch die offenen Tannenwälder führen. Ziemlich stimmungsvoll, auch, weil man hier völlig alleine unterwegs war. Zum Schluss nochmals auf die Piste 10 und runter nach Sörenberg Dorf.
fast 2 Kilometer lang ist der Husegg-Lift
ruhige Pisten durch halboffene Lärchenwälder
niemand unterwegs
Talstation der Gondelbahn
Insgeheim hatte ich mir erhofft, dass Schneefall einsetzten würde, denn das hätte die Lärchenwälder noch etwas stimmungsvoller und winterlicher gemacht. Das Skigebiet Dorf kann man als typisches Familienskigebiet gut mit der Mythenregion vergleichen: meistens flach, voralpin, Waldpisten, vorwiegend Skilifte. Die Mythenregion ist verwinkelter, ermöglicht Fahren in allen Expositionen, während hier alles am selben Hang steht. Dafür gibt es hier ein wenig mehr Pisten. Die meisten davon sind in Ordnung, einfach mit den Pisten an den KSBs kann ich wenig bis gar nichts anfangen.
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