Auf den ersten Blick ist Atzmännig ein unscheinbares, eher langweiliges Mini-Skigebiet. Eine Handvoll Lifte stehe nebeneinander am gleichen Hang, die Pisten sind eher kurz. Das grosse Plus ist die kurze Anreise, beispielsweise die urbane Stadtbevölkerung erreicht die Talstation ab Zürich HB in einer Stunde. Die Nähe war auch für mich das Kriterium, um ganz spontan vorbeizuschauen, ohne grosse Erwartungen. Politisch liegt Atzmännig im Kanton St.Gallen, geographisch wohl eher im Zürcher Oberland. Die Talstation "Schutt" liegt auf etwa 800 m.ü.M, hinter dem Streudorf Hintergoldingen.

Das Skigebiet ist schon etwas versteckt, während der Anfahrt sieht man lange nichts davon. Dennoch war bereits um 9 Uhr ordentlich was los an der Talstation. Mehr oder weniger parallel erschliesse eine 2er-Sesselbahn und ein Skilift den gleichmässig geneigten Haupthang mit etwas mehr als 350 Metern Höhendifferenz. Bereits jetzt gab es ein paar Minuten Wartezeit am Skilift, das blieb dann auch für den ganzen Tag so. Zunächst fuhr ich auf der Hauptpiste, die zwischen den beiden Liften liegt und an einem Hof vorbeiführt. Nichts Spannendes, aber am Rand war die Piste noch unverspurt und entsprechend schön zu fahren. Dann bei der 3. Abfahrt zum ersten Mal neben den Pisten. Ja, etwa einen halben Meter Neuschnee gab es, meistens unverspurt, da unter der Woche kaum jemand unterwegs war. Die Piste direkt rechts des Skilifts war leider für Renntrainings abgesperrt.


erste Bergfahrt auf dem Skilift Atzmännig


Blick von oben auf die Hauptpiste


Engstelle, die Piste geht rechts der Hütte vorbei


nebenan die Talstation der Sesselbahn


Skilift Atzmännig, hier 1961 als erster Lift gebaut von Städeli


Lift ist doch 1300 m lang

Interessanter sind aber all die anderen Pisten am Skilift. Von unten aus gesehen rechts gibt es mehrere Waldschneisen, die man über eine interessante Einfahrt über den Kamm erreicht. In manchen wurde gepistet, in anderen nicht. Immer wieder Bodenwellen, mehrere Kurven. So war jede Abfahrt wieder anders. Vor allem war kaum jemand da, quasi Privatpisten. Auf dem unmodellierten Gelände sind natürlich keine Höchsttempi möglich. Dennoch ergab sich mit dem Skilift zusammen ein schöner Rhythmus - eine Berg- und Talfahrt dauerte jeweils eine Viertelstunde, inklusive kurzer Wartezeit.


breite Aussenpiste rechts der Lifte


alleine durch verschneite Wälder


mit diesem Schussstück gehts zurück zu den Liften


eine andere Pistenvariante


Zürichsee mit Seedamm


spannend verwinkelte Pisten

Auf der linken Seite der Lifte gibt es zwei weitere Varianten. Zum einen die weite, blaue Aussenrum-Piste, wo vor allem Anfänger unterwegs waren. Dann noch die etwas steilere und schmale Zürischuss-Piste als Ergänzung. So verteilten sich die Leute gut, obwohl ja mit den beide Anlagen ordentlich Leute raufgeschaufelt werden. Einmal wählte ich die Sesselbahn für die Bergfahrt. Aber dies dauerte eine ganze Viertelstunde, weshalb im Winter der Skilift klar zu bevorzugen ist.


blaue Aussenrumpiste


auf dem Sessellift, gebaut 1970


Mittelstation für den Sommerbetrieb


Winterstimmung


Piste Zürischuss

Um 11 Uhr wechselte ich zu Fuss in den zweiten Teil des Skigebits. Nebenan an der Brustenegg gibt es einen kürzeren Doppelskilift und einen Anfängerlift. Auch wenn der Doppellift nur 500 Meter lang ist, sollte er nicht unterschätzt werden: die obere Hälfte ist recht steil und das anspruchsvollste am Atzmännig. Auch hier verschiedene kurzweilige Varianten: die schön trassierte blaue Piste rechts aussen, die rote Piste mit einem Steilhang, und zwischendrin viel Platz für Offpiste-Fahrten. Links der Skilifte sogar richtig knackige Tiefschneehänge.


unten an der Brustenegg


Bergstation auf 1020 m.ü.M., mit Totpunktausstieg


nur der Tellerlift war in Betrieb


hier wird jeweils Nachtski angeboten, inklusive Fondue


Übungslift Au

Gegen Mittag hin waren die weiche Pisten langsam abgefahren. Hätte ich nicht bloss eine Vormittagskarte gekauft, wäre ich aber sicher länger im Skigebiet geblieben, auch weil das Wetter nicht so schlecht wie angekündigt war. Klar, grössere Höhendifferenzen gibts nicht, ebensowenig aussergewöhnliche oder schwierige Pisten. Aber dank den vielen Varianten trotzdem ein Geheimtip für spontane Ausflüge. Gerade bei Neuschnee kann man sich wunderbar austoben.